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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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protzig sind, die Raum lassen für die Persönlichkeit der Braut, ohne sie zu verkleiden. Und das Beste: Auch die
     Probiermodelle sind in allen Größen vorhanden, sodass Lena nicht halb nackt mit rutschendem Oberteil vor den Spiegel treten
     muss. Klar, geändert werden muss immer etwas – aber in diesem Geschäft sitzen alle Kleider zumindest schon mal ansatzweise.
    Nach einer Stunde und sechs Kleidern meint die Verkäuferin zu uns: «Ich glaube, Sie sind nicht wirklich glücklich mit dem,
     was Sie hier finden.» Verdattert über so viel Menschenkenntnis, können wir uns nur ansehen. «Nun, ich bin unentschlossen,
     das weiß ich, |77| aber das liegt nicht an Ihnen oder der Auswahl hier. Ich suche einfach etwas, in das ich steige und das dann direkt meins
     ist», versucht Lena zu erläutern. Die Dame lächelt nachsichtig – offenbar ist sie schon lange im Geschäft und weiß um die
     Nöte und Sorgen einer angehenden Braut. «Ich habe da einen Tipp für Sie», verrät sie uns. «Eine meiner Mitarbeiterinnen hat
     sich mit einem Laden selbständig gemacht – sie entwirft und näht alle Kleider selbst. Vielleicht werden Sie bei ihr fündig.»
     Erstaunt über so viel Service fallen wir ihr fast vor Dankbarkeit um den Hals. Sie ruft gleich an und vereinbart einen Termin
     für uns – wir können direkt hinfahren. Toll.
    Entspannt und gut gelaunt verlassen wir den Laden, nachdem wir der Verkäuferin versichert haben, wie sehr angenehm der Besuch
     bei ihr gewesen sei, und machen uns auf nach Eppendorf. Beim Eintreten überkommt uns große Vorfreude: Bereits die Gestaltung
     des Geschäfts ist wesentlich schöner und entspannter als alles bis dahin Gesehene, wir sind derzeit die einzigen Kunden und
     haben endlich mal das Gefühl, in der Gegenwart angekommen zu sein. Ein modernes Ambiente, tolle Kleider, nicht zu viel
     und nicht zu wenig Auswahl und Dekoration. Und die Beratung? Ein Traum. Das zweite Kleid passt, wackelt und hat Luft, entspricht
     Lenas Vorstellungen voll und ganz, sie dreht und wendet sich vor dem Spiegel und fühlt sich ganz offenbar pudelwohl in ihrer
     Haut. Man kann Freundinnen gut ansehen, wann sie ihr Brautkleid gefunden haben: Sie kommen gerade und stolz aus der Kabine
     und strahlen. Bei Eva war es das erste Kleid, das sie anprobiert hat, bei Susanne das dritte und bei Lena – ach egal. Sie
     sieht einfach zauberhaft aus.
    Nach zwei Stunden und mehreren Runden vorm Spiegel brauchen wir eine Pause. Eine, in der Lena sich entscheiden muss, ob
     der Traum von Kleid auch den Preis haben darf, den wir auf einem kleinen Schild entdeckt haben. Offen, wie Lena ist, drückt
     sie Maria, unserer Verkäuferin, das Kleid in die Hand, erklärt, dass sie jetzt erst mal einen Kaffee brauche und sich
     die potenzielle Investition |78| in ihre Schönheit einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen müsse. Diese lacht, wünscht uns viel Spaß und hängt das Schätzchen
     für uns zurück.
    Fünf Schritte später fallen wir in die roten Sofas eines Coffeeshops und sehen uns an: «Das ist es!», verkünde ich Lena und
     beginne damit, all die Vorteile des guten Stücks aufzuzählen. «Es sitzt perfekt, es steht dir, die Farbe ist der Hammer,
     es ist genau das, was du wolltest, du kannst es später sogar kürzen lassen und als schönes Kleid weiterhin tragen.» Lena
     sieht mich stumm an, winkt die Bedienung heran und ordert zwei Prosecco. «Ich muss mir Mut antrinken», erklärt sie mir.
    So ist das. Da sitzen wir nun, haben das perfekte Kleid gefunden, aber es liegt deutlich über dem Budget, das sich Lena
     und Karl gesteckt haben. Um nicht zu sagen, es ist doppelt so teuer wie veranschlagt. Das Kleid allein – es werden ja noch
     Schuhe, Strümpfe und Wäsche folgen. Nun kann man argumentieren, dass die beiden ihre Kalkulation der Realität anpassen müssen,
     man im besten Fall nur einmal im Leben heiratet und ein billigeres Kleid zwar Geld spart, aber nicht glücklich macht. Man
     kann auch der Meinung sein, dass es total hirnverbrannt ist, weit über 1000   Euro für ein Kleid auszugeben, das man nur an einem Abend in seinem Leben trägt. Ja klar, man kann es ändern, aber mal
     im Ernst: Wer macht das denn ernsthaft? Und wenn: Wer trägt es dann wirklich weiter? Und zu welcher Gelegenheit? Als Gast
     auf einer Hochzeit ist die Farbe tabu, für Geburtstage zu übertrieben schick und so weiter. Ist es nicht für immer, egal
     wie kurz oder lang geschnitten, das Brautkleid und bekommt man beim

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