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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu machen und es zu verbergen, sodass sie das Quietschen nicht jedes Mal hätte dämpfen müssen - sie war davon überzeugt, dass es sie gab -, aber Mesaana weigerte sich, es ihr beizubringen.
    Mesaana war die eigentliche Ursache ihres Ärgers. Die Auserwählte lehrte, was sie wollte, und kein bisschen mehr, machte Andeutungen über Wunder und behielt sie dann für sich. Außerdem benutzte Mesaana sie wie eine Botin. Sie saß an der Spitze des Obersten Rates und kannte die Namen einer jeden Schwarzen Schwester jedes einzelnen Herzens, was Mesaana nicht tat. Die Frau zeigte nur geringes Interesse daran, wer ihre Befehle ausführte, solange sie ausgeführt wurden, und zwar buchstabengetreu. Viel zu oft wollte sie sie von Alviarin ausgeführt sehen und zwang sie dazu, sich mit Frauen und Männern abgeben zu müssen, die sich für Gleichgestellte hielten, bloß weil sie ebenfalls dem Großen Herrn dienten. Zu viele der Freunde betrachteten sich als den Aes Sedai gleichgestellt oder sogar überlegen. Widerwärtige kleine Nagetiere, von denen keiner die Macht lenken konnte, und Alviarin musste höflich zu ihnen sein, nur weil einige von ihnen möglicherweise einem anderen der Auserwählten dienten! Es war offensichtlich, dass Mesaana es nicht genau wusste. Sie war eine Auserwählte, und wegen ihrer eigenen Unsicherheit ließ sie Alviarin den Straßendreck anlächeln.
    Die Kugel aus gedämpftem Licht schwebte ihr voraus und sorgte für Helligkeit. Alviarin rauschte durch den primitiven Steinkorridor und wirbelte den Staub hinter ihr mit federhaften Strichen aus Luft auf, damit er unberührt erschien, dabei ging sie im Geiste mehrere ausgesuchte Dinge durch, die sie Mesaana gern gesagt hätte. Natürlich würde sie das nicht tun, was ihre Gereiztheit nur noch verstärkte. Einen Auserwählten auch nur auf die sanfteste Weise zu kritisieren war ein kurzer Weg in den Schmerz, vielleicht sogar in den Tod. Vermutlich sogar beides. Bei den Auserwählten gab es nur einen Weg, um zu überleben, man musste kriechen und gehorchen, und das Erstere war so wichtig wie das Letztere. Der Preis der Unsterblichkeit war ein bisschen kriechen wert. Damit konnte sie alle Macht erreichen, die sie wollte, viel mehr, als je eine Amyrlin gehabt hatte. Doch zuerst musste sie überleben.
    Als sie den oberen Teil der ersten Rampe erreichte, machte sie sich nicht länger die Mühe, ihre Spuren zu verbergen. Hier gab es bei weitem nicht mehr so viel Staub, und er war von den Rädern der Handkarren und mit Schuhabdrücken gezeichnet; eine weitere Reihe kaum sichtbarer Spuren würde nicht auffallen. Aber sie ging schnell. Für gewöhnlich heiterte der Gedanke, ewig zu leben, sie auf, genau wie der Gedanke, schließlich durch Mesaana Macht auszuüben, wie sie es jetzt durch Elaida tat. Nun gut, es war nur fast das Gleiche; die Vorstellung, Mesaana in das gleiche Stadium der Willfährigkeit zu bringen wie Elaida, war zu ehrgeizig, aber sie würde die Frau mit Strippen ausstatten können, die ihren eigenen Aufstieg garantierten. Heute musste sie sich darauf konzentrieren, dass sie die Burg fast einen Monat lang verlassen hatte. Mesaana hatte sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, Elaida während ihrer Abwesenheit unter Kontrolle zu halten, obwohl die Auserwählte sicherlich Alviarin die Schuld geben würde, wenn etwas schief gelaufen war. Natürlich war Elaida nach dem letzten Mal ordentlich eingeschüchtert. Die Frau hatte förmlich darum gebettelt , von den privaten Bußsitzungen bei der Oberin der Novizinnen entbunden zu werden. Natürlich war sie zu eingeschüchtert, um aus der Reihe zu tanzen. Alviarin schob Elaida energisch in den Hintergrund ihrer Gedanken, aber sie verlangsamte ihre Schritte nicht.
    Eine zweite Rampe brachte sie in das oberste Kellergewölbe, wo sie die glühende Kugel verlöschen ließ und Saidar losließ. Hier wurden die Schatten von Lichtkreisen erhellt, die fast ineinander übergingen, von Lampen in Eisenständern an den Steinwänden erzeugt, die auf dieser Ebene ordentlich verkleidet waren. Hier bewegte sich nichts außer einer Ratte, die mit kaum hörbarem Trippeln über die Bodenfliesen davonhuschte. Das ließ Alviarin beinahe lächeln. Beinahe. Die Augen des Großen Herrn durchlöcherten jetzt die Burg, obwohl niemand bemerkt zu haben schien, dass die Schutzgewebe versagt hatten. Sie glaubte nicht, dass Mesaana dafür verantwortlich war; die Gewebe funktionierten einfach nicht mehr so, wie sie sollten. Es gab... Lücken. Ihr

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