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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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verzeihe ich dir nur, weil du ziemlich durcheinander bist. Denk nach, Eragon! Die Zeiten, in denen man dich wie ein Kind behandelt hat, sind vorbei. Warum ist das wohl nötig?«
    Die Antwort lag auf der Hand und er sagte widerwillig: »Wenn wir es nicht tun, merkt das Imperium, dass die meisten dieser Männer mit bloßen Händen getötet wurden.«
    »Genau! Zu einem solchen Kraftakt sind nur Elfen, Drachenreiter und Kull fähig, und dass das hier kein Kull war, erkennt selbst ein Trottel. Also können sie sich an den Fingern abzählen, dass wir in der Gegend sind, und in weniger als einem Tag fliegen Dorn und Murtagh da oben herum und suchen nach uns.« Ein schmatzender Laut war zu hören, als sie den Speer aus dem Leichnam zog. Sie hielt ihn Eragon hin, bis er ihn nahm. »Ich finde das genauso ekelhaft wie du, also kannst du dich ruhig auch ein bisschen nützlich machen.«
    Eragon nickte. Dann suchte Arya sich ein Schwert und sie machten sich gemeinsam daran, es so aussehen zu lassen, als habe ein ganz gewöhnlicher Kriegertrupp die Soldaten getötet. Es war eine grässliche Arbeit, aber es ging schnell, denn beide wussten genau, welche Art von Verletzungen die Männer haben mussten, damit die Täuschung gelänge. Außerdem war ihnen beiden nicht danach zumute, unnötig zu trödeln. Als sie zu dem Mann kamen, dem Eragon den Brustkorb zerschmettert hatte, sagte Arya: »Wir können nicht viel tun, um diese Verletzung zu verschleiern. Wir müssen es lassen, wie es ist, und hoffen, dass sie annehmen, es habe ihn ein Pferd niedergetrampelt.« Sie gingen weiter. Der Letzte, dem sie sich widmen mussten, war der Hauptmann des Spähtrupps. Sein Schnurrbart hing jetzt schlaff und struppig herab, von seiner einstigen Pracht war nicht mehr viel übrig.
    Nachdem sie das Loch von dem Kieselstein so vergrößert hatten, dass es eher wie die dreieckige Vertiefung aussah, die ein Kriegshammer hinterlassen würde, hielt Eragon einen Augenblick inne und betrachtete den traurigen Schnurrbart des Mannes. Dann sagte er: »Er hatte recht, weißt du.«
    »Womit?«
    »Ich brauche eine Waffe, eine richtige Waffe. Ich brauche ein Schwert.« Er wischte sich die Hände am Saum seines Wamses ab und sah sich um, zählte die Leichen. »Das war’s dann, oder? Wir sind fertig.« Er ging seine verstreute Rüstung einsammeln, wickelte sie wieder in den Stoff und steckte sie zurück in seinen Rucksack. Dann leistete er Arya auf dem kleinen Hügel Gesellschaft, den sie hinaufgestiegen war.
    »Von jetzt an sollten wir die Straßen besser meiden«, sagte sie. »Wir können nicht noch einen Zusammenstoß mit Galbatorix’ Leuten riskieren.« Dann zeigte sie auf Eragons malträtierte rechte Hand, von der Blut auf seine Kleider tropfte, und sagte: »Wir sollten uns darum kümmern, bevor wir aufbrechen.« Ohne auf seine Antwort zu warten, nahm sie seine gelähmten Finger. 
»Waíse heill.«
    Ein unwillkürliches Stöhnen entfuhr ihm, als die Finger in ihre Gelenkpfannen zurücksprangen, die aufgescheuerten Sehnen und zerquetschten Knorpel ihre alte Gestalt annahmen und die Hautfetzen an seinen Knöcheln sich wieder über das rohe Fleisch legten. Als es vorbei war, öffnete und schloss er die Hand, um zu sehen, ob sie wieder vollkommen geheilt war. »Danke«, sagte er. Es erstaunte ihn, dass sie die Initiative ergriffen hatte, obwohl er durchaus in der Lage war, sich selbst um seine Verletzungen zu kümmern.
    Arya wirkte verlegen. Sie schaute weg, auf die Ebene hinaus, und sagte: »Ich bin froh, dass du heute bei mir warst, Eragon.«
    »Und ich, dass du bei mir warst.«
    Sie schenkte ihm ein schnelles, unsicheres Lächeln. Dann saßen sie noch eine weitere Minute auf dem Hügel, denn sie waren beide nicht besonders erpicht darauf, ihre Reise fortzusetzen. Schließlich sagte Arya seufzend: »Wir müssen los. Die Schatten werden lang, und bald wird irgendjemand auftauchen und ein Riesengeschrei machen, wenn er dieses Krähenfestmahl entdeckt.«
    Sie verließen den Hügel und wandten sich nach Südwesten, weg von der Straße, und liefen über das wogende Gräsermeer. Hinter ihnen ließen sich die ersten Aasfresser vom Himmel herabfallen.
     
     

DIE SCHATTEN DER VERGANGENHEIT
    I n dieser Nacht saß Eragon nachdenklich an dem kümmerlichen Feuer und kaute auf einem Löwenzahnblatt herum. Ihre Mahlzeit hatte aus verschiedenen Wurzeln, Samen und Grünzeug bestanden, die Arya in der Umgebung gesammelt hatte. Roh und ungewürzt war das Ganze nicht sehr schmackhaft

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