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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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gesetzt, und nicht mal damals hab ich verstanden, um was es ging. Ich habe meine Wahl getroffen, ich bereue es nicht. Aber ich werde nie wieder mit solchen Schatten arbeiten, wie du es hier gemacht hast. Das beherrsche ich nicht.«
    Alys stieß den Spaten tief in den heiligen Boden und drehte ihn, um die Wurzeln der Gräser zu brechen. »Ich bin so weit gegangen, wie man mich getrieben hat«, sagte Alys. »Du hast mir dazu geraten. Du hast gesagt, wenn ich einen Gott verliere, soll ich mir einen anderen suchen.«
    »Still«, sagte Morach und sah sich um. Der Beutel in ihrem Schoß regte sich, und sie umklammerte ihn fester. »Sei leise«, sagte sie. »Hier herrschen ältere Kräfte als das Kreuz. Diese Stechpalme ist hier gepflanzt worden, um den Ort zu markieren, bevor das Kreuz errichtet wurde. Die alten magischen Kräfte sind hier noch sehr stark. Weck sie jetzt nicht auf.«
    »Du hast damit angefangen«, flüsterte Alys hartnäckig und stieß den Spaten tiefer in die Erde. »Es war meine Entscheidung, ihn anzuwenden, aber es war dein Zauberspruch.«
    Morach schaute mit dunklen, glänzenden Augen zu ihr auf. »Wir hatten eine Vereinbarung«, sagte sie.
    Alys schwieg. Das Grab für die Puppen war jetzt einen Spaten breit.
    »Du hast sie in Auftrag gegeben, du hast die Verantwortung für sie übernommen«, wehrte sich Morach. »Es sind deine Puppen. Ich habe dich gezwungen zu schwören, daß du mir nicht die Schuld an ihnen gibst, was immer sie tun würden.«
    Alys sagte nichts und hob eine Schaufel Erde nach der anderen aus dem Loch.
    »Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein«, sagte Morach gehässig. »Deine Puppen sind deine Kraft, und deine bittere Macht hat sie so lebendig gemacht.«
    Alys stützte sich auf den Spatengriff und schob sich mit einer erdigen Hand eine Locke aus dem Gesicht. »Hör schon auf«, sagte sie. »Ist das tief genug?«
    Morach beugte sich vor. »Noch ein bißchen«, sagte sie. »Wir wollen doch, daß sie gut schlafen, die süßen kleinen Dinger.«
    Alys stieß den Spaten noch einmal tiefer, dann riß sie mit einem Mal den Kopf hoch.
    »Was ist denn das?« fragte sie. »Hast du gehört?«
    »Was?« fragte Morach schnell.
    Der Dunst senkte sich wieder über sie. Alys wich zurück. »Ich dachte, ich hätte etwas gehört«, sagte sie.
    »Was gehört?« sagte Morach. »Was hast du gehört, Alys?«
    »Pferde«, sagte Alys so leise, daß Morach sie kaum verstehen konnte. »Was sollen wir tun, Morach? Was tun wir, wenn jemand kommt?« .
    »Ich hab sie gehört!« sagte Morach ängstlich. »Ich hab ein Horn gehört!«
    Mit einem Mal ertönte ganz in ihrer Nähe ein Jagdhorn, und dann sprangen zwei große Jagdhunde aus dem Dunst, rasten an Morach vorbei, hätten sie fast umgeworfen und bellten Alys wild an. Alys warf sich zurück, bis der kalte Stein des Kreuzes im Rücken ihr den Weg verstellte. Sie preßte sich dagegen. Die Hunde hatten ein gesträubtes Fell und bellten beängstigend.
    »Hugo!« schrie Alys. »Hugo! Rette mich! Ruf deine Hunde zurück! Rette mich!«
    Das Horn ertönte noch einmal, noch lauter, und dann löste sich ein großer brauner Hengst aus dem Dunst. Hugo sprang aus dem Sattel, mit der Reitpeitsche in der Hand, und pfiff seine Hunde zurück.
    Alys rannte auf ihn zu, und er schloß sie in seine Arme.
    »Alys?« sagte er erstaunt.
    Die anderen Jäger tauchten aus dem Nebel auf, einer von ihnen nahm die Hunde an die Leine. »Alys, was machst du hier?« Hugo drehte sich um und sah Morach, die sich gerade erhob, mit aschfahlem Gesicht und einem Sack in der Hand, der sich wand und zuckte.
    »Was hast du denn da?« zischte er.
    Morach hielt den Sack fest und schüttelte den Kopf. Sie schüttelte ihn immer heftiger wie ein debiles Kind, das nicht reden kann.
    »Was hast du da?« fragte Hugo grimmig, um seine eigene Angst zu verbergen. »Antworte! Sag mir, was du in diesem Sack hast!«
    Morach sagte nichts, aber der Sack hörte mit einem Mal auf, sich zu bewegen. Dann stieß Alys plötzlich einen gellenden Angstschrei aus. Der Sack platzte von unten nach oben auseinander, wie die faulige Haut eines überreifen Pfirsichs. Und aus dem Sack marschierten, wie verkrüppelte Soldaten, die drei Puppen. Der hagere Lord mit seinem Schnabelgesicht, die grotesk schwangere Frauenpuppe und der augenlose, fingerlose, mundlose, ohrlose Hugo.
    »Sie hat es getan«, schrie Alys auf der Stelle. »Sie war es! Sie hat sie verhext! Morach hat's getan! Morach!«
    Morach starrte Alys fassungslos an, dann

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