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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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würde der Baum schlafen. Die einzige Gedankenregung, die Eragon auffangen konnte, war so lang und umständlich, dass er sie unmöglich verstehen konnte.
    Da sammelte er seine ganze Energie und schleuderte dem Menoa-Baum einen Hilferuf entgegen. 
Bitte hör mir zu, oh ehrwürdiger Baum! Ich brauche deine Hilfe! Das gesamte Land befindet sich im Krieg, selbst die Elfen haben den Schutz von Du Weldenvarden verlassen, und ich habe kein Schwert, um mitzukämpfen. Die Werkatze Solembum hat mir geraten, unter dem Menoa-Baum zu suchen, wenn ich einmal eine Waffe brauchen sollte. Nun ist dieser Zeitpunkt gekommen! Bitte hör mir zu, oh Mutter des Waldes! Hilf mir!
 Während er sprach, sandte er Bilder von Dorn und Murtagh und den Armeen des Imperiums an den Geist des Baumes. Saphira fügte den Erinnerungen weitere hinzu und unterstützte Eragons Anstrengungen mit der Macht ihres eigenen Geistes.
    Doch Eragon verließ sich nicht allein auf Worte und Bilder. Aus seinem und Saphiras Innern ließ er einen beständigen Energiestrom in den Baum fließen, ein Geschenk auf Treu und Glauben, mit der er auch die Neugier des Menoa-Baumes zu wecken hoffte.
    Etliche Minuten vergingen. Der Baum reagierte noch immer nicht, aber Eragon wollte nicht aufgeben. Der Baum war viel langsamer als Elfen oder Menschen, sagte er sich, und es war zu erwarten gewesen, dass er nicht sofort antworten würde.
    Wir können nicht viel mehr von unserer Stärke abgeben,
 sagte Saphira, 
sonst schaffen wir es nicht, rechtzeitig zu den Varden zurückzukehren.
    Eragon ließ widerwillig den Energiestrom versiegen.
    Während sie fortfuhren, auf den Menoa-Baum einzureden, erreichte die Sonne ihren Zenit und überschritt ihn. Wolken ballten sich zusammen, schrumpften wieder und zogen über den Himmel. Vögel schossen über die Bäume hinweg, Eichhörnchen schnatterten ärgerlich, Schmetterlinge taumelten von Ort zu Ort und eine rote Ameisenkolonne marschierte an Eragons Stiefeln vorbei, winzige weiße Larven in den Kieferzangen.
    Da knurrte Saphira und alle Vögel in Hörweite flogen auf. 
Genug der Speichelleckerei!,
 erklärte sie. 
Ich bin ein Drache und lasse mich nicht ignorieren, nicht mal von einem Baum!
    »Nein, warte!«, rief Eragon, der spürte, was sie vorhatte, aber sie hörte nicht auf ihn.
    Sie trat vom Stamm des Menoa-Baums zurück, kauerte sich hin, grub die Klauen tief in die Wurzel unter ihr und riss mit einem gewaltigen Ruck drei große Streifen Holz heraus. 
Komm raus und rede mit uns, Elfenbaum!,
 brüllte sie, bog den Hals zurück wie eine angreifende Schlange, und ein Flammenstrahl schoss zwischen ihren Fängen hervor und tauchte den Baumstamm in weiß-blaues Feuer.
    Die Hände vors Gesicht geschlagen, machte Eragon einen Satz zur Seite.
    »Hör auf, Saphira!«, schrie er entsetzt.
    Ich höre auf, wenn sie uns zur Kenntnis nimmt.
    Eine dichte Wolke aus Wassertropfen regnete herab. Eragon schaute nach oben und sah, wie die Äste der Kiefer in zunehmender Erregung bebten und hin und her schwangen. Das Ächzen von Holz, das an Holz reibt, erfüllte die Luft. Gleichzeitig streifte ein eiskalter Windstoß Eragons Wange und er meinte ein leises Rumoren unter seinen Füßen zu verspüren. Als er sich umsah, stellte er fest, dass die Bäume, die die Lichtung säumten, jetzt größer und bedrohlicher wirkten als zuvor und ihm ihre gekrümmten Äste wie Krallen entgegenzustrecken schienen.
    Eragon standen die Haare zu Berge.
    Saphira...
 Er ging in die Hocke, um entweder zu kämpfen oder wegzurennen.
    Saphira klappte das Maul zu und die Flammen erloschen, dann wandte sie sich von dem Menoa-Baum ab. Als sie die anderen Bäume sah, die sie drohend umringten, stellten sich ihre Schuppen auf wie das Nackenfell einer erbosten Katze. Sie schwenkte den Kopf hin und her und knurrte den Wald an, dann entfaltete sie die Flügel und wich von dem Menoa-Baum zurück. 
Schnell, steig auf.
    Bevor Eragon einen Schritt machen konnte, schoss eine Wurzel, so dick wie sein Arm, aus dem Boden und wickelte sich um seinen Knöchel. Rechts und links von Saphira erschienen noch dickere Wurzeln und hielten ihre Füße und ihren Schwanz fest. Saphira brüllte wütend und reckte den Hals, um erneut Feuer zu speien.
    Doch die Flammen in ihrem Maul flackerten nur und verloschen dann, als eine träge, flüsternde Stimme in ihren Köpfen ertönte, die Eragon an raschelndes Laub erinnerte: 
Wer wagt es, meinen Frieden zu stören? Wer wagt es, mich zu beißen und zu

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