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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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er nachdenklich.
    Alys nickte. »Möchtest du mich durch ein molliges Schätzchen ersetzen, David? Glaubst du, Hugo würde mich wegen einer plötzlichen Laune verstoßen, wenn ich sein Kind erwarte und er mir seit Monaten verfallen ist?«
    David machte erstaunte große Augen. »Natürlich nicht, Mistress Alys! Ich habe nur Lord Hughs Befehl gehorcht. Er hat gesagt, Ihr sollt eine eigene Zofe haben, meine Aufgabe war es, eine zu finden. Wenn sie nicht nach Eurem Geschmack ist, kann ich sie wegschicken. Ich werde dem jungen Lord sagen, daß Ihr die Zofe, die ich vorgeschlagen habe, zu hübsch fandet, und werde eine häßliche alte Frau suchen. Kein Problem.«
    »Wir brauchen darüber nicht mehr zu reden«, erwiderte Alys hastig. »Ich habe keine Angst, David. Du kannst Hunderte von ihrer Sorte bringen und sie Hugo in den Schoß werfen. Sie werden kein Kind von ihm empfangen. Sie mögen ihn vielleicht amüsieren, aber sie werden nicht am Hohen Tisch sitzen. Glaubst du, der alte Lord würde ein Dorfmädchen mir vorziehen?« Sie lachte spitz, hocherfreut über das wütende Gesicht des kleinen Mannes. »Ich werde das Mädchen anstellen. Sie kann meine Näharbeiten machen und Botengänge erledigen.«
    »Hinauf nach Bowes Moor vielleicht?« warf David schnell ein. »Wieder eine weise Frau in Eurer alten Hütte. Wer ist das, Alys? Wieder eine Verwandte, die gar keine ist? Oder Morach, von den Toten auferstanden?«
    »Wohl kaum ein Geist!« sagte Alys, die nicht so leicht zu überrumpeln war. »Nein, es ist eine reisende weise Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, in der Hütte zu bleiben. Ich habe ihr ein paar Lebensmittel und eine Botschaft geschickt, denn im Frühling brauche ich eine weise Frau für meine Niederkunft, entweder sie oder die von Richmond wird mir helfen müssen.«
    »Ich verstehe.« David wandte sich zum Gehen. Alys atmete erleichtert auf. Dieses Verhör hatte sie gut gemeistert.
    »Und warum sollte der Küchenjunge so tun, als wäre er stumm?« fragte David. »Warum sollte er nicht mit ihr reden? Kennt sie Geheimnisse, die sie vielleicht ausplaudern würde, wenn sie jemand danach fragt?«
    Alys' schallendes Gelächter klang heiter wie der Vogelsang aus dem Obstgarten. »Ach, der alberne Kerl!« rief sie. »Ich habe ihm befohlen, sie nicht mit seinem Geplapper zu ermüden und unterwegs nichts von dem Essen zu naschen und auch nicht stehenzubleiben, um mit seinen Freunden zu spielen! Und er denkt gleich, er soll den Stummen spielen. Ich wünschte, ich hätte gesehen, wie er den stummen Tölpel spielte.«
    Davids Lächeln war etwas gezwungen. »Der Junge ist ein Narr.« Er nickte Alys kurz zu. Sie sah ihm nach, bis er fort war.
    Die Sonne brannte auf ihren Rücken. Alys war heiß, ihre dichten Haare ließen ihren Hals und ihren Kopf glühen. Sie schwitzte. Ihr grünes Kleid war zu eng geschnürt, das Mieder zu steif. Sie ging ins Haus, wo es kühl und schattig war. Auf der Treppe zur Damengalerie drückte Schmerz wie ein ungeheures Gewicht auf ihren Kopf, und die Haut hinter ihren Ohren spannte sich wie Zangen um ihren Schädel.
    Mary war in Alys' Schlafkammer, glättete die Decke auf dem Bett und gaffte aus dem Fenster. »Lauter so feine Sachen, Mylady!« rief sie, als Alys hereinkam. »So fein und so hübsch!«
    »Lös mir das Geschnür«, sagte Alys und drehte ihr den Rücken zu. Das Mädchen band erst das Mieder und dann das Gewand auf und fing die Kleider auf, als Alys sie fallen ließ. »Ich habe Kopfschmerzen«, sagte Alys. »Schließ die Läden vor dem Fenster, und geh und setz dich in die Galerie. Ich will allein sein. Weck mich eine Stunde vor dem Abendessen.«
    »Ich werde Euer Gewand wegräumen«, sagte Mary, nahm das grüne Kleid und ging zu Alys' Truhe mit den Kräutern und Ölen.
    »Nicht in die«, sagte Alys barsch. »Ich bin eine Heilerin. Dort bewahre ich all meine Medizinen auf. Diese Truhe darfst du nie öffnen. Du darfst sie nie anfassen. Einige der Tinkturen sind sehr empfindlich, und sie würden verderben, wenn jemand außer mir sie berührt. In der anderen Truhe sind meine Kleider.«
    Das Mädchen machte einen Knicks, faltete Alys' Kleid und legte es vorsichtig in die Truhe. Der Deckel knallte zu. »Verzeiht, Mylady.«
    Alys legte sich in die Kissen zurück und schloß die Augen.
    »Man hat mir befohlen, ich soll Euch sagen, Lady Catherine will Euch sehen«, kam es schüchtern. »Ich hab vergessen, es Euch gleich weiterzugeben.«
    »Sagt Ihr, ich habe Kopfschmerzen und ruhe mich

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