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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Erkenntnis, dass die Zwei Flüsse nicht länger ihr Zuhause waren, die sie die Höfe betrachten ließ. Sich die Wahrheit einzugestehen konnte niemals ein Verrat sein, aber sie musste sich an die Zwei Flüsse erinnern. Wenn man vergaß, wo man herkam, konnte man auch vergessen, wer man war, und manchmal erschien ihr die Wirtstochter aus Emondsfelde wie eine Fremde. In der Nähe von Emondsfelde hätte jeder dieser Höfe seltsam gewirkt, auch wenn sie den Grund nicht benennen konnte. Eine andere Form der Häuser, ein anderer Winkel der Dächer. Und viel öfter waren die Dächer mit Schiefer gedeckt statt mit Stroh, sofern man es unter dem Schnee, der sie bedeckte, ausmachen konnte. Natürlich gab es auch bei den Zwei Flüssen weniger Stroh und mehr Stein und Ziegelwerk als früher. Das hatte sie gesehen, in Tel'aran'rhiod . Veränderungen geschahen entweder so langsam, dass man nie wahrnahm, wie sie sich an einen anschlichen, oder überfielen einen so schnell, dass es Unbehagen bereitete, aber sie kamen. Nichts blieb so, wie es war, selbst wenn man das glaubte. Oder es hoffte.
    »Einige glauben, Ihr wollt ihn als Behüter an Euch binden«, sagte Delana unvermittelt. Sie hätte genauso gut an einer nichts sagenden Unterhaltung teilnehmen können. Ihre ganze Aufmerksamkeit schien darauf gerichtet zu sein, mit den grün behandschuhten Händen die Kapuze ihres Umhangs zu richten. Sie ritt gut und verschmolz so mühelos mit den Bewegungen ihres Pferdes, dass sie das Tier überhaupt nicht zu bemerken schien. »Einige glauben, dass Ihr das vielleicht bereits getan habt. Ich habe schon einige Zeit keinen mehr gehabt, aber allein das Wissen, dass Euer Behüter da ist, kann schon ein Trost sein. Wenn man den richtigen auswählt.«
    Egwene hob eine Braue - sie war stolz, dass sie die Frau nicht anstarrte; das war so ungefähr das letzte Thema, mit dem sie gerechnet hätte -, und Delana fügte hinzu: »Lord Gareth verbringt viel Zeit mit Euch. Er ist älter als üblich, aber Grüne wählen oft einen erfahreneren Mann als ihren Ersten aus. Ich weiß, dass Ihr nie einer Ajah angehört habt, aber ich halte Euch oft für eine Grüne. Wird Siuan erleichtert sein, wenn Ihr mit ihm einen Bund eingeht, oder aufgebracht? Manchmal glaube ich das eine, manchmal das andere. Ihre Beziehung, wenn man sie so nennen will, ist sehr seltsam, aber es scheint ihr nicht im Mindesten peinlich zu sein.«
    »Da müsst Ihr Siuan schon selbst fragen.« Egwenes Lächeln hatte Biss. So wie ihr Tonfall, was das anging. Sie verstand selbst nicht genau, warum Gareth Bryne ihr seine Loyalität angeboten hatte, aber der Saal der Burg hatte Besseres mit seiner Zeit anzufangen, als wie Dorfweiber zu klatschen. »Ihr könnt wem auch immer Ihr wollt sagen, dass ich mit keinem den Bund eingegangen bin, Delana. Lord Gareth verbringt Zeit mit mir, wie Ihr es ausgedrückt habt, weil ich die Amyrlin bin und er mein General ist. Daran könnt Ihr übrigens alle erinnern.« Also betrachtete Delana sie als Grüne. Das war die Ajah, die sie gewählt hätte, obwohl sie sich in Wahrheit nur einen Behüter wünschte. Aber Gawyn war entweder in Tar Valon oder auf dem Weg nach Caemlyn, und was auch zutreffen mochte, sie würde ihn in absehbarer Zeit nicht zu sehen bekommen. Sie tätschelte Daishars Hals unnötigerweise und bemühte sich, dass ihr Lächeln nicht zu einer finsteren Grimasse wurde. Es war angenehm gewesen, eine Zeit lang nicht an den Saal und an anderes denken zu müssen. Der Saal ließ sie verstehen, warum Siuan oft wie eine Bärin mit Zahnschmerzen ausgesehen hatte, als sie noch die Amyrlin gewesen war.
    »Ich würde nicht sagen, dass es zu einem allgemeinen Thema geworden ist«, murmelte Delana. »Bis jetzt. Aber es besteht ein gewisses Interesse daran, ob Ihr mit einem Behüter einen Bund eingeht oder nicht, und wer es sein wird. Ich bezweifle, dass man Gareth Bryne für eine kluge Wahl halten würde.« Sie drehte sich im Sattel um und schaute über die Schulter. Vermutlich in Richtung von Lord Gareth, aber als sich die Sitzende wieder nach vorn wandte, sagte sie sehr leise: »Sheriam war natürlich nie Eure Wahl als Behüterin der Chroniken, aber Ihr müsst wissen, dass die Ajahs den Rest von dem Haufen dazu veranlasst haben, Euch ebenfalls im Auge zu behalten.« Ihre graue Stute war kleiner als Daishar, daher musste sie zu Egwene aufsehen, was sie versuchte, nicht so aussehen zu lassen. Die blassen blauen Augen blickten plötzlich sehr scharf. »Manche glaubten,

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