Die Wedding-Planerin
hinterlassen, und wenn ich mich nicht bald melde, schickt sie einen Suchtrupp
nach mir los. Beim morgendlichen Blick in den Spiegel sehe ich, dass ich meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio dringend aus
dem Winterschlaf wecken und trainieren sollte. Hilfe, ich muss mich neu organisieren. Als Erstes rufe ich in dem Laden an,
den ich gerade entdeckt habe. Die haben tolle Kleider auf der Homepage, und vielleicht bekomme ich für morgen noch einen
Termin für Lena.
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Samstag, 23. November
Stimmung: euphorisch
Sound: Gespräche
Thema des Tages: Wer sucht, der findet – auch wir!
Es hat geklappt, ich habe kurzfristig einen Termin für uns in dem Laden bekommen. Lena und ich sitzen ziemlich nass in der U-Bahn und fahren in die Stadt, um pünktlich anzukommen. Draußen regnet es in Strömen, und der Wind peitscht durch die Straßen,
sodass unsere intensive Vorbereitung auf den Termin so gut wie hinfällig ist. Denn so eine Anprobe bedarf einer gewissen Vorbereitung,
wie ich Lena heute Morgen beigebracht habe: Zwar sollte man Unterwäsche tragen, die man gut findet und in der man sich wohlfühlt
aber, nein, Lena, das sind nicht die gemütlichen |75| Slips, die dich schon seit zehn Jahren begleiten. Und schwarz sollte sie auch nicht sein, denn nichts ist schlimmer, als
schwarze Wäsche durch ein helles Kleid schimmern zu sehen, das kann man sich auch nicht wegdenken. In die Handtasche gehören
hautfarbene halterlose Strümpfe, um zu testen, wie das Kleid damit wirkt. Ja, Lena, halterlos, nein, ich meine nicht
die Kniestrümpfe, die warm und praktisch sind. Und dringend empfohlen: Schuhe mit etwas Absatz, denn die Wahrscheinlichkeit,
dass das Kleid die passende Länge hat, ist gering. Bevor man durch den Laden stolpert, weil man sich im Saum verfangen hat,
kann man lieber mal auf Absätzen durch die Stadt turnen, ja, Lena, auch bei Regen. In meiner Tasche befinden sich außerdem
Nervennahrung in Form von Bonbons (keine Schokolade – die kann warm werden, schmieren und Flecken machen) sowie eine große
Flasche Wasser. In guten Boutiquen erhält man zwar allerlei Accessoires, um potenzielle Dekorationen testen zu können, ebenso
wie Schuhe in passenden Farben, aber dass die eigene Größe vorrätig ist, ist eher selten der Fall. Zudem halte ich jegliche
Probierwäsche und -strümpfe für hygienisch bedenklich, und so habe ich Lena einen halben Kleiderschrank einpacken lassen.
Genervt sitzt die Gute neben mir und grummelt vor sich hin. «Wenn die nichts haben und ich es dort schlimm finde, muss ich
auch nichts anziehen, und wir gehen wieder», will sie mit mir verhandeln.
«Nein, du musst nichts anziehen, und wir können auch wieder gehen», entgegne ich, «aber es könnte sein, dass du dann
nie ein Kleid findest.»
«Blöde Kuh.»
«Gern geschehen.»
«Du zwingst mich.»
«Ja, aber es ist nur zu deinem Besten.»
Dialoge dieser Art sind dieser Tage eine Spezialität von uns. Andreas und Karl waren froh, uns heute Morgen loszuwerden – |76| wir gehen ihnen auf die Nerven, und sie können nicht verstehen, wie man einen solchen «Aufstand» um ein Kleid proben kann.
Ja, und wir können nicht verstehen, dass ihr dermaßen unbedarft in Bezug auf den Umgang mit Frauen während der Vorbereitung
auf eine Hochzeit seid.
Endlich stehen wir in dem kleinen und sehr netten Laden und schauen uns um. Die Kleider sind alle in Schutzhüllen aus Plastik
verpackt. Eine freundliche Verkäuferin (Typ: Mama) nimmt uns in Empfang und verstaut unsere nassen Jacken an einer Garderobe.
«Schauen Sie sich in Ruhe um», fordert sie uns auf, «wenn Sie etwas gefunden haben, das Ihnen gefällt, sagen Sie Bescheid.»
Damit verlässt sie uns und zieht sich zurück. Wie angenehm, wir dürfen uns erst mal mit dem Sortiment vertraut machen und
müssen nicht sofort jede Menge Fragen beantworten und Vorstellungen formulieren. Entspannt sehen wir uns um und beurteilen
zusammen die einzelnen Modelle. So macht das Spaß. Schließlich findet Lena drei Modelle, die sie gern anziehen möchte. Die
Umkleiden sind verhältnismäßig riesig, und Lena hat ausreichend Platz, die Kleider vernünftig anzuziehen, assistiert von
der sehr netten und zurückhaltenden Verkäufern. Alle drei Kleider sehen sehr gut aus, sind aber noch nicht das, was wir
gern hätten. Kein Problem für die nette Verkäuferin. Sie zeigt uns eine Reihe von Alternativen, die endlich mal elegant,
aber nicht
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