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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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verboten, mit der Polizei und dem Militär zusammenzuarbeiten. Auf diesem Gebiet war die Politik des Unternehmens sehr deutlich. Nur in ganz besonderen Fällen, wo es die einzige Möglichkeit war, sowohl Material als auch Mitarbeiter zu beschützen, konnte die Genehmigung erteilt werden, bewaffnete Wachen einzusetzen. In solchen Situationen mussten die lokalen Büros einen schriftlichen Antrag an Carolines Abteilung stellen. Dann wurde eine längere Prozedur in Gang gesetzt, die auch den Vorstand einbezog, und das Ganze endete in der Regel mit einer Ablehnung. Bis jetzt waren es tatsächlich nur die Aktivitäten des Unternehmens in dem konfliktreichen Delta in Nigeria, für die so eine Genehmigung erteilt worden war.
    Kenia hatte keine Genehmigung beantragt, das wusste sie mit Sicherheit. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass John Hansen in einer längeren Korrespondenz im Intranet dahingehend argumentiert hatte, dass bewaffnete Wachen in Kenia überflüssig waren; alles war unter Kontrolle.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie ihr Ziel. Caroline starrte auf das Dorf vor sich. Die Häuser waren niedrig, und es sah aus, als wären sie vom Himmel geworfen worden und zufällig, ohne Rücksicht auf Wege oder Pfade, irgendwo gelandet. Viele waren auf der einen Seite höher als auf der anderen, hatten schiefe Fenster und Dachbleche, die herunterzurutschen drohten.
    Sie schwang ihre in Pumps steckenden Füße auf den staubigen Boden. Ihre Kleidung bestand aus einer Anzughose und einer weißen Bluse. Sie merkte, wie sich die Wärme unter der eng sitzenden Hose staute, und überlegte, ob sie dieses eine Mal eine Ausnahme von ihrem Prinzip, immer dressed for success zu sein, hätte machen sollen.
    Vielleicht wäre eine graue Bluse passender gewesen, denn es war zweifelhaft, wie lange diese hier weiß bleiben würde.
    Auf der anderen Seite war es wichtig, einen gewissen Eindruck zu machen. Sie griff nach ihrer Tasche und knallte die Autotür zu.
    » Bist du bereit? « , fragte Daniel.
    Sie nickte und nahm ihre Uhr ab. In der Tasche würde sie vor Staub sicher sein.
    Daniel setzte sich eine zerknitterte Schirmmütze auf den Kopf, und Caroline wünschte sich, sie könnte das Gleiche machen– nur mit einem schöneren Hut. Ihre Kopfhaut fühlte sich bereits so an, als würde sie von der starken Mittagssonne des Äquators gebraten werden.
    Sie steckte den Kopf zum Seitenfenster zu Stanley hinein, der immer noch hinter dem Lenkrad saß.
    » Wollen Sie hier warten? «
    » Ich warte hier, Madam « , bestätigte Stanley.
    » Gut. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird .«
    » Ich warte einfach .«
    Daniel führte Caroline durch das Dorf.
    Der Staub des Bodens bedeckte Carolines Pumps schnell mit einer bräunlichen Schicht. Sie bückte sich und wischte sie sauber; sie wollte nicht mit dreckigen Schuhen zu einem Termin kommen. Aber sobald sie einen neuen Schritt machte, waren sie wieder staubig. Außerdem schaute sie wachsam auf den Boden vor sich, um nicht auf die Eisenstückchen, Gummiringe und Holzstöckchen zu treten, die rundherum verteilt lagen.
    Alle Häuser waren klein und viereckig. Viele von ihnen hatten alte Blechplatten vor den Fenstern, und bei anderen wurde das wellige Blech als Dach verwendet.
    Einige Häuser waren aus einer Art Ziegelstein gebaut, während andere aus etwas, das Lehm ähnelte, gemacht waren.
    » Das ist Kuhscheiße « , erklärte Daniel und klopfte an eines der » Lehmhäuser « . Caroline ging auf Abstand.
    Sie konnte ein Kind weinen hören, aber ansonsten war es still. Abgesehen von ein paar kleinen Kindern, die spielten, wirkte das Dorf leer. Aber es war selbstverständlich Schulzeit. Daniel hatte erzählt, dass dies hiereines der größeren Dörfer war und es eine Schule gab.
    » Möchte wissen, wo die sind « , brummte Daniel.
    » Vielleicht sind sie in den Häusern « , schlug Caroline vor.
    Daniel antwortete nicht. Murmelte nur, dass es hier sonderbar leer war.
    Sie gingen weiter auf dem Pfad, der vermutlich die Hauptstraße des Dorfes darstellte, und konnten plötzlich Frauenstimmen hören. Sie traten näher, und die Stimmen wurden lauter. Sie klangen aufgeregt.
    Caroline und Daniel gingen um eine Ecke herum und sahen eine Gruppe Menschen, die sich auf einem kleinen offenen Platz vor einem der Häuser versammelt hatte. Es waren auch Männer in der Gruppe. Einige der Frauen weinten, andere schrien und fuchtelten mit den Armen herum. Daniel hielt Caroline auf.
    » Es ist wohl besser, wenn

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