Die Weisheit des Feuers
Trotzdem werden wir unser Bestes geben, damit der Sternsaphir bis zur Krönung fertig ist. Sollte sie allerdings tatsächlich in drei Tagen stattfinden... stünden die Aussichten wohl schlecht. Wäre sie später in der Woche, könnten wir es wohl schaffen.«
Eragon dankte Skeg für die Auskunft und ging. Mit den Wachen im Schlepptau suchte er einen der vielen Speisesäle des Stadtbergs auf: einen langen, niedrigen Raum mit Reihen von Steintischen auf der einen und Zwergen auf der anderen Seite, die an Specksteinöfen beschäftigt waren.
Man brachte ihm Sauerteigbrot, einen weißfleischigen Fisch, den die Zwerge in den unterirdischen Seen fingen, sowie Pilze und pürierte Wurzeln. Den Wurzelbrei hatte er bereits bei seinem letzten Aufenthalt in Tronjheim gekostet, doch er wusste nicht, woher die Knollen kamen. Vor dem ersten Bissen prüfte er allerdings mit den Zaubersprüchen, die Oromis ihn gelehrt hatte, ob die Speisen vergiftet waren.
Als er gerade den letzten Bissen Brot mit einem Schluck dünnem, verwässertem Frühstücksbier hinunterspülte, betrat Orik mit einem Aufgebot von zehn Kriegern den Speisesaal. Die Männer setzten sich an einen Tisch, von dem aus sie beide Eingänge im Auge behalten konnten, während Orik sich mit einem müden Seufzer auf die Steinbank Eragon gegenüber fallen ließ. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht.
Eragon wirkte rasch einige Zauber, die verhinderten, dass sie belauscht wurden. »Haben wir einen weiteren Rückschlag erlitten?«
»Nein, keinen Rückschlag. Aber die Diskussionen sind außerordentlich ermüdend.«
»Das habe ich bemerkt.«
»So wie alle anderen deinen Missmut bemerkt haben«, erwiderte Orik. »Du musst dich ab jetzt zusammenreißen, Eragon. Wenn wir unseren Rivalen gegenüber irgendeine Schwäche zeigen, spielen wir ihnen damit nur in die Hände. Ich...« Orik verstummte, als ein korpulenter Zwerg herangewatschelt kam und einen Teller mit dampfendem Essen vor ihn hinstellte.
Eragon starrte finster auf die Tischkante. »Bist du dem Thron ein Stück näher gekommen? Haben wir durch dieses ewige Gerede wenigstens Boden gutgemacht?«
Orik hob einen Finger, während er auf einem Bissen Brot kaute. »Wir haben sehr große Fortschritte gemacht. Schau nicht so missmutig drein! Nachdem du gegangen warst, hat Havard eingewilligt, die Steuer auf das Salz zu senken, das der Dûrgrimst Fanghur dem Ingietum liefert. Im Austausch dafür darf sein Clan im Sommer unseren Tunnel zum Nalsvrid-Mérna nutzen, damit sie das Rotwild jagen können, das sich während der warmen Monate rund um den See einstellt. Du hättest sehen sollen, wie Nado mit den Zähnen geknirscht hat, als Havard mein Angebot akzeptierte!«
»Pah!«, fauchte Eragon. »Steuern, Wild - was hat das damit zu tun, wer Hrothgar auf den Thron folgt? Sag mir ehrlich, Orik, wie stehst du im Vergleich zu den anderen Clan-Oberhäuptern da? Und wie lange wird sich das alles noch hinziehen? Mit jedem Tag, der verstreicht, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Imperium unsere List durchschaut und Galbatorix die Varden angreift. Und dann bin ich nicht da, um Murtagh und Dorn zurückzuschlagen.«
Orik wischte sich den Mund mit einem Zipfel des Tischtuchs ab. »Meine Position ist gar nicht schlecht. Keiner der Grimstborithn kann genug Unterstützung vorweisen, um eine Wahl zum jetzigen Zeitpunkt zu erzwingen, aber Nado und ich haben die meisten Anhänger. Wenn einer von uns noch, sagen wir, zwei oder drei Clans für sich gewinnen kann, dürfte die Waagschale sich rasch zu dessen Gunsten neigen. Havard schwankt bereits. Ich glaube nicht, dass es noch viel braucht, damit er in unser Lager überwechselt. Heute Abend werden wir das Brot mit ihm brechen. Dabei werde ich herausfinden, wie ich mir am geschicktesten seine Stimme verschaffen kann.« Orik schob sich einen gerösteten Pilz in den Mund. »Was allerdings die Clan-Versammlung betrifft... die endet vielleicht in einer Woche, wenn wir Glück haben, oder in zweien, wenn nicht.«
Eragon fluchte leise. Er war so angespannt, dass sein Magen brannte und drohte, die Mahlzeit, die er gerade zu sich genommen hatte, wieder von sich zu geben.
Orik ergriff Eragons Handgelenk. »Weder du noch ich können etwas tun, um die Entscheidung der Clan-Versammlung zu beschleunigen. Also reg dich nicht zu sehr darüber auf. Kümmere dich lieber um das, was du ändern kannst, und lass den Dingen ansonsten ihren Lauf!« Er ließ ihn
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