Die Wedding-Planerin
Geräte auf unseren aktuellen, also nicht vorhandenen,
Fitnesszustand eingestellt hat, von unserem Vorhaben erzählt. Begeistert schrieb er uns gleich fünf Übungen mehr als üblich
in den Plan. Neben Bauch, Beinen, Po, Armen und Rücken trainieren wir jetzt auch noch diverse Körperzonen, von deren Existenz
ich nichts ahnte, bis ich sie dank meines Muskelkaters das erste Mal spürte.
Vor zwei Tagen dann sprach uns Tim erneut an. In den letzten Tagen hatten sich vermehrt Frauen bei ihm eingefunden, die ebenfalls
in diesem Jahr heiraten und dafür fit werden wollten. Die Marktlücke erkennend, hatte er die Gelegenheit genutzt und umgehend
einen neuen Kurs ins Leben gerufen. «Bräute-Fitness – in acht Wochen fit werden für die Hochzeit. Ein Ganzkörpertraining mit
Tim» lautete die Ausschreibung, die er mir und Lena in die Hand drückte, während er uns erklärte, dass er fest mit unserer
Teilnahme rechnen würde. Lena fand den Vorschlag nur mäßig attraktiv, ich war begeistert.
Nun stehen wir also in dem Raum, umringt von zwanzig anderen Frauen, die ein ähnliches Anliegen haben wie wir. Auf dem |118| Programm steht ein Mix aus Ausdauer und Kräftigung. Tim erklärt uns gerade, dass eine kräftige Körpermitte das A &
O einer Braut sei, weil man sich dann nicht nur viel aufrechter halten würde, sondern sich auch nicht mehr darauf konzentrieren
müsse, den Bauch einzuziehen, weil er bereits fest sei. Ich ahne Böses. Bauchübungen gehören für mich in den Bereich der
Folter. Aber ich komme heute nicht dran vorbei, und zusammen mit den anderen dehne, beuge und schwitze ich vor mich hin.
Lena neben mir ist irgendwie fitter als ich. Zwar ist sie genauso rot im Gesicht, aber sie scheint die Übungen viel besser
zu schaffen. Sehr gut, so lange sie motiviert bleibt, brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass ich sie jede Woche an
den Haaren hierher schleifen muss. Applaus nach der Stunde für Tim, Lena ist begeistert, plant den Kurs bereits in unser
wöchentliches Programm ein und unterhält sich mit der Frau neben ihr über den besten Brautmodeladen der Stadt, während wir
auf denn Beginn des folgenden Kurses warten: Yoga. Eine Freundin hat uns davon vorgeschwärmt und berichtet, wie beweglich
und entspannt sie davon geworden sei. Ich bin nicht wirklich überzeugt, doch weiß ich, dass wir Abwechslung brauchen, wenn
wir unser Programm durchhalten wollen. Während Lena fachsimpelt, trinke ich einen Schluck Wasser und versuche, meine Skepsis
zu überwinden. Ich habe es nicht so mit fernöstlicher Kultur, und wenn ich «ooohhm» singen muss, so habe ich Lena gewarnt,
werde ich den Raum umgehend verlassen.
Plötzlich geht das Licht aus, und eine weißgekleidete Frau betritt den Raum, gefolgt von mehreren barfüßigen Damen, die
sich schnell im Raum verteilen und auf ihren bunten Matten niederlassen. An der Stelle, an der ich gerade stehe, scheint
eine Platzreservierung vorzuliegen. Eine Frau mittleren Alters hat sich vor mir aufgebaut und zischt mich an, dass dies ihr
Platz sei und ich zur Seite gehen solle. Sehr entspannte Person, scheint auch Anfängerin zu sein, denke ich und suche mir
ein anderes Plätzchen in der Mitte des Raums. Das Licht funktioniert noch immer nicht, |119| ich stehe auf, um den Schalter zu drücken. Eine Teilnehmerin, die daneben sitzt, stoppt mich. «Warte, wir arbeiten immer
im Kerzenlicht», informiert sie mich.
Kerzenlicht? Beim Sport? Das wird ja immer schöner. Ich sehe mich nach Lena um. Die sitzt auf ihrer Matte neben meinem Platz
und hat die Stirn in skeptische Falten gelegt. Mir fällt in diesem Moment auf, dass unsere aktuelle Position im Raum ungünstig
für eine potenzielle Flucht ist – der Weg zur Tür ist zu lang. Bevor ich das ändern kann, beginnt die weißgewandete Dame
von vorhin bereits damit, Kerzen auf den Fensterbänken zu verteilen – zu meinem Entsetzen handelt es sich um Duftlichter.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich auf meine Matte zu trollen und der Dinge zu harren, die da kommen werden.
Die Stunde nimmt ihren Lauf. Wir beginnen mit Dehnübungen, bei denen ich über meine Unfähigkeit, aus dem Stand mit den Handflächen
auf den Boden zu kommen, ziemlich kichern muss. Die Folge: tadelnder Blick der weißen Frau. Offensichtlich handelt es sich
um eine spaßbefreite Zone bei diesem Yogakurs. Ich reiße mich zusammen und dehne mich weiter, während die weiße Frau durch
den Raum geht und in
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