Die Weisheit des friedvollen Kriegers
geistesabwesende Leute so auf den Straßen unterwegs sind.)
Wir Menschen sind Linsen, die Bewusstsein zu Aufmerksamkeit bündeln. Diese Aufmerksamkeit können wir richten, worauf immer wir mögen. Überlassen wir sie jedoch sich selbst, streunt sie umher wie ein Kind, das schlafwandelnd durch einen Traum stolpert. Im einen Moment konzentrieren wir uns auf unser Essen. Im nächsten wird irgendwo in der Nähe gelacht, und schon nehmen wir den Geschmack auf der Zunge nicht mehr wahr. Dann wird die Aufmerksamkeit einen Augenblick lang von irgendeinem Gedanken gefesselt. Und wenn wir dann wieder auf den Teller schauen, ist er leer. So gehen sie, die Spielchen der Aufmerksamkeit.
Auf irgendetwas achten wir immer. Die Frage ist nur, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten – Moment für Moment. Nach innen oder nach außen, auf den Schlamm oder die Sterne.
Gedankenwellen
Zuerst musst du begreifen, woher deine Gedanken kommen, wie sie überhaupt entstehen. Jetzt, zum Beispiel, bist du erkältet. Es ist ein körperliches Symptom, das dir sagt, dass dein Körper wieder ins Gleichgewicht kommen muss, dass er Sonne, frische Luft und einfache, gesunde Nahrung braucht, dass er sich harmonisch auf seine Umwelt einstellen will. (…) Auch müßige Gedanken, die deine Aufmerksamkeit ablenken, sind Symptome. Sie zeigen dir, dass du verstimmt bist, dass du nicht mehr im Einklang mit deiner Umwelt lebst. Wenn der Kopf sich dem Gang des Lebens widersetzt, steigen die Gedanken auf. Wenn dir etwas zustößt, das deinen festgefügten Ansichten widerspricht, fängt das Grübeln an.
(…)
Hast du die Ursache klar erkannt, werden deine Gedankenwellen dir nichts mehr anhaben können. Du wirst sie einfach registrieren, ohne dich mit ihnen zu identifizieren. Du brauchst nicht mehr jedes Mal, wenn ein Steinchen fällt, übertrieben zu reagieren. Du wirst frei sein von den Wirbeln der Welt, sobald du deine Gedanken beruhigen kannst. Denke daran, wenn du Probleme hast, lass deine Gedanken los und wehre dich gegen dein Grübeln!«
Eine der Lektionen, die – für mich jedenfalls – mit am schwersten zu begreifen waren, war die, dass mein emotionales und geistiges Leiden gar nicht so sehr aus dem herrührte, was tatsächlich geschah, sondern eher aus den Gedanken, die ich mir darüber machte. Oder wie Mark Twain es einmal ausgedrückt hat: »In meinem Leben hatte ich viele Probleme. Die meisten davon sind gar nicht erst aufgetreten. «
Selbst körperliche Schmerzen unterliegen den Einflüssen von Gedanken und Stress. Wenn uns etwas wehtut und wir unsere Aufmerksamkeit auf Dinge richten, die sich gerade um uns herum abspielen, also nicht daran denken, wann die Schmerzen angefangen haben, wie lange sie wohl anhalten oder was dahinterstecken könnte – wenn es also einfach nur wehtut, ohne Komplikationen oder sonst etwas –, leiden wir weniger. (Schmerzen ohne Angst oder Anspannung sind lange nicht so intensiv wie Schmerzen plus Angst.)
Schmerzen auf geistigem oder emotionalem Gebiet entstehen aus Widerstand – und aus Glaubenssätzen, die uns sagen, was sein darf und was nicht sein sollte. Der erste Schritt zur Befreiung besteht darin, vom Posten des Generalmanagers des Universums zurückzutreten und den Rat des Schriftstellers Isaac Bashevis Singer zu beherzigen: »Das Leben ist Gottes Roman. Lasst also auch zu, dass er ihn schreibt.«
Ich gehe schon längst nicht mehr davon aus, dass ich weiß, wie sich das Leben entwickeln sollte; und dieses Loslassen erzeugt ein Gefühl von Freiheit. Das heißt nicht, dass mir alles egal wäre oder dass ich keinerlei Idealvorstellungen hätte. Natürlich folgt mein Handeln dem Ruf meines Herzens, meinen Interessen und meinen Wertvorstellungen. Sowohl meine privaten als auch
meine beruflichen Anstrengungen stehen im Einklang mit meinen Zielen. Wenn ich das Ziel aber einmal ins Auge gefasst habe und der Pfeil in der Luft ist, kann ich nur interessiert schauen, wo er wohl landen wird.
Das Schwert des Schweigens
»Schweigen ist die Kunst des Kriegers – und die Meditation ist sein Schwert.
(…)
Er nutzt es, um seine Grübeleien und müßigen Gedanken in Fetzen zu hauen und um ihre Leere zu offenbaren.«
Früher sah man in der Meditation nur ein religiöses Ritual aus dem Fernen Osten. Heute ist sie längst auch in der westlichen Welt anerkannt. Viele Bücher und zahlreiche Lehrer erläutern die verschiedenen Traditionen aus Indien, China und Japan. Die transzendentale (Mantra-)Meditation
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