Die Weisheit des Feuers
Zähnen.
Die Elfen waren Eragon in diesem Moment völlig egal. »Warum hast du das getan?«, wollte er wissen. Er zuckte zusammen, als sich seine aufgeplatzte Unterlippe bemerkbar machte und er Blut schmeckte.
Angela warf den Kopf zurück. »Jetzt kann ich Elva für die nächsten zehn Jahre Manieren beibringen! Das ist nicht gerade das, was ich mir für das kommende Jahrzehnt vorgenommen hatte!«
»Ihr etwas beibringen?«, rief Eragon. »Das schaffst du nie und nimmer. Sie wird dich genauso mühelos aufhalten, wie sie mich aufgehalten hat.«
»Hm. Wohl kaum. Sie weiß nicht, was mich bewegt und womit man mich treffen kann. Darauf habe ich von Anfang an geachtet.«
»Würdest du uns diesen Zauber verraten?«, fragte Nasuada. »So wie sich die Dinge entwickelt haben, wäre es gut, einen Schutz vor Elva zu haben.«
»Nein, ich glaube nicht«, entgegnete Angela. Dann marschierte auch sie aus dem Zelt und Solembum stolzierte mit anmutig erhobenem Schwanz hinter ihr her.
Die Elfen steckten ihre Schwerter wieder in die Scheiden und zogen sich diskret ein Stück zurück.
Nasuada rieb sich mit kreisförmigen Bewegungen die Schläfen. »Verdammte Magie«, fluchte sie.
»Verdammte Magie«, pflichtete Eragon ihr bei.
Die beiden erschraken, als Greta sich auf den Boden warf und zu weinen und zu jammern anfing, während sie sich die dünnen Haare raufte, sich ins Gesicht schlug und an ihrem Mieder riss. »Ach, mein armer Liebling! Ich habe mein Lämmchen verloren! Verloren! Was soll bloß aus ihr werden, so ganz allein? Wehe mir, mein kleiner Liebling verstößt mich. Ist das der Lohn dafür, dass ich mir den Rücken krumm geschuftet habe? Was für eine grausame Welt, die einem jedes bisschen Glück wieder nimmt.« Sie stöhnte. »Mein Augenstern. Mein Herzblatt. Mein süßes kleines Schätzchen. Fort! Und niemand da, der sich um sie kümmert … Schattentöter! Wirst du sie behüten?«
Eragon ergriff ihren Arm, half ihr auf und tröstete sie mit dem Versprechen, dass er und Saphira Elva im Auge behalten würden.
Und sei es auch nur,
bemerkte Saphira,
damit sie nicht auf die Idee kommt, uns ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen.
DAS GOLD DER ERDE
E ragon stand mit Saphira fünfzig Schritt von Nasuadas rotem Pavillon entfernt. Froh, dass der ganze Trubel um Elva vorbei war, schaute er zum azurblauen Himmel hinauf und lockerte die Schultern, denn die Ereignisse des Tages hatten ihn ermüdet. Saphira hatte vor, einen Ausflug zum Jiet zu machen, um in den tiefen, ruhigen Fluten zu baden. Doch er selbst wusste nicht so recht, was er als Nächstes tun sollte. Seine Rüstung war immer noch nicht fertig eingeölt, er musste sich auf die Hochzeit von Roran und Katrina vorbereiten, Jeod aufsuchen, ein ordentliches Schwert auftreiben und dann... Er kratzte sich am Kinn.
Wie lange wirst du fort sein?,
fragte er.
Saphira entfaltete ihre Flügel.
Ein paar Stunden. Ich habe Hunger. Wenn ich sauber bin, will ich zwei oder drei von diesen fetten Rehen jagen, die ich neulich am westlichen Ufer das Gras abknabbern sah. Allerdings haben die Varden so viele von ihnen geschossen, dass ich wohl erst etliche Meilen in Richtung Buckel fliegen muss, bevor ich irgendetwas finde, was sich zu jagen lohnt.
Flieg nicht zu weit,
sagte er warnend,
sonst landest du noch im Imperium.
Nein, nein, aber falls ich auf einen einzelnen Soldatentrupp stoßen sollte...
Sie leckte sich die Lefzen.
Hätte ich nichts gegen einen kleinen Kampf. Übrigens schmecken Menschen genauso gut wie Rehe.
Saphira, du wirst doch nicht?
Ihre Augen funkelten
. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das hängt davon ab, ob sie Rüstungen tragen. Ich hasse es, auf Metall zu beißen, und mein Essen aus einer Schale zu pulen, ist auch kein Vergnügen.
Aha.
Er schaute zu der nächsten Elfe hinüber, einer hochgewachsenen Frau mit silbrigem Haar.
Die Elfen werden dich nicht allein weglassen wollen. Erlaubst du zweien von ihnen, auf dir zu reiten? Anders können sie nicht mit dir Schritt halten.
Heute nicht. Heute jage ich allein!
Mit einem kräftigen Flügelschlag hob sie ab und schwang sich hoch in den Himmel hinauf. Während sie nach Westen zum Fluss hin abbog, hörte er ihre Stimme in seinem Kopf. Durch die Entfernung war sie jetzt schwächer als zuvor.
Wenn ich zurückkomme, fliegen wir zusammen, nicht wahr, Kleiner?
Ja, wenn du wieder da bist, fliegen wir, nur wir beide.
Er musste schmunzeln, als er ihre Freude darüber verspürte und
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