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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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den Himmel auf, hinter der die Sonne wie eine flache rote Scheibe glühte.
    Von der Frau und dem Jungen, die die Soldaten ergriffen hatten, fehlte jede Spur. Da sie sich jedoch nicht unter den Toten befunden hatten, vermutete Roran, dass die beiden bei Ausbruch des Kampfes aus dem Dorf geflohen waren. Vermutlich war es das Klügste, was sie hatten tun können. Er wünschte ihnen Glück, wohin sie auch gegangen sein mochten.
    Zu Rorans Freude trottete Schneefeuer, nur Minuten bevor die Varden abrückten, ins Dorf zurück. Zuerst benahm sich der Hengst scheu und abweisend und erlaubte niemandem, sich ihm zu nähern, aber schließlich gelang es Roran, ihn mit leisen Worten zu beruhigen. So konnten die Wunden des Hengstes gesäubert und seine Schulter bandagiert werden. Es wäre jedoch unklug gewesen, ihn zu reiten, bevor alles verheilt war, deshalb band Roran ihn vor die Packpferde, was dem stolzen Ross zutiefst zuwider war. Der Hengst legte die Ohren an, sein Schweif peitschte wütend hin und her, er zog die Lippen zurück und zeigte die Zähne.
    »Benimm dich«, sagte Roran und streichelte dem Tier über den Hals. Schneefeuer sah ihn an, wieherte leise und richtete die Ohren ein wenig auf.
    Roran zog sich mühsam auf einen Wallach, der einem der gefallenen Varden gehört hatte, und nahm seinen Platz am Ende der Abteilung ein, die sich zwischen den Häusern aufgestellt hatte. Er überging die vielen Blicke, die ihm die Krieger zuwarfen, aber das gemurmelte »Gut gemacht« aus mehreren Mündern munterte ihn auf.
    Während er darauf wartete, dass Edric das Kommando zum Abrücken gab, dachte er an Nasuada und Katrina und Eragon. Furcht legte sich wie ein Schatten über seine Gedanken, als er sich ihre Reaktionen vorstellte, wenn sie von seiner Meuterei erfuhren. Eine Sekunde später jedoch schob er seine Sorgen beiseite. 
Ich habe getan, was richtig und nötig war,
 sagte er sich. 
Ich bedauere es nicht, ganz gleich welche Folgen es haben mag.
    »Abmarsch!«, schrie Edric von der Spitze der Kolonne.
    Roran trieb sein Pferd an. Die Varden setzten sich wie ein Mann in Bewegung, ritten zügig nach Westen und ließen das Dorf hinter sich, in dem die Leichen der Soldaten auf dem Scheiterhaufen zu Asche verbrannten.
     
     

BOTSCHAFT IM SPIEGEL
    D ie Morgensonne schien auf Saphira und wärmte sie angenehm. Sie lag auf einer glatten Felsplatte einige Fuß oberhalb von Eragons 
Tuch-Wand-Zelt
und sonnte sich. Die Erkundungsflüge, die sie - seit Nasuada Eragon nach 
Berg-groß-und-hohl-Farthen-Dûr
 geschickt hatte - jede Nacht unternahm, um die Stellungen der Imperiumstruppen auszuspähen, erschöpften sie. Die Flüge waren notwendig, um Eragons Abwesenheit geheim zu halten, aber die nächtliche Routine begann, an ihr zu zehren. Sie hatte zwar im Dunkeln keine Angst, war aber von Natur aus kein nachtaktives Geschöpf. Außerdem langweilte es sie, immer wieder das Gleiche tun zu müssen, zumal die Varden so langsam vorrückten, dass sich die Landschaft, über der sie nachts kreiste, kaum veränderte. Das einzig Spannende, was sie erlebt hatte, war, als sie am vorangegangenen Morgen tief am nordöstlichen Horizont
Gedanken-krank-und-Schuppen-rot-Dorn
 erspäht hatte. Er hatte aber nicht beigedreht und sie angegriffen, sondern war weiter ins Imperium zurückgeflogen. Nasuada, Arya und die Elfengarde hatten wie eine Schar aufgeschreckter Eichelhäher reagiert, hatten geschrien und gejammert, als Saphira ihnen davon berichtet hatte, und darauf bestanden, dass ab jetzt 
Wolfshaar-schwarz-blau-Bloëdhgarm
 als Eragons Doppelgänger mit ihr flog, was Saphira natürlich ablehnte. Es war eine Sache, Bloëdhgarm zu erlauben, ihr bei jedem Start im Varden-Lager einen 
Wasser-Schatten-Geist
Eragons auf den Rücken zu setzen, aber sie würde sich niemals von jemand anderem als Eragon reiten lassen, höchstens wenn eine Schlacht bevorstand, und vielleicht nicht einmal dann.
    Gähnend streckte Saphira ein Vorderbein aus und spreizte die Klauen. Sie zog sie wieder ein, legte sich den Schwanz um den Leib und schob den Kopf auf den Pfoten zurecht, während ihr Bilder von saftigen Hirschen und anderen Leckereien durch den Sinn gingen.
    Nicht viel später vernahm sie Fußgetrappel, als jemand durch das Lager rannte und auf Nasuadas 
Kokon-roter-Schmetterling
 zuhielt. Saphira beachtete das Geräusch nicht weiter; irgendwelche Boten eilten ständig hin und her.
    Sie war kurz davor einzuschlafen, als sie hörte, wie ein weiterer Läufer

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