Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
Vom Netzwerk:
sie im Odred-Tal heraus, das in nordsüdlicher Richtung verlief. Eingebettet zwischen den schroffen Felshügeln am oberen Ende des schmalen, mit Farn überwucherten Tals, lag der Fernoth-Mérna, ein mittelgroßer See, der zwischen den hoch aufragenden Bergen des Beor-Gebirges wie ein Tropfen dunkler Tinte aussah. Am nördlichen Seeufer entsprang der Ragni Darmn, der sich das Tal hinabwand, bis er an der Flanke von Moldûn dem Stolzen, dem nördlichsten Bergriesen des Beor-Gebirges, in den Az Ragni mündete.
    Sie hatten Tronjheim lange vor Sonnenaufgang verlassen, und obwohl der Tunnel sie Zeit gekostet hatte, war es immer noch früh am Morgen. Der gezackte Streifen Himmel über ihnen wurde von blassgelben Strahlen durchzogen, wo das Sonnenlicht zwischen den Gipfeln der gewaltigen Berge hindurchströmte. Weiter unten im Tal umklammerten schwere Wolkenfetzen die Berghänge wie riesige graue Schlangen. Von der spiegelglatten Oberfläche des Sees stiegen weiße Dunstschwaden auf.
    Eragon und Saphira blieben am Ufer des Fernoth-Mérna stehen, um etwas zu trinken und für den nächsten Abschnitt ihrer Reise die Wasserschläuche aufzufüllen. Es war Schmelzwasser, das von den Bergen herabfloss, und es war so eisig kalt, dass Eragons Zähne schmerzten. Er kniff die Augen zu und stampfte stöhnend mit den Füßen auf, als sich die Kälte wie ein Stachel durch seinen Schädel bohrte.
    Während das Pochen allmählich verebbte, blickte er über den See. Zwischen den wabernden Nebelschwaden entdeckte er die Ruinen einer weitläufigen Festung, die auf einem kahlen Bergausläufer erbaut worden war. Dichte Efeuranken überwucherten die zerfallenden Mauern und kein Leben regte sich dort mehr. Eragon schauderte. Die verlassene Festung wirkte düster und unheimlich, als wäre sie der verwesende Kadaver eines abscheulichen Raubtiers.
    Bereit?,
 fragte Saphira.
    Bereit,
 antwortete er und stieg in den Sattel.
     
    Vom Fernoth-Mérna folgte Saphira dem Lauf des Odred-Tals nordwärts und aus dem Beor-Gebirge hinaus. Das Tal führte nicht direkt auf Ellesméra zu, das weiter westlich lag, aber sie mussten im Tal bleiben, da die Pässe zwischen den Bergen mehr als fünf Meilen hoch waren.
    Da Saphira lange Strecken leichter in der dünneren Höhenluft bewältigte als in der schweren, feuchten Luft in Bodennähe, flog sie so weit oben, wie Eragon es gerade noch aushalten konnte. Zum Schutz gegen die eisigen Temperaturen trug er mehrere Kleiderschichten und schirmte sich vor dem Wind mit einem Zauber ab, der den klirrend kalten Luftstrom teilte, sodass er an ihm vorbeistrich, ohne ihm etwas anhaben zu können.
    Saphira zu reiten, war alles andere als erholsam, aber solange sie ruhig und gleichmäßig mit den Flügeln schlug, musste Eragon sich wenigstens nicht darauf konzentrieren, das Gleichgewicht zu halten, wie wenn sie Kurven flog oder in die Tiefe hinabstieß oder andere komplizierte Manöver durchführte. Den Großteil der Zeit verbrachte er damit, sich mit Saphira zu unterhalten, an die Ereignisse der vergangenen Wochen zurückzudenken und auf die ständig wechselnde Landschaft unter ihnen zu blicken.
    Als die Zwerge dich angegriffen haben, hast du Magie eingesetzt, ohne die alte Sprache zu benutzen,
 sagte Saphira. 
Das war ganz schön gefährlich.
    Ich weiß, aber mir blieb keine Zeit, mir erst die richtigen Worte zurechtzulegen. Du benutzt außerdem nie die alte Sprache, wenn du einen Zauber heraufbeschwörst.
    Das ist etwas anderes. Ich bin ein Drache. Wir brauchen die alte Sprache nicht, um unsere Absichten zu formulieren. Wir wissen, was wir wollen. Unsere Gedanken schweifen nicht so leicht ab wie die der Elfen und Menschen.
     
    Die orangefarbene Sonne stand eine Handbreit über dem Horizont, als Saphira aus dem Tal hinaussegelte und über das flache, verlassene Grasland flog, das an das Beor-Gebirge angrenzte. Eragon richtete sich im Sattel auf, blickte sich um und schüttelte den Kopf, erstaunt darüber, wie weit sie schon gekommen waren. 
Wären wir bei unserem ersten Besuch nur auch schon geflogen,
 sagte er. 
Wir hätten so viel mehr Zeit bei Oromis und Glaedr verbringen können.
 Saphira pflichtete ihm mit einem lautlosen Nicken des Geistes bei.
    Sie flog, bis die Sonne untergegangen war, Sterne den Himmel bedeckten und die Berge hinter ihnen nur noch als dunkelvioletter Fleck zu erkennen waren. Sie wäre bis zum Morgen weitergeflogen, aber Eragon bestand darauf, eine Pause einzulegen. 
Dir steckt noch die Reise

Weitere Kostenlose Bücher