Die Wedding-Planerin
dass die Feier unvergesslich wird. Also muss ich hin und wieder Geld ausgeben: Einwegkameras kaufen, damit die Gäste sich
an den Tischen selbst fotografieren können und ich hinterher ein tolles Andenken basteln kann. Schönes Papier und Stifte erwerben,
um vor Ort ein wunderbares Gästebuch von allen Gästen gestalten zu können. Utensilien für die ein oder andere Aktion besorgen,
Beamer leihen, Fotografen buchen, Brautauto als Überraschung leihen und so weiter. Auch wenn ich sehr erfinderisch darin
bin, das alles günstig zu bekommen, kostet es trotzdem. Ist nicht schlimm, das Geld gebe ich gern aus. Aber ich bin froh,
wenn es Dinge gibt, |147| aus denen ich mich raushalten kann. Klassisch für ein solch trauzeugenloses Thema: die Ringe.
Intimes Thema zwischen Braut und Bräutigam, bei dem ich nicht helfen, sondern maximal zuhören kann. Aber zuzuhören gibt
es einiges, denn bisher mussten alle meine Freunde kurz durchatmen, nachdem sie sich über Preise informiert hatten. Die
Eheringe sind eine Investition. Positiv betrachtet, sind sie bei einer Laufzeit von 30 bis 40 Jahren des gemeinsamen Lebens dann auch gar nicht mehr wirklich teuer, aber bezahlen können muss man sie dennoch erst mal.
In Anbetracht der Tatsache, dass jede dritte Ehe geschieden wird, kann sich diese Investition allerdings auch nicht auszahlen.
Doch wer denkt schon an Scheidung, wenn er gerade auf dem Weg zum Traualtar ist?
Lena und Karl haben am Wochenende nach Ringen geguckt. Lena kam, wie sie berichtete, ziemlich blass aus dem ersten Laden.
Kostenvoranschlag für zwei schlichte, goldene Ringe: 1200 Euro. Karl hatte die Spendierhosen an, wahrscheinlich, weil er keine Lust hat, das Thema unnötig in die Länge zu ziehen,
und wollte sie kaufen. Lena konnte sich nicht überwinden, das Geld auszugeben.
«Die waren noch nicht einmal besonders schön», erzählte sie mir, «und ich muss den Ring gut finden, da ich ihn sonst nicht
trage.» In diesem Punkt sind sie und Maja sich sehr ähnlich. Beide können Schmuck an den Händen nicht leiden. Nervt, fühlt
sich komisch an und steht ihnen nicht, sind sie überzeugt. Vor Majas Hochzeit hatten wir bereits die gleiche Diskussion:
zu teuer und auch noch hässlich. Sie hat die Situation gelöst, indem sie und Thorsten sich Material und Form individuell
bei einem Goldschmied ausgesucht haben und dieser ihnen die Ringe angefertigt hat. Zu meinem großen Erstaunen war das sogar
günstiger, als sie fertig zu kaufen.
Seine Ringe selbst zu gestalten, scheint im Trend zu liegen. Klar, dass auch Anna das zu ihrer Hochzeit vor ein paar Jahren
gemacht hat. Sie und Markus hatten sich zuvor ein Thema für den Schmuck ausgedacht, die Gestaltung gemeinsam entworfen,
ihr Hochzeits- |148| und Kennenlerndatum in ein selbst erdachtes Strichsystem übersetzt und dies von einem Goldschmied umsetzen lassen. Herausgekommen
sind dabei in meinen Augen zwei schlichte silberne Ringe, die innen mit Strichen graviert sind, aber in ihren Augen haben
die beiden Schmuckstücke unersetzlichen Wert, da sie alles selbst gestaltet haben. Hauptsache glücklich.
Lenas Augenbraue zuckte, als ich ihr vorschlug, ihre Ringe selbst zu gestalten. «Ist mir irgendwie suspekt», urteilte sie.
Dennoch hat sie den Goldschmied von Maja angerufen und einen Termin vereinbart. Und tatsächlich sind sie fündig geworden,
und nun versucht sie mir telefonisch zu erklären, wie der Schmuck aussehen wird. Ich verstehe nur Weißgold und mittelbreit.
Wie gesagt, es ist gut, dass es Themen gibt, mit denen ich mich nicht auseinandersetzen muss. Das Ergebnis werde ich im
Mai mit eigenen Augen sehen können, das reicht mir als Information voll und ganz aus.
Ich weise sie darauf hin, dass sie sich genau überlegen soll, wem sie die Dinger am Tag der Hochzeit in die Hand drückt.
Nicht dass sie im entscheidenden Moment weg sind. «So etwas gibt es nur im Kino», lacht Lena mich aus. Glaubt sie, bis ich
ihr die Geschichte von meiner Arbeitskollegin erzähle.
Auf deren Hochzeit war ich nur Gast und etwas zu früh an der Kirche eingetroffen. Andreas und ich schauten kurz in die vermeintlich
noch leere Kirche, um uns einen Überblick zu verschaffen. Dort fanden wir die Trauzeugin inmitten ihres ausgeschütteten Handtascheninhalts
vor. Sie durchwühlte, offenbar nicht zum ersten Mal, den Inhalt ihrer Tasche und sah mich verzweifelt an. «Die Ringe sind
nicht da», informierte sie uns. Ich glaubte
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