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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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hätte eine Schwäche«, steuerte Eliza noch bei. »Daß er eine Frau nicht schwängern kann, und wenn ja, dann das Kind nicht leben wird.«
    Mistress Allingham machte ein spitzes Mündchen. »So eine Fehlgeburt wie die hab ich meiner Lebtag noch nicht gesehen«, sagte sie. »Lady Catherine blutet überhaupt nicht.«
    Alys senkte ihre Stimme wie die anderen beiden. »Ihre Körpersäfte haben eine Fäulnis«, sagte sie. »Erinnert euch, wie das Kind gezeugt wurde. Sie ist immer entweder zu heiß oder zu kalt. Ich habe getan, was ich konnte, um sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, aber das Kind ist in Hitze und Trockenheit empfangen worden und ging in Feuchtigkeit und Kälte verloren. Keiner kann sie fruchtbar machen. Keiner kann sie läutern.«
    »Dann wird er sie verstoßen«, zischte Eliza.
    Alys nickte und legte einen Finger auf den Mund.
    Die beiden Frauen zwinkerten sich zu.
    »Und Ihr schwanger von ihm!« bemerkte Eliza.
    Alys lächelte ihr zu, erhob sich und schüttelte die Falten ihres strahlend grünen Kleides aus. »Und du hast gesagt, ich wäre am Absteigen«, erinnerte sie Eliza. »Erst gestern morgen, Eliza, hast du mich mit meinem Abstieg geneckt. Du hast mich Hure genannt.«
    Eliza errötete. »Ich bitte Euch um Verzeihung«, sagte sie. »Ich habe Euch Unrecht getan, Alys... Mistress Alys, ich habe zu offen gesprochen, und ich habe mich geirrt.«
    Alys nickte und ging in ihre Kammer, wo sie das alte blaue Kleid aus ihrer Truhe holte, das Kleid, das der alte Lord ihr aus der Hinterlassenschaft seiner Hure Meg geschenkt hatte. Alys schüttelte es aus. Es würde Mutter Hildebrande passen — sie war so winzig und krumm geworden. Aber es war aus guter, dicker Wolle und würde sie warm halten, selbst in dieser feuchten Hütte. Alys legte es zusammen und ging nach unten durch die menschenleere Halle zur Küche.
    Hier war alles ruhig. Die Köche und Bediener waren nach Castleton gegangen oder lagen in den Feldern am Fluß, besuchten Freunde oder tranken mit den Soldaten. Der Küchenjunge war da, er döste neben dem Spieß, den er den ganzen Tag gedreht hatte. Eine große, fertiggebratene Rinderkeule steckte am Spieß, ein Rest vom heutigen Mittagessen.
    »Wach auf!« sagte Alys hochmütig.
    Er war in Sekundenschnelle auf den Beinen und rieb sich die Augen mit einer verschmierten Hand. Als er Alys sah, wich er erschrocken zurück.
    Alys lächelte ihn an. »Ich möchte einer weisen Frau auf dem Moor ein paar Nahrungsmittel schicken und ein Kleid«, sagte sie. »Du darfst es für mich hinbringen. Du kannst meine Stute nehmen, sie braucht Bewegung.«
    Der Junge blinzelte verstört.
    »Nimm einen Korb und tu alles Gute rein, was du findest«, sagte Alys. »Ein großes Stück von der Keule, Brot, Früchte, ein paar Süßigkeiten und einen Krug Wein.«
    Der Junge zögerte.
    »Mach schon«, sagte Alys. »Ich werde der Köchin sagen, daß ich es befohlen habe.«
    Er nickte und ging zu einem der Balken, an dem Dutzende von Körben hingen. Er nahm einen und ging zu der Speisekammer, die an die kühle Außenmauer des Schlosses gebaut war.
    Alys sah sich um. Der Boden war mit Kräutern bestreut, aber sie waren alt und vertrocknet und seit Monaten nicht mehr erneuert. Einige Hennen und ein Gockel pickten auf dem Boden herum, die Steinplatten waren mit ihren weißen und moosfarbenen Hinterlassenschaften übersät. Das Feuer auf der anderen Seite des Raumes schwelte um einen riesigen Kiefernstamm. Es würde zum Abendessen entfacht und dann über Nacht eingedämmt werden. An einer Seite der Küchenwand war ein Steinblock mit einem halben Dutzend ausgehöhlter Becken, um Holzkohle zu brennen oder um Saucen aufzukochen und kleine Pfannen zu erhitzen. Rundherum war alles mit einer feinen schwarzen Rußschicht überzogen.
    Es waren keine Schlösser an den Schränken. Jeder Lagerraum war offen: der Fleischraum, der Fischraum, das Konditorzimmer. Selbst der Bierkeller war offen. Alys dachte an Hugos Pläne, in ein neues Haus zu ziehen und die überflüssigen hier lebenden Gefolgsleute zu verstoßen, und ihr wurde klar, wie umfangreich seine Einsparungen sein würden.
    »Hol einen Krug Wein mit einem Stöpsel«, sagte sie. »Den besten Wein.«
    Der Junge kam mit gefülltem Korb aus der Speisekammer: ein halber runder Käse, zwei Laib Brot, ein Stück Fleisch, eine Schüssel mit Frühkirschen, eine dicke Scheibe Schinken, ein Topf Mandelpaste mit Rosinen.
    »Da ist ein Topf Bucknade«, bot er ihr an.
    Ein Lieblingsgericht von

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