Die Weisheit des Feuers
Striemen, die du mit einem Zauber sofort wieder heilen kannst. Eher trete ich von meinem Posten zurück und übertrage dir den Befehl über die Varden, als zuzulassen, dass so etwas geschieht. Wenn du glaubst, du wärst besser geeignet als ich, dann übernimm meine Position, setz dich auf meinen Stuhl und erkläre dich zum Anführer dieser Streitmacht! Solange ich jedoch für die Varden spreche, ist es mein Recht, solche Entscheidungen zu treffen. Genau wie ich die Verantwortung dafür trage, wenn sie falsch waren.«
»Willst du denn nicht auf Ratschläge hören?«, fragte Eragon bekümmert. »Willst du den Varden ihren Weg einfach vorschreiben, ohne dich beraten zu lassen?«
Der Nagel ihres Mittelfingers klackte auf das Holz der Stuhllehne. »Ich höre auf Ratschläge. Ich lausche jede wache Stunde meines Lebens einem nicht enden wollenden Strom von Ratschlägen, aber manchmal komme ich zu anderen Schlussfolgerungen als meine Untergegebenen. Du musst jetzt wählen, ob du zu deinem Treuegelöbnis stehst und dich meiner Entscheidung beugst oder ob du dich zum Abbild von Galbatorix aufschwingen willst.«
»Ich will nur das Beste für die Varden«, erwiderte er.
»Ich auch.«
»Du stellst mich vor eine Wahl, die mir missfällt.«
»Manchmal ist es schwerer zu folgen, als zu führen.«
»Darf ich einen Moment darüber nachdenken?«
»Du darfst.«
Saphira?
Flecken violetten Lichts tanzten über die Zeltwände, als die Drachendame den Hals drehte und den Blick auf Eragon richtete.
Mein Kleiner?
Soll ich gehen?
Ich glaube, du musst.
Eragon presste die Lippen zusammen.
Und du?
Du weißt, wie sehr ich es hasse, von dir getrennt zu sein, aber Nasuadas Argumente sind wohlüberlegt. Wenn ich Murtagh und Dorn dadurch fernhalten kann, dass ich bei den Varden bleibe, sollte ich das wahrscheinlich tun.
Die Emotionen wogten zwischen ihnen hin und her, Flutwellen in einem Meer von Zorn, Erwartung, Widerwille und Zärtlichkeit. Von ihm kamen der Zorn und der Widerwille, von ihr die sanfteren Gefühle - jedoch nicht minder stark -, die ihn beruhigten und ihm halfen, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Nichtsdestotrotz klammerte er sich hartnäckig an seinen Widerstand gegen Nasuadas Plan.
Wenn du mich nach Farthen Dûr fliegen würdest, wäre ich nicht so lange fort, was Galbatorix weniger Gelegenheit für einen neuen Angriff bieten würde.
In dem Moment, in dem wir von hier wegflögen, würden ihn seine Spione von der Schwäche der Varden unterrichten.
Ich will mich aber nicht so kurz nach dem Helgrind schon wieder von dir trennen.
Unsere eigenen Wünsche dürfen niemals Vorrang vor den Bedürfnissen der Varden haben, aber mir geht es genauso wie dir. Doch erinnere dich an Oromis’ Worte. Ein Drache und sein Reiter werden nicht nur daran gemessen, wie stark sie gemeinsam sind, sondern auch daran, wie gut sie sich allein schlagen. Wir beide sind reif genug, um auch unabhängig voneinander zu handeln, Eragon, obwohl uns diese Vorstellung so sehr missfällt. Das hast du bei deiner Reise durch das Imperium bewiesen.
Wäre es dir recht, mit Arya in die Schlacht zu ziehen, wie Nasuada es vorgeschlagen hat?
Bei ihr würde es mir am wenigsten ausmachen. Wir haben schon gemeinsam gekämpft, und immerhin war sie es, die mich vor nahezu zwanzig Jahren in meinem Ei durch ganz Alagaësia getragen hat. Das weißt du doch, mein Kleiner. Warum also stellst du diese Frage? Bist du etwa eifersüchtig?
Und wenn?
Ihre saphirblauen Augen funkelten amüsiert und sie stupste ihn spielerisch mit der Zunge an.
Wie süß von dir... Also, soll ich bleiben oder mitkommen?
Es ist deine Entscheidung, nicht meine.
Aber sie betrifft uns beide.
Eragon scharrte mit der Stiefelspitze im Boden.
Wenn wir uns schon an diesem wahnwitzigen Vorhaben beteiligen müssen, sollten wir alles dafür tun, dass es glückt. Also bleib und versuch zu verhindern, dass Nasuadas dreimal verfluchter Plan sie den Kopf kostet.
Sei guten Mutes, Kleiner. Laufe schnell, dann sind wir bald wieder vereint.
Eragon sah Nasuada an. »Also gut«, sagte er. »Ich gehe.«
Nasuada entspannte sich ein wenig. »Danke. Und du, Saphira, wirst du ihn begleiten oder bleiben?«
Saphira schickte ihren Geist zur Anführerin der Varden aus.
Ich bleibe, Nachtjägerin.
Nasuada senkte den Kopf. »Saphira, ich bin dir für deine Hilfe sehr dankbar.«
»Hast du schon mit Bloëdhgarm darüber gesprochen?«, erkundigte sich Eragon. »Hat er dem Plan
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