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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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allem, was passiert ist? Bevor wir uns zum Buckel aufmachten, hab ich fast mein ganzes Lager vernichtet, damit dem Imperium und diesen dreckigen Ra’zac nichts in die Klauen fällt, was für sie von Nutzen sein könnte. Wer auch immer die Häute genommen hat, er hat mir nur Arbeit erspart. Also lassen wir die Vergangenheit ruhen, sag ich.«
    »Vielleicht«, sagte Eragon. »Aber ich fühle mich trotzdem verpflichtet, dir zu sagen, dass ich es war, der die Häute gestohlen hat.«
    Auf einmal sah Gedric ihn an wie einen ganz gewöhnlichen Menschen, ohne Angst, Ehrfurcht oder übertriebenen Respekt. Als würde der Gerber seine Meinung über Eragon überdenken.
    »Ich habe sie gestohlen und darauf bin ich nicht stolz, aber ich brauchte das Leder. Sonst hätte ich die Elfen in Du Weldenvarden wahrscheinlich nicht lebend erreicht. Ich habe mir immer eingeredet, ich hätte es mir nur ausgeliehen. Aber die Wahrheit ist, dass ich es gestohlen habe, denn ich hatte gar nicht die Absicht, es zurückzubringen. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Und da ich die Häute oder was davon noch übrig ist, behalten will, finde ich es nur recht und billig, sie dir zu bezahlen.« Eragon holte eine der warmen goldenen Kugeln aus seinem Gürtel und hielt sie Gedric hin.
    Der betrachtete die glänzende Metallperle mit zusammengepressten Lippen. Er kränkte Eragon nicht, indem er das Gold in der Hand wog oder draufbiss, aber er sagte: »Das kann ich nicht annehmen, Eragon. Ich war ein guter Gerber, aber so viel war das Leder nicht wert. Deine Großzügigkeit ehrt dich, aber ich hätte immer das Gefühl, dieses Gold nicht verdient zu haben.«
    Eragon war davon keineswegs überrascht. »Aber du würdest keinem anderen die Gelegenheit verwehren, mit dir um einen fairen Preis zu feilschen, oder?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann kannst du es auch mir nicht verwehren. Die meisten Leute versuchen, einen herunterzuhandeln, ich dagegen habe beschlossen, es umgekehrt zu machen. Dabei werde ich genauso hartnäckig sein, als wollte ich ein hübsches Sümmchen sparen. Für mich sind die Häute jedes Gramm dieses Goldes wert, und ich lasse mich auf kein Kupferstück weniger ein, nicht einmal wenn du mir ein Messer an die Kehle hältst.«
    Nun schlossen sich Gedrics dicke Finger um die Goldkugel. »Wenn du darauf bestehst, werde ich es nicht ablehnen. Keiner soll sagen, dass Gedric Ostvensson ein gutes Geschäft ausschlägt, weil er zu bescheiden ist. Meinen besten Dank, Schattentöter.« Er steckte die Kugel in einen Beutel an seinem Gürtel, nachdem er sie in ein Stück Wollstoff gewickelt hatte, damit sie keine Kratzer bekam. »Garrow hat es ganz richtig gemacht, Eragon - bei euch beiden, dir und Roran. Er war vielleicht scharf wie Essig und hart wie eine Kohlrübe im Winter, aber er hat euch beide gut erzogen. Ich glaube, er wäre stolz auf dich.«
    Eragon hatte plötzlich einen Kloß im Hals und schluckte schwer.
    Gedric drehte sich um und wollte zu den anderen Dorfbewohnern zurückgehen, zögerte dann jedoch. »Wenn ich fragen darf, Eragon, warum waren diese Häute eigentlich so wertvoll für dich? Wofür hast du sie benutzt?«
    Eragon lachte leise. »Wozu ich sie... Na ja, ich habe daraus mit Broms Hilfe einen Sattel für Saphira gemacht. Sie trägt ihn jetzt nicht mehr so oft wie früher - seit uns die Elfen einen richtigen Drachensattel geschenkt haben -, aber er hat uns in so mancher schwierigen Lage und so manchem Kampf gute Dienste geleistet, sogar in der Schlacht von Farthen Dûr.«
    Erstaunt zog Gedric die Augenbrauen hoch. Wie ein Sprung in blaugrauem Granit verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen, das sein Gesicht völlig veränderte. »Ein Sattel!«, sagte er atemlos. »Man stelle sich vor, ich habe das Leder für den Sattel eines Drachenreiters gegerbt! Und auch noch, ohne es zu wissen. Nein, nicht 
eines
 Drachenreiters, sondern 
des
 Drachenreiters. Des einen, der am Ende den schwarzen Tyrannen stürzen wird! Wenn mich doch bloß mein Vater so sehen könnte!« Immer noch grinsend verbeugte er sich vor Eragon und trottete zu seinen Kameraden zurück, um jedem, der es hören wollte, die Geschichte zu erzählen.
    Eragon schlich sich rasch zwischen den Zeltreihen davon, bevor die ganze Horde über ihn herfallen würde. Fürs Erste war er mit sich zufrieden.
Manchmal dauert es eine Weile,
 dachte er, 
aber ich zahle meine Schulden immer zurück.
    Bald darauf gelangte er zu einem anderen Zelt nahe am östlichen Rand des Lagers. Er

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