Die Wedding-Planerin
Maja, Anna und Henrike, du selbst und ich waren uns einig: Das war der Ton des Kleides. Was genau ist also mit dem Ton seit
der letzten Woche passiert, das er jetzt nicht mehr passt?», presse ich, nur noch mühsam beherrscht, hervor. Erwähnte
ich schon, dass die Lena, die ich kenne, niemals so einen Eiertanz um eine eventuell abweichende Farbnuance anstellen würde?
Mich würde jetzt wirklich interessieren, was genau in den letzten Tagen passiert ist.
Meine Frage ignorierend, erklärt sie mir: «Und das Kleid für das Standesamt war zu kurz.»
|170| Zu kurz? Ich höre wohl nicht richtig! Das Teil ging ihr bis knapp unter das Knie, die einzig akzeptable Länge, bevor ein
Kleid bis zum Boden reichen muss, um nicht nach Senioren-Uniform auszusehen.
«Zu kurz? Der Ton weicht ab? Sag mal, Lena, hast du irgendetwas geraucht? Oder Pilze gegessen? Was ist eigentlich los mit
dir?», frage ich sie, und kurz bevor ich die Beherrschung verliere, mache ich mir nochmal bewusst, dass sie bald heiratet.
Ist das eventuell ihre Art, kalte Füße zu bekommen? Hat sie sich mit Karl gestritten? Will sie nicht mehr heiraten? Nein,
ganz sicher nicht. Die Lena, die ich kenne, weiß, worauf sie sich eingelassen hat und wird sich nicht drücken. Wobei sich
mir so langsam die Frage stellt, wo die Lena, dich ich kenne, sich wohl gerade versteckt hält.
«Der Ton der Schuhe hat sich wirklich mit dem Kleid gebissen, und das Teil für das Standesamt war echt zu kurz. Ich mochte
beides nicht», klärt Lena mich auf.
Mir fehlen einfach die Worte, und plötzlich begreife ich: Ich muss loslassen. Mir wird klar, dass nicht ich dafür verantwortlich
bin, dass sie passend eingekleidet ist. Auch bin nicht ich diejenige, die sich für oder gegen Schuhe oder Kleider entschließen
muss, das muss Lena, und zwar trotz aller Freundschaft allein, ohne mich. Wenn sie der Meinung ist, dass der Ton nicht
passt und das Kleid zu kurz ist, dann ist das ihre Wahrheit, und ihre Wahrheit gilt, denn sie ist die Braut und muss sich
im Mai wohlfühlen.
Ich atme noch einmal ein und noch einmal aus und beruhige mich. «O. k., alles klar. Der Ton passte nicht, und das Kleid war zu kurz. Gut. Du hast die Sachen zurückgebracht. Haben sie dir das
Geld zurückgezahlt?», frage ich meine beste Freundin in mittlerweile wieder normalem Ton.
Lena sieht mich an. Sie schätzt gerade ab, inwiefern ich das Gesagte ernst meine oder ob sie noch mit einer Standpauke,
einem |171| Wutanfall oder anderweitigen emotional extremen Reaktionen meinerseits rechnen muss. «Ja, ich habe das Geld zurückbekommen.
Und ich habe heute ein anderes Kleid und andere Schuhe online bestellt. Die Sachen waren süß, und ich habe keine Lust mehr,
durch irgendwelche Läden zu laufen», erzählt Lena mir.
Sie zeigt mir die Kleidungsstücke am Rechner, in der Tat sehen sie toll aus und sollen bereits in dieser Woche geliefert
werden. Gemeinsam überlegen wir, was passiert, wenn die bestellten Kleider nicht passen. Überlegen, in welchen Läden wir
noch nicht waren, und wo sie noch suchen kann. Lena sieht mich an und fragt: «Kommst du mit, wenn es nötig wird, und berätst
mich?»
«Ja, Lena, natürlich komme ich mit!» Meine Wut ist vergessen – ich bin ihre Trauzeugin, und wenn es nötig ist, kaufe ich
bis zur letzten Minute Kleider mit ihr ein.
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Dienstag, 1. April
Stimmung: verplant
Sound: das Kreisen meiner Gedanken
Thema des Tages: Abschiede
Seit einigen Tagen denke ich über das Thema Junggesellinnenabschied nach. Ähnlich wie beim D J-Thema habe ich mich bereits einige Male erfolgreich vor der Organisation dieses Events bei anderen Hochzeiten drücken können. Das
hat einen einfachen Grund: Ich finde diesen Abend überflüssig, entstammt er doch einer Zeit, in der die Ehe bedeutete,
dass man als Paar ziemlich bald Kinder bekommt und nicht mehr getrennt vor die Tür geht. |172| Das sieht – zumindest unter meinen Freunden – zum Glück heute anders aus. Wenn ich möchte, kann ich Männer und Frauen getrennt
voneinander sehen und mit ihnen nach wie vor feiern gehen. Vor der Hochzeit noch einmal auf den Putz zu hauen, hat sich meiner
Meinung nach überlebt.
Lena hat nichts gegen einen Junggesellinnenabschied, aber die Gestaltung soll möglichst unpeinlich werden. In diversen Foren
und auf verschiedenen Internetseiten habe ich mich schlaugelesen: Bedruckte T-Shirts , Verkleidungen, Bauchladen, Penisbackformen,
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