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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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einem gewissen Frust) feststellen, wie oft wir flach atmen oder ganz mit dem Luftholen aufhören – zum Beispiel wenn wir uns auf eine feinmotorische Aktivität konzentrieren, auf der Toilette sitzen, emotional angespannt sind, uns erschrecken oder auch nur Wasser beziehungsweise Tee eingießen. Denken führt zu Anspannung, und Spannungen behindern die Atmung.
    Verfechter der Körperkultur, wie Yogis und andere, empfehlen für bestimmte Zwecke verschiedene esoterische Atemübungen, die dann (ähnlich wie beim Meditieren) jeweils eine gewisse Zeit lang praktiziert werden.
    Und ähnlich, wie das Fasten von der Angst befreit, nichts zu essen, können uns Übungen wie Anhalten des Atems (kurzes Atemfasten), langsames, tiefes Atmen und auf Zählen atmen die instinktive Angst nehmen, nicht genügend Luft zu bekommen. Durch bewusste Steuerung wird das Atmen ganz buchstäblich erleichtert.
    Wie mir sowohl Socrates als auch Joseph erklärten, wird das gesamte Alltagsleben des friedvollen Kriegers
von seinen »normalen Ausbildungsinhalten« durchdrungen. Eine der heilsamsten Übungen besteht darin, den ganzen Tag über auf eine zusammenhängende Atmung zu achten – entspannt und rhythmisch wie das Pendel einer Uhr. Dabei müssen wir uns gar nicht bemühen, etwa besonders tief durchzuatmen, oder ein Nasenloch zuhalten. Es genügt völlig, wenn wir bei allen Aktivitäten leicht, rhythmisch atmen und den Körper von unserem Atem bewegen lassen. Diese Übung ist einfach, aber keineswegs leicht. Trotzdem: ein weiterer Schritt auf dem Weg der persönlichen Entwicklung.
    Die Verlockungen der spirituellen Erfahrung
    »Lass dich nicht durch solche Erfahrungen ablenken, Dan. Durchschaue die Vision, und erkenne die Lehren, die sie dir erteilt. Solche Visionen sind Zeichen einer Veränderung, einer Transformation, und wer nicht über sie hinausgeht, der kommt nirgendwo an.
    Wenn du durchaus etwas erleben willst, geh ins Kino. Das ist leichter als Yoga. Meditiere meinetwegen den ganzen Tag, höre Klänge, sieh Lichter oder sieh sogar Klänge und höre Lichter. Du bist und bleibst ein Esel, wenn du dich durch solche Erlebnisse verführen lässt. Lass das alles los!«
     
     
    Während meiner Reisen im Anschluss an meine erste Lehrzeit bei Socrates saß ich einmal vor einem charismatischen spirituellen Lehrer – oder war es eine Lehrerin? – , der eine Meditationstechnik unterrichtete, die
mir, wenn ich nur fleißig genug übte, die Vision einer blauen Perle (es kann aber auch ein blaues Kamel gewesen sein) bescheren würde. Alle, die es so weit brachten, diese blaue Perle oder was es sonst gewesen sein mag zu sehen, wurden in den Status eines »voll entwickelten Praktizierenden« erhoben.
    Welche Bedeutung haben solche Visionen, derartige Höhepunkte aber für den Alltag? Helfen sie uns vielleicht, die Familie zu ernähren, der Welt zu Diensten zu sein oder Fremden mit Freundlichkeit zu begegnen? Auch das ständige Suchen nach inneren Erfahrungen, mit denen man sich beweisen will, wie weit man es schon gebracht hat, kann schnell zu Leistungs- und Statusstreben entarten, nur eben auf etwas anderem Gebiet.
    Besonders vergeistigte (beziehungsweise weniger geerdete) Menschen berichten häufig von »spirituellen Erlebnissen« – Visionen, Wogen der Glückseligkeit, kriyas (ekstatisches Zittern) und spontane Bewegung – und erregen damit häufig Neid. Doch viele spirituell reife Menschen erleben nie so etwas Dramatisches wie Bewusstseinsveränderung oder Farbvisionen.
    Socrates legte viel Wert darauf, mir zu erklären, dass jede Erfahrung, und sei sie noch so überwältigend, vorübergeht. Es kommt nicht auf das Erlebnis selbst an, sondern auf die Lehren, die man daraus zieht – in Form von echten, bedeutsamen Veränderungen des Verhaltens und der Sichtweise.
    Wut und Alchemie
    Ich wollte schon explodieren, aber dann lachte ich. Socrates stimmte in mein Lachen ein und zeigte mit dem Finger auf mich. »Da – eben hast du eine echte alchemistische Umwandlung erlebt. Du hast Wut in Lachen umgewandelt.«
     
     
    Das kennen bestimmt die meisten von uns: Man ist wütend, traurig oder kämpft sogar mit den Tränen. Aber dann nimmt man urplötzlich einen Perspektivwechsel vor und bricht in Lachen aus. Solche Momente voller Humor beziehungsweise Transzendenz sind denen ganz ähnlich, in denen man über eine gelungene Pointe kichert. Wenn sich die Perspektive erweitert, wird etwas, was uns vorher sauer oder traurig gestimmt hat, plötzlich

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