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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Mauer um ihn und Arya. Die Geschwindigkeit, mit der sie sich drehten, zusammen mit dem Sperrfeuer pulsierender Farben machte Eragon schwindlig und er musste sich mit der Hand am Boden abstützen. Das Sirren war jetzt so laut, dass ihm die Zähne klapperten. Er hatte einen metallischen Geschmack auf der Zunge und die Haare standen ihm zu Berge. Arya ging es genauso, nur dass ihr Haar viel länger war. Als er zu ihr hinübersah, fand er den Anblick so komisch, dass er nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken konnte.
    »Was wollen die von uns?«, rief er, doch sie antwortete nicht.
    Eine einzelne Kugel löste sich aus der Wand und schwebte auf Augenhöhe vor Arya. Sie zog sich zusammen und dehnte sich aus wie ein schlagendes Herz und wechselte dabei von Königsblau nach Smaragdgrün mit gelegentlichen roten Blitzen. Einer der Fühler wand sich um eine Haarsträhne von Arya. Es gab einen scharfen Knall und einen Moment lang leuchtete die Haarsträhne wie ein Sonnensplitter, dann war sie verschwunden. Eragon stieg der Geruch von verbranntem Haar in die Nase.
    Arya zuckte nicht mit der Wimper. Mit gelassener Miene hob sie den Arm und legte, bevor Eragon sie daran hindern konnte, die Hand auf die leuchtende Kugel. Die Kugel wurde golden und weiß und schwoll an, bis sie mehr als drei Fuß Durchmesser hatte. Arya schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken; strahlende Freude überzog ihr Gesicht. Sie bewegte die Lippen, aber Eragon konnte nicht hören, was sie sagte. Als sie endete, flammte die Kugel blutrot auf und wechselte dann in schneller Folge über Rot, Grün, Lila und Orange zu einem so strahlenden Blau, dass er den Blick abwenden musste. Schließlich nahm sie ein tiefes Schwarz an, das von einem Kranz zuckender weißer Ausläufer umgeben war, wie die Sonne während einer Sonnenfinsternis. Dann hörte die Erscheinung auf, sich zu verändern, als könne keine Farbe ihre Stimmung angemessen wiedergeben.
    Sie glitt von Arya fort zu Eragon, ein schwarzes Loch im Gefüge der Erde, umgeben von einer Flammenkrone. Sie schwebte vor ihm und brummte so intensiv, dass ihm die Augen tränten. Seine Zunge schien mit Kupfer überzogen zu sein, die Haut kribbelte und kleine Blitze tanzten auf seinen Fingerspitzen. Ein bisschen erschrocken fragte er sich, ob er die Kugel ebenfalls berühren sollte wie Arya. Er sah sie Hilfe suchend an. Sie nickte und bedeutete ihm weiterzumachen.
    Da streckte er die rechte Hand nach der Kugel aus und zu seiner Überraschung verspürte er Widerstand. Die Kugel war körperlos, drückte aber gegen seine Hand wie ein Wasserstrahl. Je näher er ihr kam, desto stärker wurde der Druck. Mit einiger Anstrengung überwand er die letzten paar Zoll und kam mit dem Zentrum des Gebildes in Berührung.
    Bläuliche Strahlen schossen zwischen Eragons Handfläche und der Kugeloberfläche hin und her, eine blendende, fächerartige Erscheinung, die das Licht der anderen Kugeln überstrahlte und alles in ein blasses Blauweiß tauchte. Eragon schrie vor Schmerz auf, als sich die Strahlen in seine Augen bohrten, und zog blinzelnd den Kopf ein. Dann bewegte sich etwas im Innern der Kugel, als erwache ein zusammengerollter Drache aus dem Schlaf, und ein fremdartiges Wesen drang in sein Bewusstsein ein, fegte seinen Schutzwall weg wie trockenes Laub in einem Herbststurm. Er keuchte. Überirdische Freude erfüllte ihn. Was auch immer diese Kugel war, sie schien aus purer Glückseligkeit zu bestehen. Sie freute sich ihres Lebens und alles um sie herum entzückte sie, mal mehr, mal weniger. Eragon hätte vor lauter Glück weinen mögen, doch er hatte jetzt keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Das Wesen hielt ihn aufrecht und die schimmernden Strahlen flackerten noch immer unter seiner Hand hervor, während es durch seine Knochen und Muskeln huschte, sich ein wenig an den Stellen aufhielt, wo er verletzt gewesen war, um dann in seinen Geist zurückzukehren. Trotz seiner Euphorie kam Eragon die Gegenwart des Wesens so seltsam und gespenstisch vor, dass er ihr entfliehen wollte, doch in seinem Bewusstsein gab es kein Versteck. Und so musste er in enger Verbindung mit der feurigen Seele stehen, während die Kugel mit der Geschwindigkeit eines Elfenpfeils seine Erinnerungen durchforstete. Er fragte sich, wie sie so schnell so viele Informationen aufnehmen konnte. Währenddessen wollte er seinerseits den Geist des Eindringlings erforschen, um so viel wie möglich über dessen Natur und Ursprung zu erfahren, aber das

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