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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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geschwängert hat. Wenn Catherine oder ihrem Sohn etwas passieren sollte, dann wäre mein Kind Euer einziger Enkel, Mylord. Ich glaube nicht, daß es unser angemessen ist, wie das einfache Volk über Zauberei, Hexerei und Unsinn zu klatschen. Ich bin Hugos Geliebte und die Mutter seines Kindes. Warum sollten wir uns von einer alten Närrin wie Nortons Weib den Tag verderben lassen?«
    Der alte Lord nickte. »Kein Wunder, daß es so eine lange Schwangerschaft sein wird, Alys, nachdem dieses Baby dich vor allen Schwierigkeiten bewahrt. Dreizehn Monate nach meiner Rechnung?«
    Alys lächelte. »Er hat es Euch also erzählt«, meinte sie fröhlich. »Ich habe ihn wegen meines Fehlers um Verzeihung gebeten. Ich habe mir so sehr ein Kind von Hugo gewünscht, daß ich die Anzeichen falsch gedeutet habe. Aber jetzt bin ich mir sicher. Ihr werdet meinen Bauch bald wachsen sehen. Aber ich hoffe, nie so sehr wie den von Lady Catherine!«
    Der alte Lord lachte. »Füchsin«, sagte er, aber ohne Zorn. »Laß sie in Ruhe. Söhne kann man nie genug haben. Es ist Platz genug für euch beide.«
    Hugo war am Ende des Feldes angelangt. Er bückte sich und nahm ein Büschel Gras und die spindeligen, süß duftenden Blumen. Das junge Mädchen lief mit seiner Jacke auf ihn zu und hielt sie ihm, damit er hineinschlüpfen konnte. Er zog sie an, drehte sich um, legte seinen Arm um ihre Schulter, küßte sie herzhaft auf beide Wangen und steckte ihr die Blumen in den Ausschnitt. Das Mädchen lehnte sich an seinen Arm und lächelte. Sie war jung und frisch in ihrem hellblauen Sonntagsstaat mit einem tiefen eckigen Ausschnitt, der ihre weißen, üppigen Brüste betonte.
    »Wie mir scheint, habt Ihr Eure Blumen verloren, Mistress Alys«, bemerkte David.
    Alys stand auf und lächelte ihn an. »Dann muß Hugo mir eben noch welche pflücken«, sagte sie frech.
    Sie wandte sich von beiden ab und schritt lächelnd ins helle Sonnenlicht. Um sie herum breiteten die Leute weiße Tücher auf der gemähten Wiese aus. Die Arbeiter rechten das Gras zusammen, damit Wind und Sonne es trocknen konnten. Krüge mit Bier wurden geöffnet und irdene Becher gefüllt. Alys ging über das Feld auf Hugo zu, den flachen Bauch vorgestreckt, damit er größer aussah, lächelnd im Vertrauen auf ihre Macht über ihn. Als sie näher kam, entwand sich das Mädchen hastig Hugos Arm und wich zurück, ohne Alys anzuschauen, dann lief sie weg.
    »Alys«, sagte Hugo ärgerlich.
    »Du hast meine Blumen weggeworfen«, sagte Alys. Sie lächelte immer noch.
    Hugo bückte sich und griff achtlos nach ein paar Grashalmen und Blumen. »Hier«, sagte er grob. »Nimm die. Ich gehe jetzt den Tanz eröffnen.«
    »Mit mir?« fragte Alys.
    Hugos Blick war drohend. »Nachdem du einen Sturm entfacht hast, dessen Wogen ich wieder glätten muß, werde ich erst mit dir tanzen und dann mit jedem anderen Mädchen auf dem Feld, bis alle zufrieden sind.«
    Alys lächelte unbeirrt. Sie nahm Hugos ausgestreckten Arm, und sie gingen zusammen auf die Musiker zu. Andere Paare reihten sich hinter ihnen ein. Aber sie bewegten sich ohne Freude, wäre es ihre Pflicht zu tanzen und als wagten sie es nicht, ihren Gehorsam zu verweigern.
    Alys trat zurück, drehte sich zu Hugo und wartete auf den Einsatz der Musik. Hinter Hugos Schulter entdeckte sie ein Gesicht, das sie kannte und dessen Anblick sie erstarren ließ.
    Es war Tom, und an seinem Arm hing eine Frau mit hartem Gesicht.
    Alys' Miene zeigte nicht die geringste Reaktion. Ihre Augen streiften ihn ohne ein Anzeichen des Erkennens, ihr klares Lächeln blieb unverändert — Tom löste sich von Liza und kam auf das Paar zu. Alys' Gesicht war eine Maske der Sorglosigkeit, den Kopf zur Seite geneigt, lauschte sie der Musik und klopfte den Takt mit dem Fuß. Tom, der Ungebetene, kam unaufhaltsam auf sie zu.
    »Alys!« sagte er.
    Hugo drehte sich um. Tom stand direkt hinter ihm, aber er sah den Lord nicht einmal an, zog nicht seine Kappe. Er ignorierte ihn wie einen Zaunpfosten am Wegrand. Er sah nur Alys, in ihrem grünen Kleid und den grünen und silbrigen Bändern im Haar, atemberaubend schön.
    »Alys«, sagte er noch einmal.
    Alys sah ihn an, als würde sie ihn erst jetzt bemerken. Sie legte den Kopf zur Seite, als würde sie ein seltenes Exemplar mustern.
    »Ja?« sagte sie fragend.
    Tom schluckte. »Ich werde dich wegbringen«, stammelte er. »Ich bring dich weg von hier, Alys. Ich hab gehört, was man über dich redet... Hier bist du nicht

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