Die Wedding-Planerin
auch beide Teile darin wiederfinden können.
Versunken in derlei idealistisches Gedankengut, blieb ich vor dem Schaufenster einer Bäckerei stehen. Hochzeitstorten. Erst
realisierte ich nicht, was ich sah, dann schrak ich zusammen. Los, geh weiter – kauf dein Brot woanders, dachte ich. Fasziniert
aber betrachtete ich die ausgestellten Torten. Eine war klassisch dreistöckig, weiß mit rosa Rosen dekoriert. Eine andere
war rechteckig, auf einer Spiegelplatte angerichtet und mit einem offenbar essbaren Bild eines Paares dekoriert. Darunter
in Zuckerschrift der Name und das Hochzeitsdatum. Superkitschig. Ich musste lachen, machte ein Foto mit meinem Handy und
schickte es Lena. Text der Nachricht: «Für die No-go-Sammlung».
Wir haben nämlich zwei Ordner angelegt. In dem einen sammeln wir die Dinge, die nicht in Frage kommen. Das sind viele. In
dem anderen legen wir die Ideen ab, die wir gut finden. Das sind wirklich wenige. Auf diese Weise versuchen wir, Inspirationen
und Ideen sinnvoll zu strukturieren und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Außerdem habe ich noch etwas anderes getan – obwohl ich mir immer geschworen hatte, dass es nie so weit kommen würde. Aber
es wurde notwendig, denn so langsam drohte ich den Überblick zu verlieren. Ich bekenne: Ich habe Hochzeits-Excel-Tabellen
angelegt. Freunde hatten zu ihrer Hochzeit eine Profession aus dem Führen der elektronischen Tabelle gemacht. Die beiden hatten |82| die einzelnen zu bearbeitenden Punkte einem Projektplan gleich in mehreren Tabellen-Blätter angelegt: Kirche, Standesamt,
Essen, Kleidung, Einladungen, Geschenke etc. – und natürlich eine selbstprogrammierte, sich ständig aktualisierende Kostenaufstellung.
Später dann auch der genaue zeitliche Ablauf. Die Ausdrucke des aktuellen Stands der Dinge sammelten sie in einem Ordner mit
Registern – in unterschiedlichen Farben. Bei jeder Frage, jedem Gespräch über die Hochzeit konnte der Ordner oder wahlweise
der Laptop hervorgeholt und die Liste entsprechend bearbeitet werden.
Mir war das immer zu abgeklärt, zu elektronisch, es kam mir irgendwie überflüssig vor. Und überhaupt: Wie soll man denn
da den Überblick behalten? Allerdings muss ich gestehen, dass auch ich ein Listen-Fan bin, täglich einen Zettel bei mir
habe, auf dem die wichtigsten Dinge vermerkt sind, die nach Erledigung gestrichen werden. So habe ich auch die bisherigen
Hochzeiten vorbereitet: Ein irgendwann ziemlich zerknitterter Zettel hat mich das Jahr über begleitet, wurde ergänzt, gestrichen
und überschrieben. Na ja, und manchmal verloren und eben neu gemacht. Man muss sich schließlich auch trennen können.
Aber ab einem bestimmten Punkt wird es unweigerlich unübersichtlich: Mit wem muss bis wann was besprochen werden? Und was
habe ich schon mit wem besprochen? Welcher Gast will was machen? Wer muss noch informiert werden? Wer reist wann an? Also
habe ich neben den Ordnern mit Lena noch diverse andere Listen angelegt: eine zur Organisation des Junggesellinnenabschieds
und eine weitere für den Überblick über alles «Heimliche», in einer dritten stehen alle Gäste verzeichnet. Und vielleicht
noch eine vierte für den Überblick über alle Listen?
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|83| Samstag, 30. November
Stimmung: erhellt
Sound: «Jungle Drum» von Emilia Torrini
Thema des Tages: Wo feiern?
Gestern gab es eins der legendären Telefonate mit Lena. Die Gute neigt zur Vergesslichkeit, die zwar nicht beabsichtigt ist,
aber zur Folge hat, dass manche Dinge einfach aus ihrem Hirn verschwinden. Bereits im Oktober hatten wir per Mail einige
Veranstalter angefragt. Bisher kamen, zumindest bei mir, kaum Antworten an, was mich ein bisschen nervös gemacht hat –
so langsam sollten wir etwas buchen, denn sonst wird die Zeit knapp. Heute ist der entsprechende Punkt in einer meiner Listen
aufgeploppt (ja richtig gelesen, ich habe sie auch zeitlich programmiert und werde automatisch erinnert, was wann fällig
ist). Also habe ich die zukünftige Braut angerufen und gefragt, ob sie schon etwas gehört hat.
«Veranstalter. Ja richtig, das wollte ich dir längst schon erzählen.» Auch wenn sie es am Telefon nicht sehen kann, verdrehe
ich die Augen. Das ist mal wieder typisch – ich zerbreche mir den Kopf, und sie hat die Entscheidung so gut wie getroffen.
«Wir haben da einen in Aussicht, ich habe das Angebot vorliegen – warte, ich schicke es dir schnell per Mail»,
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