Die Weiße Burg
Annoura schafften es, ihnen zu folgen, ohne es eilig aussehen zu lassen; sie rauschten daher, die eine so beherrscht wie die andere, zwei bedeutsame Ladys, die einen Spaziergang machten, und weder der Unrat auf dem Boden noch der Gestank in der Luft spielten eine Rolle, genauso wenig wie die verdreckten Leute, die bei ihrem Anblick zusammenzuckten und manchmal so schnell davonliefen, wie sie nur konnten. Gallenne hatte endlich seinen Helm aufgesetzt und hielt den Schwertgriff mit beiden Händen umklammert. Kireyin trug seinen Helm in die Hüfte gestemmt, in der anderen Hand hielt er den Weinbecher. Er musterte die vorbeieilenden Bürger verächtlich und schnupperte an dem Wein, als wäre es ein Parfümfläschchen, das dazu diente, den Gestank der Stadt abzuwehren.
Die Lagerhäuser befanden sich zwischen den beiden Stadtmauern an einer gepflasterten Straße, die kaum Wagenbreite hatte. So nahe am Fluss war die Luft besser, aber die von Windböen heimgesuchte Straße war bis auf Perrin und die anderen leer. Es war nicht einmal ein herumstreunender Hund zu sehen. Hunde verschwanden, wenn in einer Stadt der Hunger um sich griff, aber warum sollte eine Stadt, die genug Getreide hatte, um es verkaufen zu können, Hunger leiden? Perrin zeigte auf ein zweistöckiges Lagerhaus, das er zufällig auswählte und das sich nicht von den anderen unterschied, ein fensterloses Steingebäude mit einem breiten, zweiflügeligen Holztor, das von einem Balken verschlossen war, der in der Goldenen Barke auch als Deckenbalken hätte dienen können.
Den Kaufleuten fiel urplötzlich ein, dass sie vergessen hatten, Männer mitzubringen, um den Balken zu heben. Sie boten an, zurückzugehen und sie zu holen. Die Lady Berelain und Annoura Sedai konnten sich vor dem Kamin in der Goldenen Barke ausruhen, während man Arbeiter herbeiholte. Sie waren davon überzeugt, dass Frau Vadere ein Feuer entzünden würde. Sie waren noch immer am Plappern, als Perrin die Hände unter den dicken Balken legte und ihn aus den Holzriegeln schob. Der Balken war schwer, aber er ging damit weit genug rückwärts, um sich drehen und ihn auf die Straße werfen zu können, wo er mit einem lauten Krachen landete. Die Kaufleute starrten ihn an. Möglicherweise war es das erste Mal gewesen, dass sie einen Mann in einem Seidenmantel etwas hatten tun sehen, das man als Arbeit bezeichnen konnte. Kireyin verdrehte die Augen und roch wieder an dem Wein.
»Laternen«, sagte Frau Arnon schwach. »Wir brauchen Laternen oder Fackeln. Wenn...«
Eine Lichtkugel flammte über Annouras Hand auf und verbreitete an dem grauen Morgen genug Licht, um jedermann helle Schatten auf die Straße und Steinwände werfen zu lassen. Ein paar der Kaufleute hoben die Hände, um ihre Augen zu beschatten. Nach einem weiteren Augenblick zog Meister Crossin einen Türflügel an einem Eisenring auf.
Der Geruch war der vertraute Duft von Gerste, der fast stark genug war, um den Gestank der Stadt zu überwinden. Kleine, undeutliche Umrisse wichen vor Annouras Licht in die Schatten zurück. Perrin hätte ohne dieses Licht besser sehen können, oder zumindest tiefer in die Dunkelheit hinein. Die glühende Kugel warf einen großen Lichtkreis und machte alles darüber hinaus unkenntlich. Er roch Katzen, die verwildert waren. Und Ratten. Ein plötzliches Quieken in den dunklen Tiefen des Lagerhauses, das wie abgeschnitten abbrach, kündete von einer Katze, die auf eine Ratte traf. In Getreidescheunen gab es immer Ratten, so wie auch Katzen, die Jagd auf sie machten. Das war beruhigend und durchaus üblich. Es reichte beinahe aus, um sein Unbehagen zu besänftigen. Beinahe. Er roch noch etwas anderes, einen Geruch, den er hätte kennen sollen. Ein wildes Fauchen verwandelte sich in immer lauter werdende Schmerzenslaute, die abrupt erstarben. Anscheinend wehrten sich die Ratten von So Habor manchmal. Perrins Nakkenhaare stellten sich wieder auf, aber hier gab es bestimmt nichts Interessantes für den Dunklen König. Die meisten Ratten waren bloß Ratten.
Es war nicht nötig, weit hineinzugehen. Grobe Säcke füllten die Dunkelheit, sie lagen in schrägen Stapeln auf niedrigen Holzplattformen, damit sie nicht auf dem Steinboden lagerten. Eine Reihe nach der anderen stapelte sich beinahe bis zur Decke, und vermutlich galt für die darüber befindliche Etage das Gleiche. Und selbst wenn nicht, dieses Gebäude enthielt trotzdem genug Getreide, um seine Leute wochenlang zu ernähren. Er ging zum nächsten Stapel,
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