Die Weisheit des friedvollen Kriegers
um einen Eindruck von der Despotie der Gefühle zu bekommen.) Weil wir meinen, dass wir emotionale Probleme haben, suchen wir nach Wegen, positivere Gefühle (etwa Selbstvertrauen, Mut, Mitgefühl, Motivation und Leidenschaft) zu haben und die sogenannten negativen (wie Angst, Kummer und Wut) loszuwerden, damit wir gut leben, uns besser verhalten und mehr leisten können.
Wir hoffen darauf, dass uns ein neuer Motivationstrainer, ein Selbsthilfebuch oder sonst irgendein Berater neue Techniken oder Perspektiven für den Umgang mit Gefühlen vermittelt. Dabei müssen wir unsere Emotionen gar nicht verändern. Die sind gut, so wie sie sind, und vollkommen natürlich. Was wir ändern müssen, ist unser Verhalten.
Um diese Veränderung herbeizuführen, gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Methode eins ist ziemlich beliebt. Methode zwei ist der Pfad des Kriegers.
Methode eins: Wir versuchen, den Geist zur Ruhe zu bringen und positive Gedanken zu fassen, an der Konzentrationsfähigkeit zu arbeiten, uns unserer eigenen Kraft zu versichern, um uns von unseren Emotionen freizumachen (und positive Resultate zu visualisieren). Wir können Selbstvertrauen entwickeln und den Mut, die Entschiedenheit aufbringen, uns hinreichend zu motivieren, das zu tun, was wir eben tun müssen.
Methode zwei: Wir können es einfach tun.
In einer idealen Welt voller Heiliger würde sich jeder sofort für die zweite Methode entscheiden. Doch in der Welt, wie sie nun einmal ist, hören nur wenige » einfach« mit einer suchtbildenden Substanz auf oder »machen eben mehr Sport und essen weniger«, um abzunehmen. Viele von uns brauchen Zeit und müssen sich
Schritt für Schritt an eine neue Lebensweise gewöhnen. Die Unterstützung einer Gruppe, entsprechende Programme und therapeutische Prozesse können für den Übergang dienlich sein, um es dann schließlich und endlich » einfach zu tun«. Auch aus der Raupe wird nicht über Nacht ein Schmetterling. Manche Veränderungen brauchen tatsächlich etwas Zeit.
Seien wir also nachsichtig mit uns, wenn wir etwas, was wir wissen, in der Praxis umsetzen wollen und lernen, uns unserer Gefühle zu bedienen (statt umgekehrt). Völlig zu Recht sagte Mahatma Gandhi einmal: » So, wie gespeicherte Wärme zu Energie wird, kann auch unser Zorn eine Kraft sein, die die Welt bewegt.«
Intelligente Ernährung
»Ein Krieger wie ich?«, lachte er. »Das wird niemand sein wollen; das ist auch ganz unmöglich. Jeder Mensch hat von Natur aus seine besonderen Eigenschaften. Du, zum Beispiel, bist ein guter Turner, während Joseph ein Meister in der Kunst der Nahrungszubereitung ist.
(…)
Alle deine Lebensfunktionen musst du erneuern – Gehen, Schlafen, Atmen, Denken und Essen. Das Essen ist die wichtigste der menschlichen Aktivitäten, die wir als Erstes ins Gleichgewicht bringen müssen. (…) Welche Veränderung willst du mit neuen Essgewohnheiten bewirken?
(…)
Manches, was du isst, macht dich sogar krank, schlaff und drückt deine Stimmung. Darunter leidet deine Aufmerksamkeit und die Lebenskraft deines Körpers.
(… )
Ich kann dir verraten, ich esse nur Sachen, die bekömmlich sind. Und ich esse nur so viel, wie ich brauche. Die Naturkost, wie du’s nennst, schärft den Geschmack und die Instinkte. Um sie schätzen zu lernen, musst du ein Natur-Mensch werden. (…) Meine Ernährung mag dir spartanisch vorkommen, verglichen mit den Völlereien, die du als ›Mäßigkeit‹ bezeichnest. Aber mein Essen ist reich an Genüssen. Ich habe gelernt, mir auch die einfachste Nahrung schmecken zu lassen. Das wirst du auch erleben!«
In dieser Phase meiner Ausbildung bei Socrates – und in diesem Abschnitt des Pfads des friedvollen Kriegers – ging es um einen neuen Ansatz »vernünftiger Disziplin«: Gewohnheiten zu begreifen, zu verändern und zu lernen, was ich tun musste, ob ich Lust dazu hatte oder nicht.
Keiner von uns kann höher entwickelte Lebensweisen erkunden, ohne sich um einen grundlegenden Aspekt zu kümmern: die Nahrung, die wir dem Körper zuführen. Aus diesem Grund machte mich mein alter Mentor mit einer feineren, leichteren Kost vertraut. Viele meiner Leser sahen in den Empfehlungen, die er mir gab, eine Art universelles, unabdingbares System von lebenslanger Gültigkeit. Aber man muss nicht fasten, Vegetarier, Veganer werden oder nur rohes Gemüse essen, um zu einer höheren Lebensweise finden zu können. (An diesem Punkt werden mir die Anhänger der verschiedenen
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