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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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vorbeiflitzte und kurz darauf noch zwei. Ohne die Augen zu öffnen, streckte sie die Zungenspitze heraus und kostete die Luft. Ihr fielen keine ungewöhnlichen Gerüche auf. Sie beschloss, dass die Störung keiner näheren Untersuchung bedurfte, und versank in Träume von einem kühlen grünen See, in dem sie nach Fischen tauchte.
     
    Zorniges Geschrei weckte Saphira.
    Sie rührte sich nicht, während sie mehreren 
Runde-Ohren-zwei-Beine
 lauschte, die miteinander stritten. Sie waren zu weit entfernt, um etwas zu verstehen, aber am Klang ihrer Stimmen erkannte Saphira, dass sie wütend genug waren, um zu den Waffen zu greifen. Unter den Varden kam es manchmal zu Streitigkeiten, so wie in jeder großen Herde, aber sie hatte die Zweibeiner noch nie mit so viel Ausdauer und Leidenschaft herumzanken hören wie jetzt.
    Saphira merkte, dass sie Kopfschmerzen bekam, während das Gebrüll immer lauter wurde. Sie krallte ihre Klauen in den Fels, auf dem sie lag, und spitze Quarzsplitter brachen aus der Oberfläche.
    Ich werde jetzt bis dreiunddreißig zählen,
 überlegte sie. 
Wenn sie bis dahin nicht aufgehört haben, sollten sie beten, dass es einen guten Grund dafür gibt, warum sie den Schlaf einer Tochter-des-Windes stören!
    Bei siebenundzwanzig verstummten die Zweibeiner. 
Na endlich!
 Sie machte es sich wieder bequem, um ihr Nickerchen fortzusetzen.
    Metall klirrte, 
Stoff-auf-Haut
 raschelte und der vertraute Duft der 
Kriegerin-mit-der-dunklen-Haut-Nasuada
 stieg Saphira in die Nase. 
Was ist denn nun schon wieder?,
 fragte sie sich. Sie überlegte, ob sie laut brüllen sollte, damit alle entsetzt die Flucht ergriffen und sie in Ruhe ließen.
    Saphira öffnete ein Auge und sah, dass Nasuada und ihre sechs Wachen auf sie zugerannt kamen. Als sie die Felsplatte erreicht hatten, befahl Nasuada den Männern, bei Bloëdhgarm und seinen Elfen zu bleiben, die auf einer kleinen Lichtung trainierten.
    »Sei gegrüßt, Saphira«, sagte Nasuada, nachdem sie allein auf den Felsen geklettert war. Sie trug ein rotes Kleid, das vor dem Grün der Apfelbäume unnatürlich grell wirkte. Lichtsprenkel von Saphiras Schuppen lagen auf Nasuadas Gesicht.
    Saphira blinzelte träge; sie hatte keine Lust zu antworten.
    Nasuada blickte sich um, dann kam sie noch näher und flüsterte: »Saphira, ich muss unter vier Augen mit dir reden. Du kannst in meinen Geist eindringen, aber ich nicht in deinen. Könntest du bei unserem Gespräch bitte in meinem Kopf bleiben, damit ich dir durch meine Gedanken mitteilen kann, was ich zu berichten habe?«
    Saphira schickte ihren Geist in Nasuadas 
Bewusstsein-nervös-streng-müde
 und ließ sie kurz ihre Verärgerung spüren, weil sie sie vom Schlafen abhielt.
    Ich kann es, wenn ich will
, sagte sie dann. 
Aber ich würde es nie ohne deine Erlaubnis tun.
    Natürlich,
 antwortete Nasuada. 
Ich habe nichts anderes angenommen.
 Zuerst empfing Saphira von der Frau nichts außer unzusammenhängende Bilder und Empfindungen: ein Galgen mit leerer Schlinge, Blut am Boden, fauchende Gesichter, Furcht, Erschöpfung und darunter einen Strom grimmiger Entschlossenheit. 
Verzeih mir, Saphira,
 sagte Nasuada. 
Ich hatte einen anstrengenden Morgen. Sieh es mir nach, falls meine Gedanken zu sehr herumwandern.
    Saphira blinzelte wieder. 
Worüber regen sich die Varden so auf? Eine Gruppe von Männern hat mich mit ihrem lauten Gezanke geweckt, und davor habe ich gehört, wie ungewöhnlich viele Boten durch das Lager stürmten.
    Mit zusammengepressten Lippen wandte Nasuada sich von Saphira ab und verschränkte die noch immer nicht verheilten Unterarme. Die Färbung ihres Geistes wurde so schwarz wie eine Mitternachtswolke, die von Tod und Gewalt kündet. Nach einer für sie untypisch langen Pause sagte sie: 
Einer der Varden, ein Mann namens Othmund, ist letzte Nacht ins Lager der Urgals geschlichen und hat drei von ihnen getötet, während sie am Feuer schliefen. Die Urgals haben ihn nicht erwischt, aber heute Morgen hat er die Tat gestanden und sich damit gebrüstet.
    Warum hat er das getan?,
 fragte Saphira. 
Haben die Urgals seine Familie umgebracht?
    Nasuada schüttelte den Kopf. 
Ich wünschte fast, das hätten sie, weil die Urgals dann nicht so wütend wären; Rache verstehen sie. Nein, das ist das Merkwürdige an der Geschichte; Othmund hasst die Kull ohne jeden Grund, einfach nur, weil sie Kull sind. Sie haben ihm oder seinen Angehörigen nichts getan und doch verachtet er sie mit jeder

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