Die weise Frau
sich, bis nur noch das Weiße der Augäpfel zu sehen war.
»Du willst uns alle«, sagte Alys. »Jede einzelne von uns auf jede Art, die du dir erträumen kannst.«
»Ja«, sagte Hugo. »Alys, bitte!«
Alys band den Lendenschurz los, zog seine Hosenklappe zurück, darunter war er nackt. Er stieß nach oben, und sie ließ sich ihm entgegenfallen. Bei ihrer Vereinigung brandete eine riesige Wolke der Wollust durch ihren Körper, und sie klammerte sich an die wattierten Schultern seiner Jacke und gab sich den Wellen der Lust hin.
»Sie ist hier!« schrie sie triumphierend. »Die Herrin aller hat dich in ihrem Bann. Öffne die Augen und schau sie an. Du pflanzt ihr deinen Samen ein, öffne die Augen und schaue die Herrin, dergleichen du nie finden wirst, nie ersetzen, nie verstoßen kannst.«
Hugo, blind vor Rausch, zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah sie.
»Herrin... Mylady... Alys!« rief er überrascht.
»Ich bin meine eigene Herrin«, rief Alys beglückt von ihrer Macht. »Endlich bin ich meine eigene Herrin.« Sie ließ sich nach vorne fallen, umklammerte seinen Hals und hörte sein Keuchen, als sein Körper erstarrte, in ihr pochte und sich schließlich beruhigte.
Als ihr Schweiß langsam zu trocknen begann, löste sie sich von ihm, zog ihren Umhang um die Schultern und warf eine Handvoll Tannenzapfen ins Feuer. Sie stellte die Karaffe und die Gläser zurück in die Truhe, ließ aber Hugo nicht aus den Augen. Er schlief wie in Trance und träumte von immer extravaganteren Orgien. Ein- oder zweimal bäumten sich seine Hüften auf und stießen ins Leere.
Alys legte noch ein Scheit ins Feuer und streute Kiefernadeln darüber, so daß der ganze Raum harzig süß roch. Dann zog sie sich den Hocker ans Feuer und wartete, daß Hugo aus seinen Träumen erwachte, Träume, in denen die Farben so grell, die Gerüche so würzig, die Berührungen so intim waren, daß sie klarer waren als die Realität selbst. Alys beobachtete, wie der Mann, den sie liebte, sich im Stuhl aufbäumte, seine Hüften im Rausch ins Nichts bog, ihren Namen rief und dann noch einmal. Sie fühlte sich ihm so fern, als würde sie das kalte Flußufer auf dem schneeverwehten Moor entlanggehen und er läge tot und still in seinem Grab.
Er kam sehr langsam wieder zu sich, blinzelnd, sah sich ungläubig um und schüttelte verwirrt den Kopf. Dann sah er Alys. Sie saß gelassen am Kamin, die Haare offen über den entblößten Schultern, den Umhang zurückgeworfen, die nackte Haut in tausend Pfirsichtönen vom Feuerschein gefärbt.
»Alys«, sagte er. »Welche Stunde schlägt es? Und wie lange habe ich geschlafen? Ich hatte einen ungewöhnlichen Traum!«
Alys lächelte geheimnisvoll.
»Es ist fast Zeit zum Abendessen«, sagte sie. »Du hast nicht geschlafen, es war kein Traum. Es war hier, du warst hier, alle waren sie die ganze Zeit lang bei uns.«
Hugo beugte sich vor und packte ihre Hände. »Wirklich?« fragte er. »Es war kein Traum? Sie waren hier, die Schwestern? Und wir waren zusammen, wir alle?«
Alys' kehliges Lachen hallte fröhlich durch den Raum.
»O ja«, flüsterte sie. »Wir waren alle hier, und du hast jede einzelne von uns genossen. Es waren ungeheure Wonnen, nicht wahr, Hugo?«
»Ja«, stimmte Hugo benommen zu. »O ja, mein Gott, Alys. Ich habe von solchen Dingen gehört, aber nie im Traum geglaubt, daß sie wahr werden könnten. Aber nun habe ich sie gesehen! Ich habe sie berührt.«
»Du hast sie berührt«, stimmte Alys lächelnd zu. »Du hast uns alle berührt. Ich hab dir das Erlebnis deines Lebens versprochen.
Was hast du erwartet, Hugo? Hurentricks? Oder deine widerwärtigen Grausamkeiten mit Catherine? Ich kann dir deine Träume geben — den Gipfel deiner Träume —, nicht weniger.«
Hugo lehnte sich im Stuhl zurück und schloß erneut die Augen. »Ich fühle mich trunken«, sagte er. »Ich fühle mich, als hätte ich eine Woche lang getrunken und dann ein Jahr lang geträumt.«
Alys hob gelassen die Schultern. »Zeit hat keine Bedeutung, wenn du bei uns allen bist. Und meine Küsse und die Küsse meiner Schwestern sind starker Wein für einen Mann.«
Hugo schlug die Augen auf und sah sie an, mit einem Mal war er sehr wach. »Ist das ein Trick?« fragte er. »Hast du mich durch einen Trick getäuscht? Mit Kräutern oder Giften oder irgendwelchem Zeug? Sag mir die Wahrheit, Alys. Mehr Wonnen, als du mir gegeben hast, will ich im Leben nicht — aber jetzt bin ich wach und will die Wahrheit wissen. Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher