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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Oromis sprach. »Sloan ist in Ellesméra?«, fragte er erstaunt.
    »Er lebt allein in einer kleinen Hütte an einem Fluss im Westen von Ellesméra. Er war dem Tode nahe, als er aus dem Wald getaumelt kam, aber wir haben die Wunden seines Fleisches versorgt und er ist wieder genesen. Die Elfen aus der Stadt bringen ihm Nahrung und Kleidung. Sie begleiten ihn, wo immer er hingehen möchte, und manchmal lesen sie ihm etwas vor. Die meiste Zeit zieht er es jedoch vor, allein vor seiner Hütte zu sitzen und mit niemandem zu sprechen. Zweimal hat er versucht, uns zu verlassen, aber dein Zauber hat es verhindert.«
    Es überrascht mich, dass er es so schnell nach Du Weldenvarden geschafft hat,
 sagte Eragon zu Saphira.
    Der magische Zwang, mit dem du ihn belegt hast, muss stärker gewesen sein, als du dachtest.
    Wahrscheinlich.
 Mit leiser Stimme fragte er: »Haben die Elfen ihm schon sein Augenlicht zurückgegeben?«
    »Nein, haben sie nicht.«
    Der weinende Mann ist innerlich gebrochen,
 verkündete Glaedr. 
Er sieht nicht klar genug, als dass ihm seine Augen von Nutzen wären.
    »Sollte ich ihn besuchen?«, fragte Eragon. Er wusste nicht genau, was Oromis und Glaedr von ihm erwarteten.
    »Das musst du selbst entscheiden«, antwortete der Elf. »Es könnte sein, dass es ihn nur aufregt, dir erneut zu begegnen. Aber du bist für seine Strafe verantwortlich, Eragon. Es wäre falsch, ihn einfach zu vergessen.«
    »Ich weiß, Meister. Das wird nicht passieren.«
    Oromis nickte und stellte den Kelch auf den Tisch. Dann rückte er mit seinem Stuhl dichter an Eragon heran. »Der Tag neigt sich dem Ende zu, und ich möchte dich nicht länger aufhalten, denn du musst ruhen. Eines jedoch würde ich gerne noch tun, bevor du gehst: Darf ich mir deine Hände anschauen? Ich möchte sehen, was sie über dich verraten.« Und Oromis streckte ihm seine eigenen Hände entgegen.
    Eragon legte seine mit den Handflächen nach unten hinein und schauderte, als Oromis’ dünne Finger seine Gelenke berührten. Die dicken Knorpel an Eragons Knöchel warfen lange Schatten auf seine Handrücken, als Oromis sie hin und her wendete. Dann drehte der Elf sie mit festem Griff ganz um und betrachtete die Handflächen und die Unterseiten der Finger.
    »Was seht Ihr, Meister?«
    Oromis wendete erneut Eragons Hände und deutete auf die Knorpelwülste. »Du hast jetzt die Hände eines Kriegers, Eragon. Achte darauf, dass es nicht die Hände eines Mannes werden, der sich in der Schlacht am Blutvergießen ergötzt.«
     
     

DER LEBENSBAUM
    V on den Felsen von Tel’naeír aus flog Saphira dicht über den wogenden Wald, bis sie die Lichtung erreichten, wo der Menoa-Baum stand. Dicker als hundert der gigantischen Kiefern, die ihn umgaben, ragte er wie ein mächtiger Pfeiler in den Himmel und das Dach seiner Baumkrone wölbte sich Tausende Fuß weit. Das knorrige Wurzelnetz breitete sich von dem massiven moosbewachsenen Stamm mehr als zehn Morgen über den Waldboden aus, bevor es sich vor den Wurzeln der kleineren Bäume tief in die Erde bohrte und verschwand. Um den Menoa-Baum war die Luft feucht und kühl, und aus dem Nadelwerk senkte sich ein feiner, beständiger Nebel herab, der die ausladenden Farne wässerte, die sich um den Stamm drängten. Eichhörnchen tobten durch die Äste des alten Baumes und das hohe Gekreisch und Gezwitscher aus Hunderten von Vogelkehlen brach aus den dunklen Tiefen seines Laubwerks hervor. Auf der ganzen Lichtung spürte man die Gegenwart einer schützenden Hand, denn der Baum hatte einst die Elfe Linnëa in sich aufgenommen, deren Geist nun über das Wachsen und Gedeihen des Menoa-Baumes und des Waldes jenseits von ihm wachte.
    Eragon suchte das unebene Gelände zwischen den Wurzeln nach irgendeiner Waffe ab, aber wie schon einmal konnte er nichts entdecken, was so aussah, als könne man damit in die Schlacht ziehen. Er hob ein Stück Borke auf, das zu seinen Füßen ins Moos gefallen war, und hielt es hoch. 
Was meinst du, Saphira,
 fragte er, 
ob ich damit einen Soldaten umbringen könnte, wenn ich es mit genügend Zauberkraft vollpumpe?
    Du könntest einen Soldaten mit einem Grashalm umbringen, wenn du es wolltest,
 sagte sie. 
Aber was Murtagh und Dorn oder den König und seinen schwarzen Drachen angeht, könntest du anstelle dieses Stücks Borke auch gleich mit einem nassen Strang Wolle auf sie losgehen.
    Du hast recht,
 sagte er und warf es weg.
    Ich denke,
 sagte sie, 
du solltest dich nicht erst zum Narren

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