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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Dienst versahen. Eine Reaktion, die sie missbilligte, aber gegen die sie machtlos war. Sie wusste, es würde mehr als eine gemeinsame Schlacht nötig sein, um die Spannungen zwischen den drei Völkern abzubauen. Sie hatten sich so viele Generationen lang gehasst und bekämpft, dass Nasuada sich nicht die Mühe machte nachzuzählen. Es schien ihr immerhin ermutigend, dass sich die Mitglieder ihrer Leibgarde als Nachtfalken bezeichneten. Eine Anspielung sowohl auf ihre Hautfarbe als auch auf den Namen Nachtjägerin, den ihr die Urgals gegeben hatten.
    Auch wenn sie es Jörmundur gegenüber nie zugeben würde, hatte Nasuada doch sehr schnell das Gefühl von Sicherheit schätzen gelernt, das ihr die Leibwächter vermittelten. Sie waren nicht nur Meister im Gebrauch ihrer jeweiligen Waffen - ob es dabei nun um die Schwerter der Menschen, die Äxte der Zwerge oder die abenteuerlichen Kampfwerkzeuge der Urgals ging -, bei vielen der Krieger handelte es sich auch um geschickte Magier. Außerdem hatten sie ihr alle in der alten Sprache die ewige Treue geschworen. Seit dem Tage ihres Dienstantritts hatten die Nachtfalken Nasuada mit niemandem mehr allein gelassen, von ihrer Magd Farica einmal abgesehen.
    Das heißt, bis heute.
    Heute hatte Nasuada sie hinausgeschickt, weil sie wusste, dass es bei ihrem Treffen mit Fadawar zu Blutvergießen kommen konnte, was die Nachtfalken zum Einschreiten gezwungen hätte. Aber auch so war sie nicht ganz wehrlos. In den Falten ihres Gewandes hatte sie einen Dolch versteckt und ein kleineres Messer im Mieder ihres Unterkleides. Außerdem stand das hellsichtige Hexenkind Elva hinter einem Vorhang, jederzeit bereit einzugreifen, falls es nötig wurde.
    Fadawar klopfte mit seinem vier Fuß langen Zepter auf den Boden. Der reich verzierte Stab war aus massivem Gold, ebenso wie sein fantastisches Spektrum an Schmuck: goldene Armreife bedeckten die Unterarme, ein Panzer aus gehämmertem Gold schützte den Brustkorb, an seinem Hals hingen lange dicke Goldketten und ziselierte Weißgoldscheiben dehnten die Ohrläppchen. Auf dem Kopf ruhte eine Goldkrone von so gigantischen Ausmaßen, dass Nasuada sich fragte, wie Fadawars Hals das Gewicht tragen konnte, ohne sich zu krümmen, und wie ein so monumentales Gebilde halten konnte. Es schien, als wäre die mindestens zweieinhalb Fuß hohe Krone an seinem knochigen Schädel festgenagelt, damit sie nicht herabfiel.
    Fadawars Männer waren ähnlich, wenn auch nicht ganz so prachtvoll herausgeputzt. Das Gold, das sie trugen, sollte nicht nur ihren Reichtum, sondern auch den Status und die Verdienste jedes Einzelnen symbolisieren sowie das Geschick ihrer weithin berühmten Handwerker zur Schau stellen. Als Nomaden genauso wie als Stadtbewohner waren die dunkelhäutigen Völker von Alagaësia seit Langem für ihre Schmuckkunst bekannt, die in ihrer Vollendung mit den Arbeiten der Zwerge wetteiferte.
    Nasuada besaß auch ein paar Stücke, aber sie verzichtete darauf, sie zu tragen. Ihre schlichten Gewänder konnten nicht mit Fadawars Pracht mithalten. Ferner hielt sie es nicht für klug, sich zu einer bestimmten Gruppierung zu bekennen, ganz gleich wie wohlhabend oder einflussreich sie sein mochte, da sie alle unterschiedlichen Volksstämme der Varden zu führen und zu vertreten hatte. Wenn sie ihre Vorliebe für den einen oder anderen zeigte, würde sie das Vertrauen der großen Masse verlieren.
    Und genau das war der Grund für ihre Auseinandersetzung mit Fadawar.
    Der stieß sein Zepter erneut in den Boden. »Das Blut ist das Allerwichtigste! An erster Stelle stehen die Verpflichtungen gegenüber der Familie, dann gegenüber dem Stamm, dann gegenüber den Feldherrn, dann gegenüber den Göttern über und unter uns und erst dann gegenüber dem König und dem Land. So hat es Unulukuna bestimmt und so sollten wir leben, wenn wir glücklich sein wollen. Seid Ihr mutig genug, auf die Schuhe des Ältesten zu spucken? Wenn ein Mensch seiner Familie nicht hilft, von wem kann er dann Beistand erwarten? Freunde sind wankelmütig, die Familie bleibt für immer.«
    »Ihr habt mich gebeten«, sagte Nasuada, »Euren Verwandten machtvolle Positionen zu geben, nur weil Ihr der Cousin meiner Mutter seid und mein Vater bei euch geboren wurde. Ich täte dies mit Vergnügen, wenn Eure Verwandten die Positionen besser ausfüllen könnten als sonst irgendjemand bei den Varden. Aber nichts, was Ihr bisher gesagt habt, konnte mich davon überzeugen, dass das der Fall ist. Und bevor

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