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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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grobe Tour.« Er rannte zu der angegebenen Tür, stellte den Schild ab und hob den Hammer. Jeder Schlag erzeugte ein gewaltiges Donnern.
    Eragon bot ihm keine Hilfe an. Sein Cousin verzichtete im Moment sicher gerne auf seine Unterstützung, außerdem hatte Eragon etwas anderes zu tun. Er ging zur ersten Zelle, flüsterte drei Worte und öffnete, nachdem das Schloss aufgesprungen war, die Tür. In dem kleinen Raum lagen nur eine schwarze Eisenkette und ein Haufen verrotteter Knochen. Etwas anderes vorzufinden, hatte Eragon auch nicht erwartet. Er wusste längst, in welcher Zelle die gesuchte Person sich befand, aber er spielte weiter den Unwissenden, um bei Roran keinen Verdacht zu erwecken.
    Zwei weitere Türen öffneten und schlossen sich unter Eragons Berührung. Dann schwang die vierte Zellentür auf. Das rötliche Schimmern des Werlichts fiel in den kleinen Raum und genau auf den Mann, den Eragon am allerwenigsten sehen wollte: Sloan.
     
     

GETRENNTE WEGE
    D er Metzger hockte zusammengesunken an der linken Zellenwand, beide Arme an einen Eisenring über seinem Kopf gekettet. Die zerlumpten Kleider bedeckten nur notdürftig den bleichen, ausgezehrten Leib. Die Knochen zeichneten sich spitz unter der durchscheinenden Haut ab und die Venen traten bläulich hervor. Die Fesseln hatten die Handgelenke aufgescheuert und aus den Wunden sickerte ein Gemisch aus klarer Flüssigkeit und Blut. Was von seinem Haar noch übrig war, hatte sich grau oder weiß verfärbt und hing ihm in dünnen, fettigen Strähnen über das pockennarbige Gesicht.
    Aufgeschreckt von Rorans Hammerschlägen, hob Sloan das Kinn zum Licht und fragte mit zitternder Stimme: »Wer ist da?« Die Haarsträhnen teilten sich und entblößten tief in den Schädel eingesunkene Augenhöhlen. Wo die Augenlider hätten sein sollen, hingen nur noch ein paar Hautfetzen. Der Bereich drumherum war verschorft und entzündet.
    Mit Entsetzen wurde Eragon klar, dass die Ra’zac Sloan die Augen ausgestochen hatten.
    Er war unschlüssig, was er nun tun sollte. Der Metzger hatte den Ra’zac von Saphiras Ei erzählt. Außerdem hatte er den Wachmann Byrd umgebracht und Carvahall dem Imperium ausgeliefert. Wenn er ihn zu den Dorfbewohnern zurückbrachte, würden sie Sloan zweifellos für schuldig befinden und hängen.
    Es erschien Eragon nur gerecht, dass der Verräter für seine Verbrechen sterben sollte. Das war nicht der Grund für seine Zweifel. Zu schaffen machte ihm vielmehr, dass Roran Katrina liebte und Katrina, was auch immer Sloan verbrochen haben mochte, noch eine gewisse Zuneigung für ihren Vater empfinden musste. Es wäre sicher nicht einfach für sie und letzten Endes auch nicht für Roran, mitanzusehen, wie Sloans Untaten öffentlich angeprangert würden und ein Richter ihn schließlich zum Tode durch den Strang verurteilte. So viel Elend konnte die beiden womöglich sogar entzweien. Wie auch immer, Eragon war überzeugt davon, dass durch die Rettung Sloans Unfrieden zwischen Roran, Katrina, ihm und den Dörflern entstehen und sie alle nur von ihrem gemeinsamen Kampf gegen das Reich ablenken würde.
    Die einfachste Lösung wäre die Behauptung, ich hätte ihn tot in der Zelle gefunden...
 Seine Lippen bebten, während ihm schon eines der Todesworte schwer auf der Zunge lag.
    »Was wollt ihr noch?«, fragte Sloan und drehte den Kopf dabei von einer Seite zur andern, um besser zu hören. »Ich hab euch doch schon alles erzählt, was ich weiß!«
    Eragon verfluchte sich für sein Zögern. Sloans Schuld stand außer Zweifel; er war ein Mörder und Verräter. Jedes Gericht würde ihn zum Tode verurteilen. Doch so zwingend diese Argumente auch sein mochten, es war Sloan, der sich da vor ihm im Staub wand, ein Mensch, den Eragon schon sein Leben lang kannte. Der Metzger mochte noch so verachtenswert sein, die Erinnerungen und Erlebnisse, die Eragon mit ihm teilte, riefen in dem jungen Drachenreiter ein Gefühl der Vertrautheit hervor, das seinem Gewissen zu schaffen machte. Sloan einfach niederzustrecken, war so, als würde er die Hand gegen Horst oder Loring oder irgendeinen der Ältesten von Carvahall erheben.
    Erneut setzte Eragon an, das todbringende Wort auszusprechen.
    Da erschien ein Bild vor seinem geistigen Auge: 
Torkenbrand, der Sklavenhändler, auf den er und Murtagh während ihrer Flucht zu den Varden gestoßen waren; wie er im Staub kniete und Murtagh auf ihn zugegangen war und ihn enthauptet hatte.
 Eragon erinnerte sich noch gut daran, wie ihn

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