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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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heiraten? Besonders wenn man bedenkt, wie ich jetzt aussehe?« Eragon unterdrückte den Impuls, sich an die spitzen Ohren zu fassen, was ihm allmählich zur Gewohnheit wurde. »Als ich in Ellesméra gelebt habe, fiel es mir leicht, zu akzeptieren, wie die Drachen mein Äußeres verändert haben. Immerhin haben sie mir noch viele andere Geschenke gemacht. Außerdem waren die Elfen nach der Blutschwur-Zeremonie viel freundlicher zu mir. Erst als ich zu den Varden zurückkehrte, wurde mir bewusst, wie 
sehr
 ich mich verändert habe - und es quält mich. Ich bin kein richtiger Mensch mehr und auch kein richtiger Elf. Ich bin irgendetwas dazwischen, ein Mischling, ein Halbblut.«
    »Kopf hoch!«, sagte Roran fröhlich. »Du brauchst dir vielleicht gar keine Sorgen darüber zu machen, dass du ewig leben könntest. Galbatorix, Murtagh, die Ra’zac oder selbst ein Soldat des Imperiums kann dir jederzeit den Garaus machen. Ein weiser Mensch denkt nicht an die Zukunft, sondern lacht und trinkt, solange er diese Welt noch genießen kann.«
    »Ich weiß, was unser Vater dazu gesagt hätte.«
    »Und er hätte uns einen ordentlichen Tritt in den Hintern verpasst.«
    Sie lachten herzhaft. Dann stellte sich wie so oft Schweigen zwischen ihnen ein. Diese Kluft war zu gleichen Teilen auf Erschöpfung, ihre Vertrautheit und auch auf ein Gefühl von Fremdheit zurückzuführen - angesichts ihrer so unterschiedlichen Schicksale, wo ihr Leben doch einst in nahezu identischen Bahnen verlaufen war.
    Ihr solltet euch schlafen legen,
 sagte Saphira zu Eragon und Roran. 
Es ist spät. Wir müssen früh aufstehen.
    Eragon sah hinauf zum schwarzen Himmelsgewölbe und bestimmte die Zeit danach, wie weit die Sterne gewandert waren. Die Nacht war älter, als er erwartet hatte. »Ein guter Rat«, sagte er. »Ich wünschte nur, wir hätten noch ein paar Tage zum Ausruhen, bevor wir den Helgrind erstürmen. Die Schlacht auf den Brennenden Steppen hat Saphira und mich unsere ganze Kraft gekostet. Wir haben uns noch nicht wieder vollständig erholt, da wir gleich hierher geflogen sind und ich die letzten zwei Abende einen Teil meiner Kräfte in den Gürtel von Beloth dem Weisen übertragen habe. Mir tun noch immer alle Knochen weh, und ich habe mehr blaue Flecken, als ich zählen kann. Schau...« Er lockerte das Manschettenband an seinem linken Hemdsärmel, schob das Lámarae - einen weichen Elfenstoff aus über Kreuz gesponnenen Woll- und Nesselfäden - nach oben und zeigte Roran einen dunkelgelben Streifen, wo sein Schild gegen seinen Unterarm geprallt war.
    »Ha!«, machte Roran. »Das kleine Ding nennst du einen blauen Fleck? Da hab ich mir ja mehr wehgetan, als ich mir heute Morgen den Zeh gestoßen habe. Hier, ich zeig dir eine Verletzung, auf die ein Mann stolz sein kann.« Er zog den linken Stiefel aus, rollte das Hosenbein hoch und deutete auf eine daumendicke schwarze Strieme, die quer über den Wadenmuskel verlief. »Da hat mich ein Speerschaft getroffen.«
    »Beeindruckend, aber ich habe noch was Besseres.« Eragon schlüpfte aus dem Wams, zog das Hemd aus der Hose und drehte sich zur Seite, damit Roran die riesige Prellung an seinen Rippen und eine ähnliche Verfärbung am Bauch sehen konnte. »Pfeile«, erklärte er. Dann entblößte er den rechten Unterarm und offenbarte eine Verletzung, die der am anderen Arm ähnelte. Diesen Striemen hatte er abbekommen, als er mit der Armschiene ein Schwert abwehrte.
    Als Nächstes zeigte Roran ihm eine Ansammlung blaugrüner Flecken, alle von der Größe einer Goldmünze, die von der linken Achselhöhle bis hinab zum Steiß verlief. Es war die Folge eines Sturzes auf einen Haufen Steine, zwischen denen Teile einer Rüstung gelegen hatten.
    Eragon betrachtete die Verletzung, dann lachte er. »Pah, das sind ja winzige Stiche. Hast du dich verlaufen und bist in einen Rosenbusch gefallen? Ich zeig dir was, worauf du neidisch sein kannst.« Er zog die Stiefel aus, dann stand er auf und ließ die Hose runter, sodass er nur das Hemd und eine Wollunterhose trug. »Da kannst du nicht mithalten«, sagte er und deutete auf die Innenseiten seiner Schenkel. Die Haut dort war bunt gescheckt, als wäre Eragon eine exotische Frucht, die in unterschiedlichen Farben von Holzapfelgrün bis Fäulnisbraun reifte.
    »Aua«, sagte Roran. »Wie ist denn das passiert?«
    »Ich bin beim Luftkampf gegen Murtagh und Dorn von Saphira abgesprungen. Es gelang ihr, unter mir wegzutauchen und mich aufzufangen, kurz bevor ich am

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