Die Weisheit des Feuers
besondere Gabe zu haben, immer dort aufzutauchen, wo große Ereignisse bevorstehen.«
Die hat sie,
bestätigte Saphira.
»Ihr Verhalten erinnert mich stark an eine menschliche Zauberin, die einst die Hallen von Ellesméra besucht hat«, fuhr Oromis fort. »Allerdings nannte sie sich nicht Angela. Ist diese Frau klein, hat dichte, wallende Locken, blitzende Augen und einen Verstand, der ebenso scharf wie befremdlich ist?«
»Ihr habt sie perfekt beschrieben«, antwortete Eragon. »Meint Ihr, es handelt sich um dieselbe Person?«
Oromis machte eine knappe Handbewegung. »Falls ja, ist sie eine höchst bemerkenswerte Frau. Was allerdings ihre Prophezeiungen betrifft... Ich würde nicht allzu viele Gedanken an sie verschwenden. Entweder sie bewahrheiten sich oder nicht. Solange wir nicht mehr wissen, können wir ohnehin den Lauf der Dinge nicht beeinflussen.
Was die Werkatze sagte, scheint mir hingegen weit mehr Beachtung zu verdienen. Bedauerlicherweise kann ich ihre Worte nicht aufklären. Von einem Verlies der Seelen habe ich noch nie gehört, und auch wenn mir der Felsen von Kuthian vage bekannt vorkommt, weiß ich nicht genau, wo ich auf den Namen gestoßen bin. Ich werde in meinen Schriftrollen nachsehen, aber mein Instinkt sagt mir, dass ich den Namen in den Aufzeichnungen der Elfen nicht finden werde.«
»Was ist mit dieser Waffe, die unter dem Menoa-Baum liegen soll?«
»Von einer solchen Waffe habe ich nie gehört, Eragon, und ich bin mit den Geschichten und Sagen dieses Waldes wohl vertraut. In ganz Du Weldenvarden gibt es höchstens zwei Elfen, die mehr über den Wald wissen als ich. Ich werde die beiden danach fragen, aber ich habe wenig Hoffnung.« Als Eragon seine Enttäuschung offen zeigte, sagte Oromis: »Ich verstehe, dass du einen würdigen Ersatz für Zar’roc brauchst, Eragon, und dabei kann ich dir helfen. Abgesehen von meiner eigenen Klinge Naegling haben die Elfen zwei weitere Schwerter der Drachenreiter über die Zeit gerettet: Arvindr und Támerlein. Arvindr wird gegenwärtig in der Stadt Nädindel aufbewahrt, doch die Reise dorthin würde zu lange dauern. Támerlein hingegen befindet sich hier in Ellesméra. Es wird in den Hallen der Valtharos wie ein Schatz gehütet, und auch wenn Lord Fiolr sich sicher nur ungern davon trennt, wird er dir das Schwert wohl anvertrauen, wenn du ihn respektvoll darum bittest. Ich sorge dafür, dass du dich morgen mit ihm treffen kannst.«
»Und wenn das Schwert nicht zu mir passt?«, fragte Eragon.
»Hoffen wir, dass es passt. Ich benachrichtige jedoch auch die Schmiedin Rhunön, dass du sie später am Tag aufsuchen wirst.«
»Sie hat doch geschworen, niemals wieder ein Schwert zu schmieden?«
Oromis seufzte. »Das stimmt, aber allein ihr Rat ist es wert, sie aufzusuchen. Wenn dir jemand die rechte Waffe empfehlen kann, dann Rhunön. Und wenn Támerlein dir gut in der Hand liegen sollte, wird sie trotzdem einen Blick auf das Schwert werfen wollen, bevor du damit in den Kampf ziehst. Es sind über hundert Jahre vergangen, seit Támerlein zuletzt in einer Schlacht gefochten hat. Möglicherweise muss die Klinge leicht aufpoliert werden.«
»Könnte mir nicht ein anderer Elf ein Schwert schmieden?«, fragte Eragon.
»Nein«, entgegnete Oromis. »Nicht wenn es ein Zeugnis höchster Schmiedekunst sein soll wie Zar’roc oder das Schwert, das Galbatorix sich aus den gestohlenen Klingen der Drachenreiter ausgesucht haben mag. Rhunön ist eine der Ältesten unseres Volkes, und es war sie allein, die die Schwerter für unseren Orden hergestellt hat.«
»Sie ist so alt wie die Drachenreiter?«, staunte Eragon.
»Sogar noch älter.«
Nach einer kurzen Pause fragte Eragon: »Und was machen wir bis morgen, Meister?«
Oromis musterte Eragon und Saphira. »Geht zum Menoa-Baum. Ich weiß doch, dass ihr vorher keine Ruhe findet. Schaut, ob ihr dort die Waffe entdeckt, die die Werkatze euch versprochen hat. Nachdem ihr eure Neugier befriedigt habt, zieht euch in euer Baumhaus zurück. Islanzadis Bedienstete halten es stets für eure Ankunft in Ordnung. Morgen werden wir tun, was wir können.«
»Aber Meister, wir haben so wenig Zeit...«
»Und ihr seid beide viel zu erschöpft, um heute noch mehr Aufregung zu verkraften. Vertrau mir, Eragon, du wirst mehr zustande bringen, wenn du ausgeruht bist. Ich glaube, eine Ruhepause wird dir helfen, all das zu verdauen, worüber wir gesprochen haben. Selbst nach den Maßstäben von Königen, Königinnen und Drachen war
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