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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Besucherinnen nach Neuigkeiten ausfragen. Die dann mit dem Rest der Ajah der Schwester geteilt wurden oder auch nicht, und mit sonst niemandem.
    Die Welt betrachtete die Aes Sedai als Monolithen, der sich massiv emportürmte - oder hatte es zumindest, bevor die Spaltung der Burg allgemein bekannt geworden war -, aber es war eine Tatsache, dass sie in allen Dingen unterschiedliche Positionen vertraten und der Saal der einzige wahre Treffpunkt darstellte, und die Schwestern selbst waren kaum mehr als eine Versammlung von Einsiedlern, die über das absolut erforderliche Minimum hinaus nicht mehr als drei Worte sagten - und das auch nur zu ihren Freundinnen. Oder zu einer anderen Schwester, die sich ihnen aus irgendeinem Grund angeschlossen hatte. Was auch immer sich an der Burg veränderte, Egwene war fest davon überzeugt, dass dies niemals anders werden würde. Es war sinnlos, so zu tun, als wären Aes Sedai jemals etwas anderes als Aes Sedai gewesen oder würden es jemals sein, ein breiter Fluss, der vorwärts strömte und dessen mächtige Strömungen in der Tiefe verborgen lagen, der seine Bahn mit unmerklicher Langsamkeit veränderte. Sie hatte an diesem Fluss ein paar Dämme gebaut, für ihre eigenen Zwekke hier und dort einen Strom abgezweigt, aber sie wusste, dass es nur zeitweilige Strukturen waren. Früher oder später würden diese tiefen Strömungen ihre Dämme unterspülen. Sie konnte nur beten, dass sie lange genug hielten. Beten und sie so gut abstützen, wie sie nur konnte.
    Gelegentlich tauchte eine Aufgenommene mit den sieben Farbstreifen auf der Kapuze ihres Umhangs in der Menge auf, aber bei den meisten Frauen handelte es sich um Novizinnen in schmuckloser weißer Wolle. Nur eine Hand voll der einundzwanzig Aufgenommenen im Lager besaßen gestreifte Umhänge, und sie bewahrten ihre wenigen mit Streifen versehenen Kleider für den Unterricht oder den Rapport bei Schwestern auf, aber man hatte große Anstrengungen unternommen, damit jede Novizin zu dieser Zeit in Weiß gekleidet war, und selbst wenn sie nur ein Kleid zum Wechseln hatte. Die Aufgenommenen versuchten sich unweigerlich mit dem schwanengleichen Dahingleiten der Aes Sedai zu bewegen, und einer oder zweien gelang das trotz der sich durchbiegenden Planken unter ihren Füßen auch, aber die Novizinnen schossen beinahe genauso schnell daher wie die Männer, erledigten Botengänge oder eilten in kleinen Gruppen zum Unterricht.
    Die Aes Sedai hatten schon seit langer Zeit nicht mehr so viele Novizinnen zu unterrichten gehabt, nicht seit den Trolloc-Kriegen, als es auch noch viel mehr Aes Sedai gegeben hatte, und plötzlich mit fast tausend Schülerinnen konfrontiert zu werden, hatte für ein heilloses Durcheinander gesorgt, bis man sie in »Familien« organisiert hatte. Diese Bezeichnung war noch nicht offiziell, aber er wurde selbst von den Schwestern benutzt, denen es noch immer nicht gefiel, jede Frau aufzunehmen, die darum bat. Jetzt wusste jede Novizin, wo sie wann zu sein hatte, und jede Schwester konnte es zumindest herausfinden. Ganz zu schweigen davon, dass die Zahl der Ausreißerinnen drastisch zurückgegangen war. Das war immer ein Problem gewesen, und vermutlich würden mehrere Hundert dieser Frauen sogar die Stola erringen. Keine Schwester wollte eine dieser Frauen verlieren, und von den anderen auch nicht, zumindest nicht, bevor die Entscheidung getroffen worden war, eine Frau fortzuschicken. Gelegentlich verdrückten sich noch immer Frauen, denen klar wurde, dass die Ausbildung härter als erwartet und der Weg zur Stola der Aes Sedai länger als gedacht war, aber die Familiengruppen erleichterten nicht nur die Übersicht; eine Frau, die sich auf fünf oder sechs Nichten, wie man sie nannte, stützen konnte, war weniger dazu geneigt, einfach zu verschwinden.
    Ein gutes Stück vor dem großen, rechteckigen Pavillon, der als Saal der Burg diente, lenkte sie Daishar in eine Seitenstraße. Der Gehweg vor dem hellbraunen Segeltuchpavillon war leer - niemand näherte sich dem Saal, der dort nichts zu suchen hatte -, aber die oft geflickte Eingangsplane war heruntergelassen, also konnte man unmöglich wissen, wer plötzlich herauskommen konnte. Jede Sitzende würde Daishar sofort erkennen, und einigen von ihnen wollte Egwene noch mehr aus dem Weg gehen als anderen. Lelaine und Romanda zum Beispiel, die sich ihrer Autorität so instinktiv widersetzten, wie sie gegeneinander kämpften. Oder jedem, der angefangen hatte, von Verhandlungen zu

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