Die Weisheit des friedvollen Kriegers
oder fantasievoll sind, die Energien ihrer Mitmenschen als hell, dunkel oder schwer. Zudem strahlt nicht jeder ständig dieselbe Energie aus (ebenso wenig wie wir immer in derselben Stimmung sind).
Wer mein Buch Die Lebenszahl als Lebensweg gelesen hat, erinnert sich vielleicht, dass manche Menschen – aufgrund der Genetik, ihres Karmas oder ihrer Schwingungsfrequenz – über ein großes Potenzial kreativer Energie verfügen, die durch sie hindurchfließt. Doch Energie ist ein zweischneidiges Schwert. Im Positiven haben solche Leute viel » Saft und Kraft« – Tiere lassen sich gern von ihnen streicheln und Pflanzen blühen und gedeihen unter ihrer Obhut häufig besonders gut. Doch manchmal wissen solche Menschen auch gar nicht so richtig, wohin mit ihrer Energie, sodass sie sich allerlei (Konstruktives wie Sport oder auch Destruktives wie Alkoholmissbrauch, Tabak- oder Drogenkonsum) einfallen lassen, um die Anspannung und den Druck, die sie empfinden, abzubauen. (Diesem Thema widme ich mich eingehend in meinem Buch Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers .)
Die Welt der Energien in uns und um uns herum ist ein sehr interessantes Forschungsgebiet. In erster Linie geht es darum, die Energie anzuerkennen, die wir in uns haben, sie am Fließen zu halten und mit Bedacht
einzusetzen. Wir müssen nichts Spezielles zu uns nehmen und auch nichts Besonderes tun, um mehr Energie von außen zu bekommen, denn mit jedem bewussten Atemzug führen wir uns nicht nur Sauerstoff und andere Gase zu, sondern auch Licht. Freunde geben uns Energie, wir beziehen sie aus der Nahrung, der Sonne und der Natur. Wichtig ist nur, dass wir keinen Raubbau mit unseren Energien treiben.
Vielleicht kennt der eine oder andere die Geschichte von dem Mann, der den größten Teil seiner Zeit auf der Suche nach mehr Licht, Energie und Schwung war. Nach vielen Jahren erklomm er den Gipfel eines heiligen Berges und hatte das Gefühl, seinem Ziel endlich nahe zu sein. Als er dann mit großen Mühen oben angekommen war, hob er die Arme gen Himmel und rief: »Erfülle mich mit Licht, Energie und Schwung!«
Die Wolken teilten sich und eine Stimme dröhnte: »Das tue ich doch die ganze Zeit. Aber du hast ja ein Leck!«
Durch bewusste Atmung und Entspannung können wir unserem Körper das Licht der Bewusstheit zuführen. Auch können wir die Lecks, die durch unnötige Anspannung, nervöses Herumzappeln und gedankenloses Geplapper entstehen, ein bisschen stopfen, damit mehr Energie (auch Prana, Chi oder Ki genannt) in uns und in unserer Umgebung fließen kann. Und dann geht vielleicht auch von uns, wie von Socrates, ein gewisses Schimmern aus.
Das Reich der Krieger
»Das Reich der Krieger, Dan, ist von einer Pforte bewacht. (…) Viele klopfen an, aber nur wenige können eintreten.«
Wenn wir uns an einem stillen Ort hinlegen und die Daumen in die Ohren stecken, hören wir zunächst nur Stille. In dieser Stille beginnt das Bewusstsein dann mit der Feinabstimmung. Nach ein paar Sekunden oder Minuten nehmen wir am Rande unseres Bewusstseins einen hohen Ton wahr. Vielleicht begreifen wir, dass er schon immer da war und dass er ganz natürlich ist. Über diesen inneren Ton können wir meditieren, indem wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf ihn richten. Mit der Zeit werden die Töne, die wir hören, es können bis zu zwölf verschiedene sein, tiefer und subtiler, einer raffinierter als der andere. Unsere Aufmerksamkeit lässt sich von ihnen in immer tiefere Regionen lenken.
Tatsächlich sind diese Töne ständig um uns, doch nur wenige verfügen über die nötige Aufmerksamkeit, sie auch zu bemerken. Sich darauf einzustellen erfordert Übung. Auch das »Reich der Krieger«, von dem Socrates in diesem Abschnitt spricht, befindet sich nicht irgendwo anders, nicht in anderen Dimensionen von Zeit und Raum oder gar in einem Paralleluniversum. Dieses Reich liegt in unmittelbarer Nähe, im Hier und Jetzt – in dieser Welt, diesem Leben, genau in diesem Moment.
Es gibt keine reale Pforte, die wir in irgendeiner schamanischen Anderwelt etwa erst finden müssten, um in das Reich der Krieger eintreten zu können – literarisch
machen solche Vorstellungen allerdings viel her. Das »Tor des Kriegers« ist eine Metapher für das Alltagsleben – die Stätte unserer Ausbildung –, und in diesem treten wir im Laufe der Zeit nicht nur durch eine einzige Pforte, sondern gleich durch zwölf (siehe auch mein Buch Die zwölf Entwicklungsschritte des friedvollen
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