Die Weisheit des Feuers
jungen Frauen in und um Carvahall zu diskutieren. »Wie kam es dazu?«
»Ich mochte sie. Sie mochte mich. Sind Einzelheiten da so wichtig?«
»Ach komm schon«, sagte Eragon. »Ich war zu sauer, um dich zu fragen, bevor du nach Therinsford gegangen bist, und seitdem haben wir uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich bin einfach neugierig.«
Die Haut um Rorans Augen straffte sich und legte sich in viele Fältchen, während er sich die Schläfen massierte. »Eigentlich gibt’s da nicht viel zu erzählen. Sie hat mir schon immer gefallen. Es war nicht weiter wichtig, bevor ich zum Mann wurde, aber nach meiner Initiation begann ich mich zu fragen, wen ich heiraten würde und wer die Mutter meiner Kinder werden sollte. Bei einem unserer Besuche in Carvahall beobachtete ich, wie Katrina neben Lorings Haus stehen blieb und eine Moosrose pflückte, die im Schatten des Dachfußes wuchs. Sie lächelte, während sie die Blume betrachtete... Es war so ein zartes und glückliches Lächeln, dass ich auf der Stelle beschloss, ich würde sie wieder und wieder dazu bringen, so zu lächeln. Ich wollte dieses Lächeln jeden Tag bis an mein Lebensende sehen.« In Rorans Augen schimmerten Tränen, doch im nächsten Augenblick blinzelte er und sie waren wieder verschwunden. »Ich fürchte, in dieser Hinsicht habe ich versagt.«
Nach einer angemessenen Pause sagte Eragon: »Du hast ihr also den Hof gemacht. Aber mal davon abgesehen, dass ich Katrina immer deine Komplimente ausrichten musste, wie hast du es im Einzelnen angestellt?«
»Du fragst wie jemand, der Unterweisung braucht.«
»Ach was. Das bildest du dir bloß ein...«
»Jetzt bist
du
aber dran«, sagte Roran. »Ich weiß, wenn du lügst. Dann grinst du so dümmlich und deine Ohren werden ganz rot. Die Elfen haben dir vielleicht ein neues Gesicht gegeben, aber dieser Teil von dir hat sich nicht geändert. Was ist da zwischen dir und Arya?«
Rorans scharfe Beobachtungsgabe ärgerte Eragon. »Nichts! Der Mond hat deinen Geist verwirrt.«
»Gib’s zu. Du hängst an ihren Lippen, als wäre jedes ihrer Worte ein Diamant, und dein Blick klebt an ihr, als wärst du am Verhungern und sie ein Festmahl, das einen Zollbreit außerhalb deiner Reichweite steht.«
Graue Rauchwölkchen quollen aus Saphiras Nüstern, als sie ein ersticktes Hüsteln von sich gab.
Eragon beachtete sie nicht und sagte: »Arya ist eine Elfe.«
»Und zwar eine wunderschöne. Spitze Ohren und schräg stehende Augen sind nur geringfügige Make, verglichen mit ihren zahlreichen Vorzügen. Du siehst ja jetzt selbst aus wie eine Katze.«
»Arya ist über hundert Jahre alt.«
Roran war baff; seine Augenbrauen hoben sich und er sagte: »Das glaube ich nicht! Sie steht in der Blüte ihrer Jugend.«
»Doch, es stimmt.«
»Nun, das mag ja sein. Das sind vielleicht alles gute Gründe, Eragon, aber das Herz lässt sich nur selten von der Vernunft leiten. Also, stehst du auf sie oder nicht?«
Falls er auch nur ein kleines bisschen mehr auf sie stehen würde,
sagte Saphira zu Eragon und Roran,
müsste ich Arya selbst abknutschen.
Saphira!
Beschämt schlug Eragon ihr aufs Bein.
Roran war umsichtig genug, Eragon nicht weiter aufzuziehen. »Dann beantworte wenigstens meine ursprüngliche Frage und erzähl mir, wie die Dinge zwischen dir und Arya stehen. Hast du mit ihr oder ihrer Familie über deine Gefühle gesprochen? Ich habe festgestellt, wie unklug es ist, in solchen Angelegenheiten zu lange zu warten.«
»Tja«, sagte Eragon und starrte auf den langen Rotdornstab. »Ich habe mit ihr gesprochen.«
»Und was kam dabei heraus?« Als Eragon nicht umgehend antwortete, rief Roran frustriert: »Dir Antworten zu entlocken, ist anstrengender, als Birka durch den Schlamm zu ziehen.«
Eragon gluckste bei der Erwähnung Birkas, eins ihrer Zugpferde.
»Saphira, würdest du bitte dieses Rätsel für mich lösen? Ich fürchte, ich kriege ansonsten nie eine zufriedenstellende Erklärung.«
»Es ist vergeblich. Absolut hoffnungslos. Sie wird mich nicht erhören.« Eragons Stimme klang teilnahmslos, als spräche er über das Pech eines Fremden, doch in ihm tobte ein Sturm verletzter Gefühle, so gewaltig und wild, dass er fühlte, wie Saphira sich etwas aus ihm zurückzog.
»Das tut mir leid.«
Eragon zwang sich, den Kloß hinunterzuschlucken, der ihm im Hals steckte, und sein wundes Herz zu ignorieren. »So ist es nun mal.«
»Ich weiß, im Moment erscheint es dir unmöglich«, sagte Roran, »aber eines
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