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Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Titel: Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Surowiecki
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kein durchgreifender Brand, was bedeutet: kein katastrophaler Schaden [an der Weltraumfähre]. Das heißt: Die [lediglich] lokale Hitzeentwicklung würde einen Austausch von Fliesen bedeuten?« Und McCormack entgegnete: »Nach allem, was wir in Erfahrung gebracht haben, steht bis jetzt eine Infragestellung der Sicherheit des Fluges nicht an.« Worauf Linda Ham neuerlich eine Frage stellte, die ein echtes Problem von vornherein ausschloss: »Also kein Flugsicherheitsproblem. Nichts, was diesen Weltraumflug infrage stellt. Nichts, was wir anders machen müssten. Es geht also gut aus, oder?« Nach einer kurzen Diskussion zwischen Ham, McCormack und Calvin Schomburg meldete sich dann noch ein anderer Teilnehmer der Telefonkonferenz mit einer Beschwerde zu Wort: Er habe die Aussage McCormacks in diesem Wortwechsel akustisch nicht verstehen können. Worauf wieder Ham das Wort ergriff, um die Intervention McCormacks knapp und bündig zusammenzufassen: »Er hat in Übereinstimmung mit Calvin [Schomburg] nur wiederholt, dass die Fähre nicht in Brand geraten wird; damit ist jede Frage nach der Sicherheit des Fluges erledigt. Es geht also eher um eine Art von Problem, wie wir es bereits bei früheren Weltraumflügen zu meistern hatten. Ist das alles? Okay. Keine weiteren Fragen?« Damit war das Schicksal der Columbia besiegelt.
    Was an dieser Konferenz vom 24. Januar befremdet, ist das Fehlen jeglicher Diskussion und eines Minderheitenvotums. Das CAIB kritisierte zu Recht, dass McCormack in seinem Resümee der DAT-Darlegungen nicht ein einziges Wort über die klar geäußerten methodischen Vorbehalte verlor, dass er mit keiner Silbe erwähnte, ob das Fazit unter den DAT-Ingenieuren selbst umstritten war. Noch befremdlicher: Auf der Konferenz stellte nicht ein einziges MMT-Mitglied auch nur eine Frage. Kein Mitglied äußerte Interesse, die DAT-Studie einzusehen. Man hätte eigentlich erwarten dürfen, dass jemand McCormack nach dessen Erwähnung der Unsicherheitsfaktoren darum gebeten hätte, die Unsicherheitsfaktoren genauer zu erklären, oder vielleicht sogar, die Risiken zu quantifizieren. Es hat ihn aber niemand darum gebeten. Das mag zum Teil dadurch zu erklären sein, dass Ham so offenkundig darauf drängte, die Sache zu Ende zu bringen, und völlig überzeugt war, dass es da nichts weiter zu bereden gab. Ihre brüske Zusammenfassung der Zusammenfassung McCormacks – »Kein durchgreifender Brand. Kein katastrophaler Schaden« – schnitt im Grunde jeglicher Diskussion den Faden ab. Wer einmal an einer Firmenkonferenz teilgenommen hat, weiß genau, dass die Wendung »Okay. Keine weiteren Fragen?« effektiv bedeutet: »Weitere Fragen sind nicht zugelassen.«
    Bis zu einem gewissen Maße ist die falsche Entscheidung des MMT aus ganz besonderen Eigentümlichkeiten der NASA-Kultur zu erklären. Wir stellen uns die NASA als von Grund auf leistungsbezogene Behörde vor; sie funktioniert jedoch in Wahrheit sehr hierarchisch. Deshalb wurden die Befürchtungen des DAT vom MMT nicht ernst genommen – obwohl die DAT-Ingenieure beim Einschlag des Schaumstücks sofort schwere Bedenken äußerten, obwohl sie nachdrücklich erklärten, Bilder von der Tragfläche des Raumschiffs zu benötigen, um das Ausmaß des Schadens wirklich bewerten zu können. Außerdem verletzte das MMT alle Regeln zur sauberen Urteilsbildung in kleinen Gruppen. Zunächst einmal waren die Diskussionen im Team gleichermaßen zu strukturiert und zu unstrukturiert verlaufen. Zu strukturiert waren sie in dem Sinne, dass die meisten Diskussionen – keineswegs nur im Zusammenhang mit dem Schaumstoffeinschlag – sich darin erschöpften, dass Linda Ham eine Frage stellte und ein Teammitglied antwortete. Und sie waren ungenügend strukturiert, weil nicht einmal der leiseste Versuch unternommen wurde, anderen Mitgliedern des Teams die Möglichkeit zu geben, die von der Vorsitzenden formulierten Fragen auf andere Weise zu stellen. So etwas ist fast immer ein Fehler, weil die Entscheidungen dann nämlich auf einer äußerst begrenzten informativen und analytischen Grundlage getroffen werden. Heute können wir auf die Resultate jahrzehntelanger Forschungen über Gruppenentscheidungen zurückgreifen. Sie lassen klar erkennen: Gruppenbeschlüsse sind umso erfolgreicher, wenn sie einer festen Tagesordnung folgen und wenn die Leiter strikt darauf achten, dass jeder Teilnehmer eine Chance zur freien Meinungsäußerung bekommt.
    Und, wie schon angedeutet: Das MMT hat sozusagen

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