Die Weisheit des Feuers
das keine leichte Unterhaltung.«
Trotz Oromis’ Versicherung behagte Eragon die Aussicht nicht, sich den Rest des Tages dem Müßiggang hinzugeben. Weil die Zeit so knapp war, drängte es ihn, etwas zu tun, auch wenn er einsah, dass er sich erholen musste.
Er rutschte auf seinem Stuhl herum und zeigte sein Unbehagen offenbar so deutlich, dass Oromis lächelte. »Wenn es dich beruhigt, Eragon«, meinte der Elf, »dann verspreche ich dir Folgendes: Bevor Saphira und du zu den Varden zurückkehrt, kannst du einen Bereich der Magie auswählen, der dich besonders interessiert, und ich werde dir alles darüber beibringen, was in der kurzen Zeit möglich ist.«
Eragon spielte mit dem Ring an seinem Finger und überlegte, über welches Gebiet der Magie er gerne noch etwas lernen würde. »Ich möchte wissen«, sagte er schließlich, »wie man Geister heraufbeschwört.«
Ein Schatten legte sich über Oromis’ Gesicht. »Ich werde mein Wort halten, Eragon, aber dunkle Magie ist eine finstere, verderbliche Kunst. Du solltest nicht danach streben, andere Wesen für deine Zwecke zu beherrschen. Selbst wenn man die Verderbtheit der Hexerei außer Acht lässt, bleibt sie eine gefährliche und höchst komplizierte Disziplin. Ein Magier benötigt mindestens drei Jahre intensiver Studien, bevor er auch nur hoffen kann, Geister heraufzubeschwören, ohne dass sie von ihm Besitz ergreifen.
Die Hexerei ist nicht wie die restliche Magie, Eragon. Sie dient dazu, sich mächtige feindselige Wesen zu unterwerfen, die in jedem Moment ihrer Gefangenschaft darauf erpicht sind, eine brüchige Stelle in ihren Fesseln zu finden, damit sie sich auf dich stürzen und aus Rache ihrerseits unterjochen können. In der gesamten überlieferten Geschichte hat es nie einen Schatten gegeben, der auch ein Drachenreiter war. Sollte es jetzt dazu kommen, könnte das von all den Schrecken, die dieses schöne Land heimgesucht haben, der größte sein, schlimmer noch als Galbatorix. Bitte wähle ein anderes Gebiet, Eragon, eines, das für dich und deine Sache weniger gefährlich ist.«
»Könnt Ihr mir dann«, lenkte Eragon ein, »meinen wahren Namen verraten?«
»Deine Wünsche werden nur immer unerfüllbarer, Eragon-Finiarel«, erwiderte Oromis. »Ich könnte vielleicht deinen wahren Namen erraten, wenn du es verlangst.« Der silberhaarige Elf betrachtete den Drachenreiter mit einem durchdringenden, prüfenden Blick. »Ja, ich glaube, das könnte ich. Aber ich werde es nicht tun. Ein wahrer Name kann zwar aus magischer Sicht sehr bedeutsam sein, aber er ist kein Zauberspruch an sich, also ist er von meinem Versprechen ausgenommen. Wenn du dich gern besser kennenlernen möchtest, Eragon, dann versuche, deinen wahren Namen selbst herauszufinden. Wenn ich ihn dir einfach verriete, würde es dir vielleicht Nutzen bringen, aber du hättest dabei nicht die Weisheit erlangt, die du dir auf der Suche nach ihm aneignen würdest. Erleuchtung muss man sich verdienen, Eragon. Sie wird nicht von anderen an dich weitergegeben, wie ehrenwert diese auch sein mögen.«
Eragon spielte wieder mit seinem Ring, dann brummte er leise und schüttelte den Kopf. »Mir fällt nichts mehr ein... Mir sind die Fragen ausgegangen.«
»Das bezweifle ich sehr«, bemerkte Oromis.
Eragon fiel es schwer, sich auf weitere Fragen aus dem Bereich der Magie zu konzentrieren. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu den Eldunarí und zu Brom ab. Erneut staunte er über die seltsame Verkettung von Ereignissen, die dazu geführt hatte, dass Brom sich in Carvahall niederließ und er, Eragon, schließlich zu einem Drachenreiter wurde.
Hätte Arya nicht...
Er unterbrach sich und lächelte, als ihm ein Einfall kam. »Würdet Ihr mich lehren, einen Gegenstand ohne Zeitverlust von einem Ort zum anderen zu transportieren, wie Arya es mit Saphiras Ei getan hat?«
Oromis nickte. »Eine ausgezeichnete Wahl. Dieser Zauber ist zwar recht aufwendig, dafür aber auch sehr nützlich. Er wird dir in deinem Kampf gegen Galbatorix und das Imperium bestimmt sehr hilfreich sein. Arya, zum Beispiel, wird dir das nur bestätigen.«
Der Elf nahm seinen Kelch und hielt ihn gegen die Sonne, in deren Licht der Wein transparent schimmerte. Eine Weile betrachtete er die Flüssigkeit, dann ließ er den Arm sinken. »Bevor du in die Stadt ziehst, solltest du wissen, dass jener, den du geschickt hast, unter uns zu leben, vor einer Weile eingetroffen ist.«
Es dauerte einen Moment, bis Eragon begriff, von wem
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