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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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Abend, wenn alles hinter mir liegt, die Füße wund und mit Lena in
     ihr neues Leben tanzen.
    Mein Musikgeschmack ist nicht differenziert genug, um einen DJ sicher beurteilen zu können. Mein iPod hat alles gespeichert,
     was mir gefällt – eine wilde Mischung aus Stilen und Jahrzehnten. Häufig kenne ich noch nicht einmal den Namen der Musikrichtung,
     die ich da gerade höre. Ich bin musikalisch gesehen ein totaler Analphabet und finde das keine gute Voraussetzung, um die
     Qualitäten eines Musikers zu beurteilen. Das alles weiß Lena, und ich habe es ihr gestern, als sie mich über unsere heutige
     Abendplanung informierte, auch noch einmal runtergebetet. Sie ist wesentlich versierter auf diesem Gebiet, und vor allem
     kann sie schlechte Musik wirklich nicht leiden. Es gibt wenige Themen, bei denen meine beste Freundin richtig aggressiv werden
     kann, schlechte Musikauswahl ist eines davon. Sie verlässt Feiern vorzeitig, wenn ihr die Beschallung nicht gefällt, sie
     würde körperliche Schmerzen leiden, erklärt sie in solchen Momenten den Gastgebern und lässt sie stehen. Tolle Voraussetzungen
     also für mich, um dieses Thema anzugehen. Sie aber erklärte mir, dass sie mich vor allem bräuchte, |140| um den DJ als Dienstleister zu beurteilen. Was auch immer sie damit meint – ich mache es.
    Der Plan hat eigentlich vorgesehen, dass Karl sich um das Thema kümmert. Hat er auch. Per Internetrecherche hat er von Frankfurt
     aus einige Anbieter gefunden und wollte einfach drauflos buchen, ohne mit ihnen gesprochen zu haben. Bis Lena der Kragen
     platzte und sie sich des Themas selbst angenommen hat. «Der kann doch nicht einfach blind irgendeinen Hansel buchen, ohne
     sich vorher überzeugt zu haben, dass der spielt, was wir wollen», klagt sie mir ihr Leid. Och na ja, das kann man ja so
     oder so sehen, finde ich, weiß aber, dass es schlauer ist, ihr im Moment nicht zu widersprechen.
    In der letzten Woche hat sie mit jedem Kollegen, Freund und Verwandten in ihrem Umkreis gesprochen, der schon mal geheiratet
     und ebenfalls einen DJ gebucht hat, und sich Kontakte geben lassen. Es ist ja nicht so, dass es in dieser Stadt nicht wimmeln
     würde von Menschen, die Platten auflegen. In Clubs, Discos, Bars, Kneipen und auf Veranstaltungen. Und genau das ist das
     Problem. Selbst wenn ich den gerade angesagtesten Musikmischer des Landes bekäme, würde der genau eins zum Besten geben wollen:
     seinen Stil. Der vielleicht mir gefällt und in einem Club gut aufgehoben ist, aber mit dem spätestens Eltern nichts mehr
     anfangen können. Auf der anderen Seite will man natürlich nicht den ganzen Abend Volksmusik und schlechte Witze aus einem
     um den Hals hängenden Mikrophon hören. Hochzeits-DJ müsste ein Ausbildungsberuf werden, Voraussetzungen: starker Charakter,
     umfassende Musikkenntnisse, guter Humor, aufgeschlossene Persönlichkeit und das Gefühl für die feiernde Meute und ihre aktuelle
     Stimmung. Ein weiteres Mal hätte ich gern einen Wunsch frei: Einmal alles bitte, und das bezahlbar.
    Lena hat also aus ihrer Kontaktsammlung einen bevorzugten DJ ausmachen können und sich mit diesem heute Abend in einem Salsa-Club
     hinter der Reeperbahn verabredet. Dort scheint |141| er nach dem offiziellen Programm aufzulegen, und er hat ihr angeboten, vor Ort seiner Arbeit zu lauschen und mit ihr alles
     abzusprechen. Ich bin sehr gespannt und frage Lena aus, was sie von ihm weiß: was für Musik er spielt, wenn er freitags
     in einem Salsa-Club nach dem hauseigenen DJ auflegt. Sie reagiert unwirsch und wirft mir einen genervten Blick zu. Verstehe,
     sie ist selbst skeptisch und hat Sorge, das Problem nicht vernünftig lösen zu können, und braucht nicht auch noch eine kritische
     Freundin.
    Wir machen uns auf den Weg zum Club. Dort angekommen, hole ich uns einen Sekt und stoße mit meiner Braut auf einen hoffentlich
     erfolgreichen Abend an. Wir sind etwas früh dran und können den Tänzern zusehen. Plötzlich spricht uns ein Mann an, Mitte
     40 schätze ich, klein, graue Haare und grauer Bart, schwarze zu kurze Jeans, ein weißes, sicher bereits zwanzigmal zu
     viel gewaschenes T-Shirt , Bikerboots und brauner Cowboy-Hut auf dem Kopf. An seinem Gürtel hängen Dinge: das Handy verpackt in einer Lederimitat-Plastik-Hülle
     und ein Multimesser für das Überleben im Großstadtdschungel. Einzig das Mikro hängt nicht um seinen Hals, sondern als schneidiges
     Bluetooth-Gerät in seinem Ohr, immer bereit, immer

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