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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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verschränkte die Arme und entblößte an ihrem schlanken Handgelenk ein gewundenes Schlangenarmband - ansonsten zeigte sie keinerlei Regung. Jörmundur fluchte. »Habt Ihr den Verstand verloren, Herrin? Das ist Wahnsinn. Ihr könnt doch nicht...«
    »Ich kann und ich werde.«
    »Wenn Ihr das tut, Herrin...«
    »Ich verstehe deine Sorge, aber mein Entschluss steht fest. Und ich verbiete, dass sich irgendjemand einmischt.« Sie merkte, dass er ihren Befehl nur zu gern missachtet hätte, aber sosehr er sie auch vor Schaden bewahren wollte, Loyalität hatte für Jörmundur schon immer höchste Priorität besessen.
    »Aber Nasuada«, sagte König Orrin, »diese Probe ist doch nicht die, wo -«
    »Doch.«
    »Verdammt noch mal. Warum lasst Ihr dieses irrwitzige Wagnis nicht bleiben? Ihr müsstet doch verrückt sein, es auf Euch zu nehmen.«
    »Ich habe Fadawar bereits mein Wort gegeben.«
    Die Stimmung im Zelt wurde noch ernster. Da sie ihr Wort gegeben hatte, konnte sie nicht mehr zurück, ohne zur ehrlosen Eidbrecherin zu werden, die jeder Mann von aufrechter Gesinnung nur verachten und meiden konnte. Orrin schwankte einen Moment lang, dann drang er doch weiter in sie: »Was steht auf dem Spiel? Ich meine, wenn Ihr verlieren solltet?«
    »Wenn ich verlieren sollte, unterstehen die Varden nicht mehr mir, sondern Fadawar.«
    Nasuada hatte einen Proteststurm erwartet, stattdessen entstand eine Stille, in der sich die zornige Erregung in König Orrins Gesicht legte und ruhiger Entschlossenheit Platz machte. »Ich kann Euer Vorhaben, das unsere ganze Sache in Gefahr bringt, nicht billigen.« Und an Fadawar gewandt, sagte er: »Wollt Ihr nicht vernünftig sein und Nasuada aus der Pflicht entlassen? Ich werde Euch reich belohnen, wenn Ihr zustimmt und Euer unsinniges Vorhaben aufgebt.«
    »Ich bin reich genug«, gab Fadawar zurück. »Ich brauche Euer minderwertiges Gold nicht. Nein, nur die Probe der Langen Messer kann mich für die Beleidigung entschädigen, die meinem Volk und mir durch Nasuada widerfahren ist.«
    »Jetzt erfüllt Eure Pflicht«, sagte Nasuada.
    Orrins Finger krallten sich in sein Gewand, aber er verbeugte sich und sagte: »Wie Ihr wünscht.«
    Nun holten Fadawars vier Krieger kleine haarige Ziegenhauttrommeln aus ihren weiten Ärmeln hervor. Sie hockten sich hin, nahmen die Instrumente zwischen die Knie und entfesselten einen so höllischen Rhythmus, dass ihre Hände nur noch als schwarze Schemen in der Luft zu erkennen waren. Die wilden Klänge übertönten jedes andere Geräusch, auch die fieberhaften Gedanken, die durch Nasuadas Kopf geschwirrt waren. Es fühlte sich an, als würde ihr Herz Schritt halten mit dem rasenden Tempo der Trommelschläge, die ihre Ohren attackierten.
    Ohne einen Ton auszulassen, holte der älteste von Fadawars Männern zwei lange gebogene Messer aus seinem Gewand und warf sie zur Spitze des Zeltes hinauf. Nasuada sah fasziniert zu, wie sie sich mit einer anmutigen Bewegung in der Luft drehten.
    Als die Messer in Reichweite kamen, streckte sie den Arm aus und fing eins davon auf. Der opalbesetzte Griff schrammte über ihre Handfläche.
    Auch Fadawar griff erfolgreich nach seiner Waffe.
    Dann schob er sich den linken Ärmel bis über den Ellbogen hoch. Nasuada heftete den Blick auf seinen Unterarm. Er war kräftig und muskulös, doch sie maß dem keine besondere Bedeutung bei. Sein athletischer Körperbau würde ihm nicht helfen, den Wettkampf zu gewinnen. Wonach sie suchte, waren die verräterischen wulstigen Narben, die sich, wenn es sie gab, über die Wölbung seines Unterarms ziehen mussten.
    Sie entdeckte fünf davon.
    Fünf!,
 dachte sie. 
So viele.
 Ihr Selbstvertrauen geriet ins Wanken, als sie über diesen Beweis für Fadawars Stärke nachdachte. Das Einzige, was sie davor bewahrte, die Nerven zu verlieren, war Elvas Voraussage. Das Mädchen hatte gesagt, Nasuada werde gewinnen. 
Sie hat gesagt, dass ich es schaffe, also muss ich Fadawar besiegen können... Ich muss es können!
    Da er die Herausforderung ausgesprochen hatte, war Fadawar zuerst dran. Er streckte den rechten Arm mit der Handfläche nach oben auf Schulterhöhe von sich, platzierte die Klinge seines Messers direkt unter der Armbeuge und zog die blank polierte Schneide über die Haut. Sie platzte wie eine überreife Beere und Blut rann aus dem dunkelroten Spalt.
    Dann sah er Nasuada an.
    Lächelnd setzte sie ihr Messer an den Arm. Das Metall war eiskalt. Es war eine Frage des Willens, wie viele Schnitte

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