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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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erzählt mir Lena heute beim gemeinsamen Mittagessen.
    «War das gerade ein Heiratsantrag?», versuche ich zu scherzen. Klappt nicht ganz, Lena grinst nur schief.
    «Ist doch wahr», schimpft sie weiter. Der interessiert sich für nichts und lässt mich alles allein machen. Wenn er wenigstens
     zuhören würde, aber er wechselt das Thema, sobald ich nur davon anfange.»
    Ich sage jetzt nicht, dass das normal ist und ich es selten anders erlebt habe, ich verkneife mir auch einen dummen Spruch
     dazu, dass er vermutlich kalte Füße bekommt und Männer sich nur auf eine Sache konzentrieren können. Ich tue es wirklich,
     kein Wort |162| dringt über meine Lippen, und ich bin sehr stolz darauf, zumindest dieses Mal zu schweigen.
    Lena schimpft weiter, dann sieht sie mich an und fragt grinsend: «Willst du mich heiraten?»
    «Ja, auf alle Fälle, aber ich möchte keinen wütenden Karl an der Backe haben», lache ich, «außerdem müsste ich dann einen
     Anzug tragen, und auf meiner eigenen Hochzeit würde ich gern im Kleid erscheinen.»
    Langsam beruhigt sich Lena. Locker bleiben, es wird alles gut werden, würde ich ihr gern sagen, aber ich habe mir ja vorgenommen,
     mich mehr zurückzuhalten, und so schweige ich. Zurück an meinem Arbeitsplatz, schreibe ich ihr eine Mail: «Braut, alles
     wird gut. Zeugin.» Die Klappe habe ich gehalten, von meinen tippenden Fingern war nie die Rede.

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    Dienstag, 18.   März
    Stimmung: irritiert
    Sound: «Too much» von Elvis Presley
    Thema des Tages: Kommunikation
     
     
    Neun Wochen bis zur Hochzeit. Karl und Lena haben sich beruhigt und reden wieder miteinander. Gott sei Dank, es hätte auch
     gerade noch gefehlt, dass ich als Bräutigam einspringen muss. In der Zwischenzeit sind die ersten Antworten auf mein Gäste-Mailing
     eingetrudelt. Das ist immer ein besonders spannender Moment, in dem sich bei mir ein Gefühl für die Gäste entwickelt. Relativ
     schnell wird klar, wer sich engagieren wird, wie die einzelnen |163| Personen in Bezug auf die Hochzeit gestimmt sind und wie die Zusammenarbeit laufen wird.
    Die erste Mail hätte ich fast gelöscht, in der Annahme bei dem Betreff «wedding quetsions» (sic!) von einem unbekannten Absender
     handele es sich um Hochzeits- oder Porno-Spam. Glücklicherweise erinnerte ich mich, kurz bevor ich die Mail in den Papierkorb
     verschieben konnte, daran, dass durchaus auch englischsprachige Gäste eingeladen sind und eine englische Betreffzeile entsprechend
     vorkommen kann. Nach dem Öffnen blinkten, blinzelten und zwinkerten mich etwa zwanzig Smileys an – überall wuselten Emoticons
     durchs Bild, zusätzlich erschwerte ein Sonnenaufgang im Hintergrund die Suche nach zusammenhängenden Buchstaben. Schließlich
     dechiffrierte ich die Botschaft zwischen dem ganzen Gewusel:
     
    «zur info. ich bin karls cousine   … und habe 2 kleine fragen: ist der dresscode ‹normal› hochzeitig oder irgendwie superstylish oder leger oder wie?
    gibt es was bei den beiden was sie sich wünschen, ausser geld?? ein geheimtipp oder weisst du was sie sich von dem geld kaufen
     wollen???
    wie sind so die hauptfarben/​stil vom apartment??
    das wars auch schon, waer spitze wenn du kurz bescheid geben könnest!!
    merci und noch einen schönen abend von
    mir»
     
    Verdutzt las ich mir die Mail ein zweites Mal durch. Ursprünglich hatte ich angenommen, dass mich keine Frage mehr überraschen
     könnte, diese Mail aber bewies das Gegenteil. Die Farben und der Stil vom «Apartment»? Was glaubte Karls Cousine, wo wir
     lebten? In New York? Karl und Lena wohnen in einem Hamburger Altbau, wir bezeichnen diese Form hinlänglich als Wohnung, |164| weniger als Apartment. Schade, dass ich Lena davon nicht erzählen konnte, sie hätte sich bestimmt mit mir zusammen kringelig
     gelacht.
    Gleichzeitig stellte mich die Frage nach den Wünschen der beiden vor die erste echte Hürde dieser Vorbereitungen. Nach dem
     Gespräch mit Lenas Schwester Wiebke hatte ich meine Fühler ausgestreckt und erfahren, dass das Paar sich wirklich Geld wünscht.
     Sie haben viele Wünsche und würden gern auch eine Hochzeitsreise machen, aber die Hochzeit muss bezahlt werden.
    Auch wenn jedes Paar seine Feier gern ausrichtet und finanziert, habe ich immer eine gewisse Erleichterung erlebt, wenn
     sich die Gäste an den Wunsch nach Geld gehalten haben. Geldgeschenke stellen für die Gäste zugleich die größte Herausforderung
     dar. Familie und Freunde möchten nicht

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