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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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klopfte an den Pfosten zwischen den beiden Eingangsplanen. Mit einem scharfen Geräusch wurde eine Seite aufgerissen und Jeods Frau Helen stand in der Öffnung. Kühl musterte sie Eragon. »Ich nehme an, du willst mit 
ihm
 sprechen.«
    »Wenn er da ist.« Eragon wusste ganz genau, dass Jeod da war, denn er konnte seine Gegenwart so deutlich spüren wie die Helens.
    Einen Moment lang dachte er, Helen würde die Anwesenheit ihres Mannes verleugnen, doch dann trat sie achselzuckend beiseite. »Dann kannst du ja ebenso gut reinkommen.«
    Jeod saß auf einem Schemel und brütete über mehreren Schriftrollen, Büchern und losen Blättern, die auf einem unbezogenen Feldbett gestapelt lagen. Ein paar Haare hingen ihm in die Stirn; genau dort, wo sich seine Narbe von der Kopfhaut bis zur linken Schläfe zog.
    »Eragon«, rief er und die angestrengten Falten auf seinem Gesicht glätteten sich. »Willkommen, willkommen!« Er schüttelte Eragon die Hand und bot ihm den Schemel an. »Hier, ich kann mich aufs Bett setzen. Nein, bitte, du bist unser Gast. Hättest du gern etwas zu essen oder zu trinken? Nasuada hat uns eine Extraration zugeteilt, also zier dich nicht aus Angst, wir könnten deinetwegen Hunger leiden. Es ist nicht viel, verglichen mit dem, was wir dir in Teirm aufgetischt haben, aber im Krieg kann schließlich niemand ein Festmahl erwarten, nicht einmal ein König.«
    »Eine Tasse Tee wäre schön«, sagte Eragon.
    »Also Tee und Gebäck.« Jeod sah zu Helen hinüber.
    Helen nahm den Wasserkessel vom Boden, stützte ihn an der Hüfte ab, steckte das Ende eines Wasserschlauchs in den Ausgießer des Kessels und drückte auf das Leder. Der Kessel dröhnte dumpf, als der Wasserstrahl auf den Boden traf. Helens Finger schlossen sich um den Schlauch und der Strahl wurde zu einem müden Tröpfeln. Sie machte ein mürrisches Gesicht, als wäre es ihr eine widerwärtige Pflicht, während die Wassertropfen an der Innenseite des Kessels einen nervtötenden Rhythmus trommelten.
    Ein entschuldigendes Lächeln flackerte über Jeods Gesicht. Er starrte auf ein Stück Papier neben seinem Knie, während er darauf wartete, dass Helen fertig wurde. Eragon musterte interessiert eine Falte in der Zeltplane.
    Das laute Getropfe hielt noch über drei Minuten lang an.
    Als der Kessel endlich voll war, zog Helen den schlaffen Wasserschlauch heraus, hängte ihn an einen Haken am Mittelpfosten des Zeltes und stürmte hinaus.
    Eragon sah Jeod mit hochgezogener Augenbraue an.
    Der hob hilflos die Hände. »Meine Stellung bei den Varden ist nicht so bedeutend, wie sie gehofft hatte, und das nimmt sie mir übel. Sie war einverstanden, mit mir zusammen aus Teirm zu fliehen, weil sie wohl erwartete, dass Nasuada mich in den engsten Kreis ihrer Berater aufnehmen oder mich mit den Ländereien und Reichtümern eines Edelmanns überhäufen würde, als Dank dafür, dass ich vor vielen Jahren geholfen habe, Saphiras Ei zu stehlen. Womit Helen nicht gerechnet hat, ist das eintönige Leben eines gewöhnlichen Kriegers: in einem Zelt schlafen, selbst kochen und waschen und so weiter. Nicht dass es ihr nur um Wohlstand und Ansehen ginge, aber sie stammt aus einer der reichsten Reederfamilien von Teirm und die meiste Zeit unserer Ehe über waren meine eigenen Unternehmungen auch nicht gerade erfolglos. Sie ist so etwas wie das hier einfach nicht gewöhnt und muss sich erst noch damit anfreunden.« Seine Schultern hoben und senkten sich kaum merklich. »Meine einzige Hoffnung war, dass dieses Abenteuer - wenn es denn eine solch romantische Bezeichnung verdient - die Kluft überbrücken würde, die sich in den vergangenen Jahren zwischen uns aufgetan hat. Aber nichts ist je so einfach, wie es scheint.«
    »Findest 
du
 denn, die Varden sollten dir mehr Beachtung schenken?«, fragte Eragon.
    »Um meiner selbst willen nicht. Aber Helen...« Jeod zögerte. »Ich möchte, dass sie glücklich ist. Ich habe meinen Lohn bereits erhalten. Denn ich bin lebend aus Gil’ead entkommen, nachdem Brom und ich von Morzan, seinem Drachen und ihren Männern angegriffen wurden. Und was könnte einem größere Befriedigung verschaffen, als dabei geholfen zu haben, Galbatorix einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Dass ich dann noch in mein früheres Leben zurückkehren und trotzdem die Sache der Varden weiter unterstützen konnte, dass ich Helen heiraten konnte - damit bin ich mehr als zufrieden. Jegliche Zweifel, die ich vielleicht hatte, sind in dem Augenblick

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