Die Wedding-Planerin
Situation. Tante Lisa studierte
die Vorschläge und machte der Familie klar: Das sind gute Sachen, die es zu essen geben wird, und der Mann hat Ahnung von
seinem Handwerk. Niemand wird, entgegen der Annahme von Lenas Vater, verhungern, und jeder wird etwas Passendes finden.
Heute Abend überlegen wir eine Weile gemeinsam, was in den kommenden Wochen dringend getan werden muss und wobei auch die
Familie helfen kann. Lena beschäftigt aber noch ein weiteres Problem: Sie erzählt, dass sie das Brautkleid gestern nochmal
angezogen hat. Dieses hängt, da der kleine Laden keine Lagerfläche hat, seit dem Kauf bei ihr zu Hause. Karl soll es noch
nicht sehen, sodass wir es in eine große undurchsichtige Kleiderhülle verpackt und in die hinterste Ecke des Schrankes gehängt
haben. Gestern also hatte sie das Gefühl, ihr Kleid nochmal sehen und testen zu |115| wollen. Dabei hat sie festgestellt, dass es enger als noch beim Kauf vor ein paar Wochen sitzt. Offenbar ist die Weihnachtszeit
nicht spurlos an ihren Hüften vorbeigegangen. Meine Freundin sitzt leicht verärgert vor mir und will wissen, ob sie es in
fünf Monaten zur Wunschfigur bringen kann.
Mir ist klar: Ein Plan muss her. «Morgen, morgen nur nicht heute», das Motto, nach dem wir bisher in Sachen Sport und Ernährung
gehandelt haben, muss vorbei sein, ebenso diese Völlerei, denn wir wollen uns ja beide in fünf Monaten zeigen können,
ohne dauernd den blöden Bauch einziehen zu müssen.
«Lena, wir brauchen einen Sportplan», teile ich ihr mit, «und zwar einen, den wir beide einhalten.»
Die angehende Braut verzieht das Gesicht. Das ist nicht das erste Mal, dass wir einen derartigen Plan aufstellen, an den
sich anschließend keine von uns hält. Wir haben zusammen Kurse belegt, Vereine und Fitnessstudios als stille Mitglieder um
etliche Euros bereichert. Nach anfänglicher Euphorie gab es immer mindestens eine gute Ausrede, die Mitgliedschaft doch irgendwann
irgendwie zu vergessen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Geld ich mit solchen Aktionen schon versenkt habe. Wir überlegen:
Laufen fällt aus, ich bin ein Schlecht-Wetter-Muffel und weiß jetzt schon, dass ich beim Hamburger Winterregen keinen Fuß
vor die Tür setzen werde. Fahrrad fahren, Inlineskaten und alle weiteren Aktivitäten an der frischen Luft sind damit ebenso
ausgeschlossen. Aktuell haben wir zwei aber noch eine Mitgliedschaft in einem Studio laufen, in dem wir beide seit Monaten
nicht mehr waren.
«Komm schon», versuche ich sie zu überreden, «so schlimm ist es da auch nicht. Wir gehen montags, mittwochs und freitags
nach der Arbeit eine Stunde an die Geräte, und dann sind wir in fünf Monaten wieder fit.»
Lena ist nicht begeistert, sieht aber ein, dass uns nichts anderes übrigbleibt. Wir werden also am Montag mit dem Laufband
beginnen. Immerhin ist das ein aktiver Schritt in die richtige Richtung – |116| vielleicht setze ich in diesem Jahr mal einen guten Vorsatz in die Tat um?
Der Wunsch, gut auszusehen und sich am entscheidenden Tag in der eigenen Haut wohlzufühlen, ist der Wunsch jeder Braut.
Und jede meiner Freundinnen hat sich vor der Hochzeit zumindest ein kleines bisschen Gedanken um ihre Figur gemacht. Sogar
die wirklich schlanken. Die Diät-Industrie und der Buchhandel verdienen sicherlich hervorragend an heiratenden Frauen. Glyx-Diät,
Kohlsuppe und Trennkost – es gibt unzählige Methoden und Möglichkeiten, überflüssige Pfunde loszuwerden – sofern man sich
dran hält. Die Konsequenz dafür auch in den hektischen Monaten vor der Hochzeit aufzubringen, ist eine große Herausforderung.
Neben all den Planungsarbeiten muss man schließlich das Menü testen, die Weine probieren, und hat noch weniger Zeit als
sonst, zum Sport zu gehen. Meine Gedanken zu dem Thema behalte ich allerdings lieber für mich, ich will Lena nicht entmutigen.
Dennoch bin ich gespannt, ob wir unseren Plan wirklich in die Tat umsetzen und länger als eine Woche durchhalten.
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|117| Montag, 13. Januar
Stimmung: außer Atem
Sound: «London Calling» von The Clash
Thema des Tages: Umsetzungen
Wir haben länger als eine Woche durchgehalten, genaugenommen gehen wir gerade in die zweite. Lena und ich waren vor zehn
Tagen das erste Mal wieder im Studio und haben geschwitzt – mit einem Ziel vor Augen geht das doch gleich viel einfacher.
Wir haben Tim, dem Trainer, der uns einen Übungsplan schrieb und die
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