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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gesagt hatte. Die Frau setzte sich auf ihrem Hocker zurecht wie eine Schwertkämpferin, die sich auf ihren nächsten Angriff vorbereitete und die Klinge hob. »Ihr habt Dinge über die Kusinen gesagt, Mutter. Dass es nicht nur ein paar Dutzend, sondern über tausend sind. Dass einige von ihnen fünfhundert oder sechshundert Jahre alt sind.« Diese Unmöglichkeit ließ sie den Kopf schütteln. »Wie könnten so viele der Burg entkommen sein?« Das war keine Frage, sondern eine Herausforderung.
    »Wir haben erst kürzlich in Erfahrung gebracht, wie viele Wilde es beim Meervolk gibt«, erwiderte Egwene ruhig. »Und wir sind uns noch immer nicht sicher, wie viele es genau sind.« Romanda verzog jetzt angewidert das Gesicht. Es waren Gelbe gewesen, die bestätigt hatten, dass es allein in Illian Hunderte von Wilden aus dem Meervolk gab. Der erste Treffer ging an Egwene.
    Aber ein Treffer reichte nicht, um Romanda zu erledigen. Oder sie auch nur schwer zu verletzen. »Wir werden sie jagen und gefangen nehmen müssen, sobald unsere Arbeit hier getan ist«, sagte sie grimmig. »Ein paar Dutzend in Ebou Dar und Tar Valon unbehelligt zu lassen, damit wir Ausreißerinnen besser aufspüren können, war eine Sache, aber wir können unmöglich tausend Wilden erlauben, sich zu... organisieren.« In das letzte Wort, die Vorstellung, dass sich Wilde organisierten, legte sie weit mehr Verachtung als in den Rest. Myrelle und Maigan beobachteten alles genau und spitzten die Ohren. Maigan beugte sich sogar gespannt vorwärts. Keine wusste mehr als die Geschichten, die Egwene verbreitet hatte und von denen jedermann annahm, dass sie von Siuans Augen-und-Ohren stammten.
    »Nun, es sind weit mehr als tausend«, korrigierte Egwene sie, »und nicht eine davon ist eine Wilde. Sie alle sind Frauen, die von der Burg fortgeschickt wurden, abgesehen von ein paar hundert Ausreißerinnen, die der Gefangenschaft entgangen sind.« Sie hob ihre Stimme nicht, aber sie brachte jedes Argument energisch vor und erwiderte Romandas Blick. »Wie dem auch sei, wie wollen wir sie Eurer Ansicht nach aufspüren? Es gibt sie in jedem Land, sie üben alle möglichen Berufe aus. Ebou Dar war der einzige Ort, in dem sie je bewusst zusammengekommen sind, und sie sind alle geflohen, als die Seanchaner einfielen. Seit den Trolloc-Kriegen haben die Kusinen die Burg nur das wissen lassen, was sie sie wissen lassen wollten. Zweitausend Jahre, die sie sich unter der Nase der Burg verborgen haben. Ihre Zahl ist angewachsen, während die der Burg abgenommen hat. Was schlagt Ihr vor, wie sollen wir sie jetzt finden unter all den Wilden da draußen, die die Burg immer ignoriert hat, weil sie ›zu alt‹ waren, um Novizinnen zu werden? Die Kusinen ragen in keiner Weise aus der Masse heraus, Romanda. Sie benutzen die Macht fast so oft wie die Aes Sedai, aber ihnen ist ihr Alter wie jedem anderen auch anzusehen, wenn auch nur langsamer. Wenn sie sich versteckt halten wollen, dann werden wir sie niemals finden.« Und das waren mehrere Treffer für Egwene, und sie hatte keinen einstecken müssen. Romandas Stirn glänzte vor Schweiß, bei einer Aes Sedai ein sicheres Anzeichen für Verzweiflung. Myrelle saß ganz still da, aber Maigan schien kurz davor zu stehen, von ihrem Hocker zu fallen, ganz egal, wie standfest er auch war.
    Romanda befeuchtete sich die Lippen. »Wenn sie die Macht lenken, dann müssten sie auch das dazugehörige Aussehen haben. Wenn sie altern, können sie die Macht nicht sehr oft ergreifen. Und auf keinen Fall können sie fünfhundert oder gar sechshundert Jahre alt werden!« Anscheinend gab es keinen Raum mehr für Heimlichkeiten.
    »Es gibt nur einen gravierenden Unterschied zwischen Aes Sedai und Kusinen«, sagte Egwene leise. Die Worte erschienen dennoch laut. Sogar Romanda schien die Luft anzuhalten. »Sie haben die Weiße Burg verlassen, bevor sie auf den Eidstab schwören konnten.« Da! Endlich war es ausgesprochen!
    Romanda zuckte zusammen, als hätte sie einen tödlichen Schlag erhalten. »Ihr habt die Eide noch nicht abgelegt«, sagte sie heiser. »Wollt Ihr darauf verzichten? Wollt Ihr die Schwestern bitten, darauf zu verzichten?« Myrelle oder Maigan keuchte auf. Vielleicht auch alle beide.
    »Nein!«, erwiderte Egwene scharf. »Die Drei Eide machen uns erst zu Aes Sedai, und ich werde auf den Eidstab schwören, sobald er uns gehört!« Sie holte tief Luft und milderte ihren Tonfall. Aber sie beugte sich der anderen Frau entgegen und versuchte sie

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