Die weise Frau
mußte unwillkürlich kichern. »Still«, sagte sie. »So darf man doch vom jungen Lord nicht reden.«
»Und spricht er viel über London?« fragte der alte Lord. »Will er an den Hof gehen und mich hier allein lassen? Oder von dieser verdammten Seereise?«
Alys' Lächeln war voller Stolz. »Überhaupt nicht«, sagte sie. "Die Seereise hat er noch im Sinn, er ist immer noch wild entschlossen, die tausend Pfund zu bekommen. Aber andere Männer werden das Schiff segeln, er wird die Burg jetzt nicht verlassen. Ich kann ihn hier halten.«
»Halte ihn, bis das Schiff den Hafen verlassen hat, und ich werde mich erkenntlich zeigen«, knurrte der alte Lord. »Kannst du ihn bis nächstes Frühjahr hier halten?«
»Er wird mich nicht verlassen, solange ich sein Kind unter dem Herzen trage«, sagte sie. »Und ich kenne Hugo, wenn er den Sohn sieht, den ich ihm schenken werde, wird er sich nicht losreißen können. Ich werde ihn für Euch halten, Mylord.«
Lord Hugh nickte. »Tu das«, sagte er. »Aber halte ihn nicht von seiner Arbeit auf den Ländereien ab. Er sollte da draußen sein, mit seinen Männern reden. Es gibt Märkte, auf denen die Abgaben, die sie uns schulden, verschwinden. Einige Farmen sind schon Monate mit der Pacht im Hintertreffen, und die Pächter sterben, heiraten, gebären, ändern ihre Verträge, ohne die angemessenen Abgaben zu leisten. In jedem Dorf gibt es Mittelsmänner, die uns Bericht erstatten und uns die Abgaben bezahlen. Jeder von ihnen streicht einen Anteil ein von dem, was uns rechtmäßig zusteht. Bei dem neuen Haus, das Hugo baut, lassen sich die Arbeiter schön Zeit, da möchte ich drauf wetten. Er sollte da draußen sein, unser Recht durchsetzen und nicht fröhliche Flohhatz in deinem Nachthemd spielen, Alys.«
Alys schüttelte den Kopf. »Tagsüber sitzt er bei Catherine. Ich würde mit ihm ausreiten, zwei Paar Augen und Ohren sehen und hören schließlich mehr als nur eines. Aber Catherine hält ihn zu Hause fest. Wenn Ihr Euch beklagt, daß er seine Arbeit auf den Ländereien vernachlässigt, dann solltet Ihr bei Catherine die Schuld suchen.«
Der alte Lord runzelte die Stirn. »Sie kränkelt wohl immer noch, was?« fragte er gereizt. »Was fehlt ihr denn?«
»Sie ist erschöpft«, sagte Alys achselzuckend. »Sie fühlt sich schwach. Sie ißt, um bei Kräften zu bleiben, aber je mehr sie ißt, desto schwerer wird sie, und desto fauler fühlt sie sich. Ihre Kraft verebbt einfach. Vielleicht wird es besser, wenn es wärmer wird. Sie braucht Sonne. Und Morach fehlt ihr immer noch.«
Der alte Lord zog den Kopf zwischen die Schultern wie ein verärgerter Raubvogel. »Die alte Hexe fehlt ihr! Catherine soll sich schämen!«
Alys lächelte sanft. »Seltsam, nicht wahr?« sagte sie. »Fast möchte man meinen, sie trauert um eine Mutter. Und ich, die von Morach aufgezogen wurde, weiß, was sie war, und empfinde nur wenig Trauer.« Sie holte Luft. »Als wäre ich die Dame und nicht sie.«
Der alte Lord hob eine listige Augenbraue. »Nein«, sagte er knapp.
Alys sah ihn an.
»Schlag es dir aus dem Kopf«, riet ihr der alte Lord. »Erfreue dich dessen, was du gewonnen hast, Mistress Alys. Höher als jetzt wirst du in dieser Burg nicht aufsteigen. Ich mag dich um mich haben, Hugo ist verrückt nach dir, und sogar Catherine mag dich und braucht dich jetzt, und du trägst meinen Enkel unter deinem Herzen. Aber solltest du versuchen, die natürliche Ordnung umzukrempeln, versuchen, in den Adel aufzusteigen, werde ich dich auf den Misthaufen zurückwerfen. Wir sind hier nicht am Hof des Königs. Hier kannst du dein Glück nicht auf dem Rücken liegend machen.«
Alys' blaue Augen blitzten vor Zorn, aber sie schwieg.
»Hast du mich gehört?« fragte der alte Lord hartnäckig.
»Ich höre Euch«, sagte sie ruhig.
»Und du wirst deinen Ehrgeiz auf deinen Sohn beschränken«, erinnerte sie der alte Lord.
Alys lächelte ihn an. »Euer Wunsch ist mir Befehl, Mylord«, sagte sie freundlich. »Was für ein Kind das sein wird!«
»Ja«, sagte der alte Lord, immer noch gereizt. »Laß Pater Stephen holen, ich möchte, daß er mir vorliest. Er hat mir durch seine Reisen gefehlt.«
»Ich werde lesen«, bot Alys sich an und bewegte sich in Richtung Tisch, wo die Bücher lagen.
»Ich will Pater Stephen«, sagte der alte Lord. »Ich möchte eine Männerstimme hören. Frauen sind da, wo sie hingehören, ganz nett, Alys. Aber man kann ihrer überdrüssig werden.«
»O ja«, stimmte Alys zu. »Das
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