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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Menschenfleischesser, lass uns diesen unseren Kampf zu Ende bringen...«
    Die Zeit, die er sprach, erschien ihm endlos, ein Nirgendwann an einem fahlen Ort, der eine Ewigkeit wiederkehrender Worte hindurch unverändert blieb. Worte, deren Reihenfolge und Bedeutung für ihn keine Rolle mehr spielten. Nach einer Weile verstummten seine lärmenden Gedanken und eine eigentümliche Ruhe ergriff Besitz von ihm.
    Er hielt mit offenem Mund inne, dann schloss er ihn, wachsam.
    Dreißig Fuß vor ihm stand der Ra’zac. Blut tropfte vom Saum seines zerlumpten Umhangs. »Mein Meissster will nicht, dassss ich dich töte«, zischte das Scheusal.
    »Aber das interessiert dich jetzt nicht mehr?«
    »Nein. Falls ich deinem Ssstab zum Opfer falle, soll Galbatorix doch mit dir machen, was ihm beliebt. Er hat mehr Herzzzen als du.«
    Eragon lachte. »Herz? 
Ich
 bin derjenige, der für das Gute kämpft, nicht er.«
    »Dummer Bengel.« Der Ra’zac legte den Kopf schräg und blickte an ihm vorbei auf den Leichnam, der weiter hinten im Gang lag. »Sie war meine Brutgefährtin. Du bissst stark geworden seit unserer ersssten Begegnung, Schattentöter.«
    »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Willst du einen Pakt mit mir schliesssen, Schattentöter?«
    »Was für einen Pakt?«
    »Ich bin der Letzzzte meiner Art, Schattentöter. Wir sind sehr alt, und ich will nicht, dass man uns vergissst. Würdessst du in deinen Liedern und Geschichten dein Volk an den Schrecken erinnern, den wir unter euch verbreitet haben?... Behaltet unsss als 
die Angst
 in Erinnerung.«
    »Warum sollte ich das für euch tun?«
    Der Ra’zac presste den Schnabel gegen seine schmale Brust und klapperte und gluckste eine ganze Weile in sich hinein. »Weil«, sagte er schließlich, »ich dir ein Geheimnisss verraten werde.«
    »Dann erzähl es mir.«
    »Gib mir zuerst dein Wort. Nicht dass du mich hereinlegssst.«
    »Nein. Erzähl es mir und dann werde ich entscheiden, ob ich einverstanden bin oder nicht.«
    Mehr als eine Minute verging und keiner von beiden rührte sich, auch wenn Eragon die Muskeln in Erwartung eines Überraschungsangriffs anspannte. Nach einer weiteren Flut von Zischlauten sagte der Ra’zac: »Er hat den 
Namen
 schon fast herausgefunden.«
    »Wer?«
    »Galbatorix.«
    »Welchen Namen?«
    Der Ra’zac fauchte frustriert. »Das kann ich dir nicht sagen! Den 
Namen
! Den wahren 
Namen

    »Du musst mir schon ein bisschen mehr verraten.«
    »Ich kann nicht.«
    »Dann gibt es keinen Pakt.«
    »Verfluchter Reiter! Ich hassse dich! Du sollst in diesem Land keinen Unterschlupf finden und keinen Seelenfrieden. Du sollst Alagaësia verlassen und nie mehr zurückkehren!«
    Eragon spürte den kalten Hauch des Grauens im Genick. Im Geiste hörte er wieder Angelas Worte, als die Kräuterhexe das Drachenknochenorakel für ihn geworfen und ihm genau dieses Schicksal vorausgesagt hatte.
    Nur eine Blutlache trennte Eragon von seinem Gegner, als der Ra’zac den durchnässten Umhang zurückschlug und dabei einen Bogen enthüllte. Er hielt ihn mit bereits eingelegtem Pfeil in der Hand. Er hob den Bogen, spannte die Sehne und zielte auf Eragons Brustkorb. Dann schoss er.
    Eragon fegte den Pfeil mit seinem Stab beiseite.
    Als wäre dieser Angriff nicht mehr als ein Vorspiel gewesen, ein Ritual, bevor man zum eigentlichen Kampf übergeht, bückte sich der Ra’zac jetzt, legte den Bogen auf die Erde und strich seine Kutte glatt. Dann zog er langsam und demonstrativ sein blattförmiges Schwert unter dem Umhang hervor. Eragon sprang auf, stellte sich schulterbreit hin, die Hände fest um den Stab geschlossen.
    Sie gingen aufeinander los. Der Ra’zac versuchte, Eragon vom Schlüsselbein bis zur Hüfte aufzuschlitzen, aber er wich dem Hieb mit einer geschickten Drehung aus. Dann rammte er dem Ra’zac die Eisenspitze seines Stabes unter den Schnabel und durchbohrte den Schutzpanzer an seiner Kehle.
    Der Ra’zac zuckte einmal kurz und brach zusammen.
    Eragon betrachtete seinen verhasstesten Feind, betrachtete dessen lidlose schwarze Augen, und auf einmal bekam er weiche Knie und erbrach sich gegen die Felswand des Ganges. Während er sich den Mund abwischte, zerrte er den Stab heraus und sagte leise: »Für unseren Vater. Für unser Zuhause. Für Carvahall. Für Brom... Ich habe Vergeltung geübt. Mögest du hier für immer und ewig verrotten, Ra’zac.«
    Dann ging er zu der Zelle, in der Sloan noch immer in tiefem Zauberschlaf lag, wuchtete sich den Metzger auf die

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