Die Wedding-Planerin
erreichbar.
Nur mit Mühe bringe ich eine ernsthafte Begrüßung über die Bühne. Der Cowboy stellt sich uns als Detlef vor. Detlef ist der
Mann, wegen dem wir uns hier mit Sekt zu Salsa-Klängen die Zeit vertreiben. Lena bleibt erstaunlicherweise total ernst und
plaudert mit ihm. Er erzählt uns, dass sein Einsatz in zehn Minuten beginnt, er legt dann eine halbe Stunde am Stück auf,
und anschließend könnten wir besprechen, ob Lena ihn buchen will. Er verschwindet hinter das Mischpult, während ich Lena
ansehe. Die hebt ihr leeres Glas, und ich mache mich Richtung Bar auf. Bin sehr gespannt, was wir gleich zu hören bekommen,
befürchte das Schlimmste, was eine Mischung aus Peter Maffay, 90er-Pop und Dancefloor wäre.
|142| Mit zwei frisch gefüllten Sektgläsern bewaffnet, stelle ich mich wieder neben Lena. «Ich will nichts hören, Detlef ist meine
ganze Hoffnung, und vielleicht legt er besser auf, als er sich anzieht», sagt diese, bevor ich auch nur meinen Mund zu
einem Urteil über unseren Cowboy hätte öffnen können. Ich schweige, trinke und sehe den Tanzenden zu. Detlef eröffnet seine
Schicht mit einem Latino-Pop-Stück, das ich zwar vom Hören kenne, von dem ich aber weder Titel noch Sänger benennen könnte.
Es folgen allgemein bekannte Songs, die der Stimmung hier auf keinen Fall einen Abbruch tun. Langsam werde ich mit Detlef
warm. Ganz langsam.
Lena guckt skeptisch und fragt mich, was ich von ihm halte. Da ich nach so kurzer Zeit keine wirkliche Einschätzung abgeben
kann, bleibe ich vage in meinem Urteil: «Ist o. k.», antworte ich ihr knapp und sehe mir Detlefs CDs mal näher an, die in einem Koffer neben uns stehen. Ich sichte Party-Hits-Sampler
aller Kategorien, die in großen Elektromärkten erhältlich sind, gefolgt von diversen Klassikern wie der Neuen Deutschen
Welle und einigen neueren Sachen. Ich kenne einen überwiegenden Teil der Musik, was schon was heißen soll. Offenbar kann
er eine große Bandbreite an Musikgeschmack abdecken – das ist das Wichtigste.
Lena unterhält sich unterdessen mit dem Mann. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, scheint sie ihn gerade zu engagieren.
Sie nickt, zieht die Augenbrauen hoch – jetzt geht es sicher ums Geld. Ich geselle mich zu ihnen und höre, wie Lena mit
ihm den Termin abstimmt. Er hat Zeit und Lust, ist bereit, Wünsche der Gäste zu akzeptieren, und freut sich, wenn sie
ihm vorher noch eine Liste mit Geht-gar-nicht-Songs zukommen lässt. Die beiden werden sich einig und beschließen ihr Geschäft
per Handschlag. Toll, ich bin ganz begeistert, dass wir einen weiteren wichtigen Punkt so einfach abhaken konnten. Lena
und ich trinken unseren Sekt aus und verabschieden uns von Detlef. Ich fahre zusammen mit einer zufriedenen Lena nach Hause,
sie freut sich zusehends |143| auf ihren Tag. In der kommenden Woche, so erzählt sie mir noch kurz vor der Verabschiedung, sollen die Einladungen aus der
Druckerei kommen.
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Donnerstag, 20. Februar
Stimmung: verfärbt
Sound: Lenas Schniefen
Thema des Tages: Miami Vice
Die ganze Woche war Lena unruhig. Immer wieder fragte sie mich: «Was machen wir, wenn die Druckerei den Farbton der Karten
nicht ganz trifft und das Ergebnis blöd aussieht?» Und die ganze Woche versuchte ich ihr nicht ständig zu sagen, dass
ich sie bereits vor Abgabe in den Druck darauf hingewiesen hatte, den Farbmodus zu prüfen, und
die Idee, die Karten digital ohne Probeexemplar fertigen zu lassen, eher mäßig war.
Also blieben nur Beruhigungsfloskeln: «Wird schon werden», «Zur Not kann man nachdrucken», «Es kann gar nichts schiefgehen».
Ehrlich gesagt, frage ich mich so langsam, ob sie mir das noch abnimmt, aber sie hat tapfer durchgehalten. Außerdem war
ich mir sicher, dass wir nach der gelungenen D J-Buchung auch hier Glück haben würden.
Soeben klingelte dann mein Telefon: «Die Karten sind da und sehen ganz schlimm aus, wie Miami Vice, es fehlt nur der Flamingo,
und das Schlimmste ist, dass Karl sie gut findet», heult Lena in den Hörer. O weh – so aufgelöst habe ich sie selten erlebt. |144| «Und weil wir uns nicht einigen können, ob wir neu drucken oder die Karten so rausschicken sollen, haben wir beschlossen,
dass du das jetzt entscheiden musst. Wir kommen zum Abendessen zu euch.»
Prima Idee, meine Liebe, den Schwarzen Peter der Trauzeugin zuschieben – so hatten wir nicht gewettet. Ich lege auf und
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