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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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wischte sich schnell die Tränen ab. Dann betrachtete er sein Werk. Er sah, wie Roran mehrmals kräftig mit den Schultern zuckte, wie er sich streckte und mit den Armen kreiste. Seine Schulterpartie war massiv und gestählt, das Resultat jahrelanger schwerer Feldarbeit. Überrascht verspürte Eragon einen Anflug von Neid. Er mochte stärker sein, aber er war nie so muskulös gewesen wie sein Cousin.
    Roran grinste. »So gut wie neu. Vielleicht sogar besser als vorher. Ich danke dir.«
    »Keine Ursache.«
    »Es war ganz seltsam. Ich hab mich gefühlt, als würde ich aus mir herauskriechen. Und gejuckt hat es vielleicht. Ich hätte mir fast die Haut vom Leib gerissen -«
    »Bring mir doch bitte ein Stück Brot aus der Satteltasche, ja? Ich bin hungrig.«
    »Wir haben doch gerade erst gegessen.«
    »Ich brauche einen Bissen, nachdem ich so einen Zauber gewirkt habe.« Eragon schniefte, dann zog er sein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. Er schniefte erneut. Er hatte nicht ganz die Wahrheit gesagt. Es war der von ihm herbeigeführte Tod der drei Tiere, der ihm zu schaffen machte, nicht der Zauber selbst; und er fürchtete, sich zu erbrechen, wenn er nicht sofort etwas in den Magen bekam.
    »Du wirst doch nicht krank, oder?«, fragte Roran.
    »Nein.« Noch immer erfüllt von Schuldgefühlen, griff Eragon nach der Tonflasche mit dem Met. Er hoffte, die düsteren Gedanken mit einem kräftigen Schluck hinunterspülen zu können.
    Etwas sehr Großes, Schweres und Scharfes traf seine Hand und drückte sie zu Boden. Er zuckte zusammen und blickte auf eine von Saphiras elfenbeinfarbenen Klauen, die sich in sein Fleisch grub. Das dicke Lid der Drachendame glitt einmal über die große schimmernde Iris, mit der sie ihn fixierte. Nach einem langen Moment hob sie die Klaue, so wie ein Mensch einen Finger heben würde, und Eragon zog die Hand zurück. Er schluckte und griff wieder nach dem Rotdornstab. Er versuchte, den Gedanken an Met zu verdrängen und sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, statt sich in seinem Selbsthass zu suhlen.
    Roran holte einen halben Laib Sauerteigbrot aus der Tasche, dann hielt er inne und fragte mit dem Anflug eines Lächelns: »Möchtest du nicht lieber etwas Hirschfleisch? Ich hab es nicht ganz aufgegessen.« Er hielt ihm den behelfsmäßigen Bratspieß aus Wacholderbaumholz hin, an dem noch drei dicke goldbraune Fleischbrocken hingen. Für Eragons sensible Nase war der Duft, der ihm entgegenwallte, schwer und intensiv. Er erinnerte ihn an die Nächte, die er im Buckel verbracht hatte, und an Mahlzeiten an langen Winterabenden, als er, Roran und Garrow sich um den Ofen versammelt und die Gesellschaft der anderen genossen hatten, während draußen ein Sturm tobte. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. »Es ist noch warm«, sagte Roran und wedelte mit dem Spieß vor Eragons Nase herum.
    Eragon nahm seine ganze Willenskraft zusammen und schüttelte den Kopf. »Gib mir einfach das Brot.«
    »Bist du sicher? Das Fleisch ist herrlich, ganz zart und würzig. Es ist so saftig, dass man beim Hineinbeißen glaubt, man hätte einen Löffel von Elains bestem Eintopf im Mund.«
    »Trotzdem, ich kann nicht.«
    »Du weißt, dass es dir schmecken würde.«
    »Roran, hör auf, mich zu reizen, und gib mir das Brot!«
    »Ah, jetzt siehst du schon viel besser aus. Vielleicht brauchst du ja gar kein Brot, sondern nur jemanden, der deine Laune etwas hebt, was?«
    Eragon funkelte ihn an. Dann, schneller als man schauen konnte, riss er Roran das Brot aus der Hand.
    Das schien Roran sogar noch mehr zu amüsieren. Während Eragon sich einen Bissen vom Laib abbrach, sagte sein Cousin: »Ich weiß gar nicht, wie du allein von Früchten, Brot und Gemüse leben kannst. Ein Mann muss doch Fleisch essen, wenn er sich seine Kraft erhalten will. Vermisst du es denn überhaupt nicht?«
    »Mehr, als du dir vorstellen kannst.« »Aber warum quälst du dich dann so? Jedes Geschöpf auf der Welt muss andere Lebewesen essen, um zu überleben - selbst Pflanzen tun es. So sind wir nun mal beschaffen. Warum versuchst du, dich der natürlichen Ordnung der Dinge zu widersetzen?«
    Ich habe ihm in Ellesméra das Gleiche gesagt,
 bemerkte Saphira, 
aber er hört ja nicht auf mich.
    Eragon zuckte mit den Achseln. »Diese Diskussion hatten wir doch schon. Tut, was ihr wollt. Ich schreibe niemandem vor, wie er leben soll. Ich für meinen Teil kann aber nicht guten Gewissens ein Tier essen, dessen Gedanken und Gefühle ich geteilt

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