Die Weisheit des Feuers
damit sie eines Tages ihren Enkeln erzählen kann, sie sei einst eine Kandidatin für den Thron gewesen. Aber falls Hreidamar sich ihr nicht anschließt, steht es weiterhin unentschieden und es gibt einen zweiten Wahlgang, ganz gleich
...
Verdammt! Wenn ich doch nur in die Zukunft sehen könnte! Was, wenn Orik verliert? Soll ich dann die Kontrolle über die Versammlung an mich reißen? Soll ich die Sitzungskammer verriegeln, damit niemand herein- oder hinauskann und dann
...
Aber nein, das wäre viel zu -
Íorûnn unterbrach Eragons Gedankengänge, indem sie Hreidamar zunickte und dann Eragon unter schweren Lidern anblickte, der sich plötzlich fühlte wie ein preisgekrönter Ochse, den sie prüfend musterte. Hreidamars Kettenhemd klirrte, als er sich erhob und sagte: »Im Namen meines Clans stimme ich für Grimstborith Orik als unseren neuen König.«
Eragons Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
Die roten Lippen zu einem amüsierten Lächeln verzogen, glitt Íorûnn geschmeidig aus ihrem Stuhl und begann mit tiefer, rauchiger Stimme: »Anscheinend fällt es mir zu, den Ausgang der heutigen Sitzung zu entscheiden. Ich habe mir eure Argumente in aller Ruhe angehört, Nado und Orik, und teile viele eurer Ansichten zu verschiedenen Themen. Aber der wichtigste Punkt, über den wir befinden müssen, ist, ob wir weiterhin den Kampf der Varden gegen das Imperium unterstützen. Wenn es sich dabei lediglich um einen Krieg zwischen rivalisierenden Clans handeln würde, wäre es mir gleich, welche Seite gewinnt, und ich würde gewiss nicht erwägen, unsere Krieger zum Wohle der Fremdländer zu opfern. Aber darum geht es hier nicht. Ganz im Gegenteil. Falls Galbatorix diesen Krieg gewinnt, wird uns selbst das Beor-Gebirge nicht vor seinem Zorn schützen. Soll unser Reich bestehen, müssen wir alles daransetzen, Galbatorix zu stürzen. Darüber hinaus scheint es mir eines so alten und mächtigen Volkes, wie wir es sind, nicht würdig, sich in Tunneln und Höhlen zu verstecken, während andere das Schicksal Alagaësias entscheiden. Wenn dereinst die Chroniken dieses Zeitalters verfasst werden, soll dann darin stehen, dass wir an der Seite der Menschen und Elfen kämpften wie die Helden von einst, oder dass wir uns feige in unseren Hallen verkrochen haben, während vor unseren Toren die Schlacht tobte? Ich für meinen Teil kenne die Antwort.« Íorûnn warf das schwarze Haar zurück. »Im Namen meines Clans stimme ich für Grimstborith Orik als unseren neuen König!«
Der älteste der fünf Wächter des Rechts, die an der runden Steinwand standen, trat vor, stieß das Ende seines polierten Stabs auf den Boden und rief: »Es lebe König Orik, der dreiundvierzigste König Tronjheims, Farthen Dûrs und eines jeden Knurla im und unter dem Beor-Gebirge!«
»Es lebe König Orik!«, riefen die Versammelten und erhoben sich mit lautem Kleiderrascheln und klirrenden Rüstungen. Eragon schwindelte, als er ihrem Beispiel in dem Bewusstsein folgte, nun neben einem Monarchen zu stehen. Er blickte zu Nado, dessen Zwergengesicht einer Totenmaske glich.
Der weißbärtige Wächter des Rechts stieß den Stab erneut auf den Boden. »Lasst die Schreiber den Entschluss der Clan-Versammlung augenblicklich festhalten und die Nachricht im ganzen Reich verbreiten. Herolde! Unterrichtet die Magier durch ihre magischen Spiegel von dem, was sich hier heute ereignet hat. Dann gebt den Wächtern des Berges Bescheid und sagt ihnen: ›Vier Trommelschläge. Vier Schläge, und schwingt eure Schlegel, wie ihr sie noch nie geschwungen habt, denn wir haben einen neuen König. Vier Schläge von solcher Kraft, dass ganz Farthen Dûr unter der frohen Kunde erbeben möge.‹ Sagt ihnen genau das. Und nun geht!«
Nachdem die Herolde losgeeilt waren, stemmte Orik sich aus seinem Stuhl hoch und blickte die Zwerge um ihn herum an. Er schien ein wenig verwirrt, als hätte er nicht wirklich damit gerechnet, die Krone zu gewinnen. »Ich danke euch, dass ihr mir diese große Verantwortung übertragt.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Fortan werde ich danach streben, unsere Nation in eine neue Blütezeit zu führen, und dieses Ziel werde ich ohne Unterlass verfolgen, bis der Stein mich eines Tages wieder zu sich ruft.«
Dann traten die Clan-Oberhäupter vor, einer nach dem anderen, knieten vor Orik nieder und gelobten ihm die Treue als seine ergebenen Untertanen. Als die Reihe an Nado war, betete er die Sätze des Schwurs tonlos herunter, ohne sich irgendeine
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