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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Zinnkanne. Anscheinend hielt Kireyin ihr Schweigen für Respekt.
    Meister Crossin, der Bursche in dem Mantel mit den Essensflecken, schraubte die Holzbehälter auf und schüttete ungeschälte Proben des von ihnen angebotenen Getreides in Häufchen auf den Tisch, gelbe Hirse und brauner Hafer, und die Gerste war nur unwesentlich brauner. Vor der Ernte hatte es wohl nicht geregnet. »Die beste Qualität, wie Ihr sehen könnt«, sagte er.
    »Ja, die beste.« Das Lächeln verschwand von Frau Arnons Gesicht, und sie ließ es ruckartig wieder aufflackern.
    »Wir verkaufen nur beste Ware.«
    Für Leute, die ihre Waren als die besten anpriesen, schienen sie nicht besonders hart zu verhandeln. Perrin hatte in der Heimat Männer und Frauen dabei beobachtet, wie sie den Kaufleuten aus Baerlon Wolle und Tabak verkauften, und sie hatten die Angebote der Käufer immer verächtlich behandelt, hatten sich sogar beschwert, die Kaufleute wollten sie zu Bettlern machen, wenn der Preis das doppelte von dem des Vorjahres war, oder hatten sogar vorgeschlagen, mit dem Verkauf gar bis zum nächsten Jahr zu warten. Es war ein Tanz, der mindestens so kompliziert war wie alle anderen an Festtagen.
    »Ich schätze, für eine so große Menge könnten wir den Preis noch etwas senken«, sagte ein allmählich kahl werdender Mann zu Berelain und kratzte sich an seinem mit grauen Strähnen durchzogenen Bart. Er war gestutzt und fettig genug, um an seinem Kinn zu kleben. Perrin verspürte das Bedürfnis, sich an seinem eigenen Bart zu kratzen, wenn er den Kerl nur ansah.
    »Es ist ein harter Winter gewesen«, murmelte eine Frau mit rundem Gesicht. Nur zwei der anderen Kaufleute machten sich die Mühe, ihr finstere Blicke zuzuwerfen.
    Perrin stellte seinen Weinbecher auf einem Tisch in der Nähe ab und ging zu der Versammlung in der Mitte des Raums. Annoura warf ihm einen scharfen, warnenden Blick zu, aber einige der Kaufleute sahen ihn neugierig an. Und vorsichtig. Gallenne hatte die Gruppe erneut vorgestellt, aber diese Leute hatten nur eine ungefähre Ahnung davon, wo Mayene lag oder wie mächtig es war, und die Zwei Flüsse bedeutete für sie bloß guter Tabak. Tabak von den Zwei Flüssen war überall bekannt. Wäre keine Aes Sedai anwesend gewesen, hätten seine Augen sie vermutlich zur Flucht getrieben. Alle verstummten, als Perrin eine Hand voll Hirse nahm, die kleinen Körner lagen glatt und hellgelb auf seiner Handfläche. Dieses Getreide war die erste saubere Sache, die er in dieser Stadt gesehen hatte. Er ließ die Hirse zurück auf den Tisch rieseln und nahm den Deckel eines der Behälter. Die in das Holz geschnittenen Rillen waren scharf und unbenutzt. Der Deckel würde fest abschließen. Frau Arnon wich seinem Blick aus, und sie befeuchtete sich die Lippen.
    »Ich will das Getreide in den Lagerhäusern sehen«, sagte er. Die Hälfte der Leute am Tisch zuckte zusammen.
    Frau Arnon richtete sich empört zu ihrer vollen Größe auf. »Wir verkaufen nichts, was wir nicht haben. Ihr könnt ja unseren Arbeitern dabei zusehen, wie sie jeden Sack auf Eure Karren laden, wenn Ihr Stunden in der Kälte verbringen wollt.«
    »Ich wollte gerade einen Besuch der Lagerhäuser vorschlagen«, warf Berelain ein. Sie stand auf, zog die roten Handschuhe hinter dem Gürtel hervor und fing an, sie anzuziehen. »Ich würde niemals Getreide kaufen, ohne mir das Lagerhaus anzusehen.«
    Frau Arnon sackte zusammen. Der Kahlköpfige ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Aber keiner sagte ein Wort.
    Die niedergeschlagenen Kaufleute machten sich nicht die Mühe, ihre Umhänge zu holen, bevor sie ihre Besucher auf die Straße führten. Die Brise war zu einem Wind aufgefrischt, der so kalt war, wie nur ein später Winterwind sein konnte, wenn alle bereits an den Frühling dachten, aber sie schienen ihn nicht wahrzunehmen. Ihre zusammengekrümmten Schultern hatten nichts mit der Kälte zu tun.
    »Können wir jetzt gehen, Lord Perrin?«, fragte Flann begierig, als Perrin und die anderen auftauchten. »Dieser Ort erzeugt in mir das Bedürfnis zu baden.« Annoura warf ihm im Vorbeigehen einen Blick zu, der ihn wie die Kaufleute zusammenzucken ließ. Flann versuchte, ihr ein beschwichtigendes Lächeln zu schenken, aber es war eine schwache Leistung und kam ohnehin zu spät, da sie ihm nur noch den Rücken zuwandte.
    »Sobald ich es einrichten kann«, sagte Perrin. Die Kaufleute hasteten bereits mit gesenkten Köpfen die Straße entlang, ohne jemanden anzusehen. Berelain und

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